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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Das Rothe darinnen.
welches nicht mit roten Kügelchen angefüllt wäre. Die-
ses stimmt mit der Theorie der berühmten Engländer
überein als welche die Natur der Vollblütigkeit nicht
in dem Ueberschusse des gesammten Blutes, sondern in
dem Ueberflusse der roten Kügelchen (e) fanden.

Daß ihre Menge in kalten Thieren kleiner sei, als
in Thieren von warmen Blute, wenn man die Blutkü-
gelchen mit dem Salzwasser in Vergleichung stellt, da-
von gibt bereits Leeuwenhoek Bericht, und hieraus
folgerte eben Thomas Schwenke (f) die Ursache, war-
um das kalte Blut in Thieren, die nicht mehr als eine
einzige Herzkammer bekommen haben, gelblich aussieht.
Daß sich auch in den Schnekken weniger Blutkügelchen,
und hingegen sehr viel Salzwasser befinden, bemerket
Lister (g), und mit grösserer Genauigkeit, auch Vin-
centius Menghin (h), daß ihrer weniger im Aale, als
in Fröschen, in Fröschen weniger Kügelchen als im
Menschen, und daß überhaupt in Fischen und Vögeln
ihrer wenige angetroffen würden. Doch ich schreibe al-
les dieses auf die Rechnung ermatteter Thiere, welche
man nur gar zu oft dem Zergliedrungsmesser unterwirft,
indem ich viel zu sehr versichert bin, daß in muntern
Kröten und in wohlgefütterten Fröschen nicht allein das
röteste Blut, welches dem menschlichen in keinem Grade
an Röte was nachgibt, zugegen ist, sondern daß sich
auch in den Schlagadern und Blutadern derselben, wel-
che man dem Vergrössrungsglase unterwirft, eine so gros-
se Menge von Kügelchen bewegt, daß kein Plazz zu meh-
rern übrig gelassen ist.

§. 15.
(e) [Spaltenumbruch] Georgius martine Essays
of a Society at Edimb. T. II.
S. 83.
Bryan robinson of food and dis-
charges.
S. 65.
(f) S. 119. Es sezzet eben die-
ser Schriftsteller das Verhältnis
des Roten im Blute, in den Land-
[Spaltenumbruch] thieren um so viel grösser an, daß
es das Rote in den Wasserthieren
um fünf und zwanzigmal über-
treffen soll. S. 79.
(g) De Cochleis. S. 45.
(h) Angef. Ort. S. 258.

Das Rothe darinnen.
welches nicht mit roten Kuͤgelