Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut.
alkalisch gelten kan, versichert es der berümte Schwen-
ke
(g), und es hat auch Eller mit Augen gesehen, daß
dieses unter Blut gemischte Salz einen lebhaft roten
Gallert zum Vorschein gebracht hat (h). Die neuern
Versuche des berümten Anton von Haen (i) bestätigen
es, daß der Salmiakgeist das Blut in eine dergleichen
zähe Materie, die sich zu einer Art von Kole mit der
Zeit verwandeln würde, verkeret. Sprizzt man eben
diesen Geist in eine Blutader, so richtet er ein Thier
hin (k), wofern man nicht denselben in kleiner Dose
dazu nimmt (l), und man pflegt bei dieser Arbeit das
Blut allenthalben, längst der ganzen Holader, geronnen
zu finden (m). So haben spanische Fliegen, die man
den Adern beigebracht, da sie zugleich laugenhaft und
flüchtig sind, das Blut schwarz gefärbt und verdikket (n):
und es hat der von ihnen ausgezogne Saft zwar das
Blut nicht lebrig, aber doch vollkommen schwarz ge-
macht (o).

Um nun diese widrige Meinungen unter einander zu
vereinigen, gos ich Oleum Tartari per deliquium (zer-
flossnes Weinsteinöl) zu gesundem und frisch aus der Ader
gelassnem Blute, welches ich in verschiedne Gefässe auf-
fangen lassen; eben dieses geschahe auch mit dem Hirsch-
horngeiste, den ich unter das Blut gos. Der leztere
machte das Blut schwarz, und er verursachte wolkige
und häutige Gerinnungen, welche aber kaum etliche
Stunden dauren mochten. Da ich eben diesen Geist

zu
(g) [Spaltenumbruch] S. 189.
(h) S. 14.
(i) S. 112.
(k) petit Epist. II. Drelincourt
angef. Ort. S. 951. bavtzmann
in Dissert. de peste. Leid.
1673.
indem er von eben dem Versuche
des Drelincourts redet; covr-
ten
Philos. Transact. n.
335. Zol-
licofer
angef. Ort. Van Alsem
[Spaltenumbruch] auch so gar nach einem einzigen
eingesprizzten Quentchen.
(l) Petit angef. Ort. Hieher
rechne ich den nicht eben tödlichen
Erfolg in dem Versuche des Har-
ders
Apiar. Obs. 25.
(m) Zollicofer angef. Ort.
(n) veratti Comment. Bonon.
T. II. Part. II.
S. 108.
(o) Baglivi angef. Ort. S. 464.
Experiment. de vesic. II.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
alkaliſch gelten kan, verſichert es der beruͤmte Schwen-
ke
(g), und es hat auch Eller mit Augen geſehen, daß
dieſes unter Blut gemiſchte Salz einen lebhaft roten
Gallert zum Vorſchein gebracht hat (h). Die neuern
Verſuche des beruͤmten Anton von Haen (i) beſtaͤtigen
es, daß der Salmiakgeiſt das Blut in eine dergleichen
zaͤhe Materie, die ſich zu einer Art von Kole mit der
Zeit verwandeln wuͤrde, verkeret. Sprizzt man eben
dieſen Geiſt in eine Blutader, ſo richtet er ein Thier
hin (k), wofern man nicht denſelben in kleiner Doſe
dazu nimmt (l), und man pflegt bei dieſer Arbeit das
Blut allenthalben, laͤngſt der ganzen Holader, geronnen
zu finden (m). So haben ſpaniſche Fliegen, die man
den Adern beigebracht, da ſie zugleich laugenhaft und
fluͤchtig ſind, das Blut ſchwarz gefaͤrbt und verdikket (n):
und es hat der von ihnen ausgezogne Saft zwar das
Blut nicht lebrig, aber doch vollkommen ſchwarz ge-
macht (o).

Um nun dieſe widrige Meinungen unter einander zu
vereinigen, gos ich Oleum Tartari per deliquium (zer-
floſſnes Weinſteinoͤl) zu geſundem und friſch aus der Ader
gelaſſnem Blute, welches ich in verſchiedne Gefaͤſſe auf-
fangen laſſen; eben dieſes geſchahe auch mit dem Hirſch-
horngeiſte, den ich unter das Blut gos. Der leztere
machte das Blut ſchwarz, und er verurſachte wolkige
und haͤutige Gerinnungen, welche aber kaum etliche
Stunden dauren mochten. Da ich eben dieſen Geiſt

zu
(g) [Spaltenumbruch] S. 189.
(h) S. 14.
(i) S. 112.
(k) petit Epiſt. II. Drelincourt
angef. Ort. S. 951. bavtzmann
in Diſſert. de peſte. Leid.
1673.
indem er von eben dem Verſuche
des Drelincourts redet; covr-
ten
Philoſ. Transact. n.
335. Zol-
licofer
angef. Ort. Van Alſem
[Spaltenumbruch] auch ſo gar nach einem einzigen
eingeſprizzten Quentchen.
(l) Petit angef. Ort. Hieher
rechne ich den nicht eben toͤdlichen
Erfolg in dem Verſuche des Har-
ders
Apiar. Obſ. 25.
(m) Zollicofer angef. Ort.
(n) veratti Comment. Bonon.
T. II. Part. II.
S. 108.
(o) Baglivi angef. Ort. S. 464.
Experiment. de veſic. II.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0148" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
alkali&#x017F;ch gelten kan, ver&#x017F;ichert es der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Schwen-<lb/>
ke</hi> <note place="foot" n="(g)"><cb/>
S. 189.</note>, und es hat auch <hi rendition="#fr">Eller</hi> mit Augen ge&#x017F;ehen, daß<lb/>
die&#x017F;es unter Blut gemi&#x017F;chte Salz einen lebhaft roten<lb/>
Gallert zum Vor&#x017F;chein gebracht hat <note place="foot" n="(h)">S. 14.</note>. Die neuern<lb/>
Ver&#x017F;uche des beru&#x0364;mten Anton von <hi rendition="#fr">Haen</hi> <note place="foot" n="(i)">S. 112.</note> be&#x017F;ta&#x0364;tigen<lb/>
es, daß der Salmiakgei&#x017F;t das Blut in eine dergleichen<lb/>
za&#x0364;he Materie, die &#x017F;ich zu einer Art von Kole mit der<lb/>
Zeit verwandeln wu&#x0364;rde, verkeret. Sprizzt man eben<lb/>
die&#x017F;en Gei&#x017F;t in eine Blutader, &#x017F;o richtet er ein Thier<lb/>
hin <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">petit</hi> Epi&#x017F;t. II.</hi><hi rendition="#fr">Drelincourt</hi><lb/>
angef. Ort. S. 951. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bavtzmann</hi><lb/>
in Di&#x017F;&#x017F;ert. de pe&#x017F;te. Leid.</hi> 1673.<lb/>
indem er von eben dem Ver&#x017F;uche<lb/>
des <hi rendition="#fr">Drelincourts</hi> redet; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">covr-<lb/>
ten</hi> Philo&#x017F;. Transact. n.</hi> 335. <hi rendition="#fr">Zol-<lb/>
licofer</hi> angef. Ort. Van <hi rendition="#fr">Al&#x017F;em</hi><lb/><cb/>
auch &#x017F;o gar nach einem einzigen<lb/>
einge&#x017F;prizzten Quentchen.</note>, wofern man nicht den&#x017F;elben in kleiner Do&#x017F;e<lb/>
dazu nimmt <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#fr">Petit</hi> angef. Ort. Hieher<lb/>
rechne ich den nicht eben to&#x0364;dlichen<lb/>
Erfolg in dem Ver&#x017F;uche des <hi rendition="#fr">Har-<lb/>
ders</hi> <hi rendition="#aq">Apiar. Ob&#x017F;.</hi> 25.</note>, und man pflegt bei die&#x017F;er Arbeit das<lb/>
Blut allenthalben, la&#x0364;ng&#x017F;t der ganzen Holader, geronnen<lb/>
zu finden <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#fr">Zollicofer</hi> angef. Ort.</note>. So haben &#x017F;pani&#x017F;che Fliegen, die man<lb/>
den Adern beigebracht, da &#x017F;ie zugleich laugenhaft und<lb/>
flu&#x0364;chtig &#x017F;ind, das Blut &#x017F;chwarz gefa&#x0364;rbt und verdikket <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">veratti</hi> Comment. Bonon.<lb/>
T. II. Part. II.</hi> S. 108.</note>:<lb/>
und es hat der von ihnen ausgezogne Saft zwar das<lb/>
Blut nicht lebrig, aber doch vollkommen &#x017F;chwarz ge-<lb/>
macht <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#fr">Baglivi</hi> angef. Ort. S. 464.<lb/><hi rendition="#aq">Experiment. de ve&#x017F;ic. II.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Um nun die&#x017F;e widrige Meinungen unter einander zu<lb/>
vereinigen, gos ich Oleum Tartari per deliquium (zer-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;nes Wein&#x017F;teino&#x0364;l) zu ge&#x017F;undem und fri&#x017F;ch aus der Ader<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;nem Blute, welches ich in ver&#x017F;chiedne Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auf-<lb/>
fangen la&#x017F;&#x017F;en; eben die&#x017F;es ge&#x017F;chahe auch mit dem Hir&#x017F;ch-<lb/>
horngei&#x017F;te, den ich unter das Blut gos. Der leztere<lb/>
machte das Blut &#x017F;chwarz, und er verur&#x017F;achte wolkige<lb/>
und ha&#x0364;utige Gerinnungen, welche aber kaum etliche<lb/>
Stunden dauren mochten. Da ich eben die&#x017F;en Gei&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0148] Fuͤnftes Buch. Das Blut. alkaliſch gelten kan, verſichert es der beruͤmte Schwen- ke (g), und es hat auch Eller mit Augen geſehen, daß dieſes unter Blut gemiſchte Salz einen lebhaft roten Gallert zum Vorſchein gebracht hat (h). Die neuern Verſuche des beruͤmten Anton von Haen (i) beſtaͤtigen es, daß der Salmiakgeiſt das Blut in eine dergleichen zaͤhe Materie, die ſich zu einer Art von Kole mit der Zeit verwandeln wuͤrde, verkeret. Sprizzt man eben dieſen Geiſt in eine Blutader, ſo richtet er ein Thier hin (k), wofern man nicht denſelben in kleiner Doſe dazu nimmt (l), und man pflegt bei dieſer Arbeit das Blut allenthalben, laͤngſt der ganzen Holader, geronnen zu finden (m). So haben ſpaniſche Fliegen, die man den Adern beigebracht, da ſie zugleich laugenhaft und fluͤchtig ſind, das Blut ſchwarz gefaͤrbt und verdikket (n): und es hat der von ihnen ausgezogne Saft zwar das Blut nicht lebrig, aber doch vollkommen ſchwarz ge- macht (o). Um nun dieſe widrige Meinungen unter einander zu vereinigen, gos ich Oleum Tartari per deliquium (zer- floſſnes Weinſteinoͤl) zu geſundem und friſch aus der Ader gelaſſnem Blute, welches ich in verſchiedne Gefaͤſſe auf- fangen laſſen; eben dieſes geſchahe auch mit dem Hirſch- horngeiſte, den ich unter das Blut gos. Der leztere machte das Blut ſchwarz, und er verurſachte wolkige und haͤutige Gerinnungen, welche aber kaum etliche Stunden dauren mochten. Da ich eben dieſen Geiſt zu (g) S. 189. (h) S. 14. (i) S. 112. (k) petit Epiſt. II. Drelincourt angef. Ort. S. 951. bavtzmann in Diſſert. de peſte. Leid. 1673. indem er von eben dem Verſuche des Drelincourts redet; covr- ten Philoſ. Transact. n. 335. Zol- licofer angef. Ort. Van Alſem auch ſo gar nach einem einzigen eingeſprizzten Quentchen. (l) Petit angef. Ort. Hieher rechne ich den nicht eben toͤdlichen Erfolg in dem Verſuche des Har- ders Apiar. Obſ. 25. (m) Zollicofer angef. Ort. (n) veratti Comment. Bonon. T. II. Part. II. S. 108. (o) Baglivi angef. Ort. S. 464. Experiment. de veſic. II.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/148
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/148>, abgerufen am 23.11.2024.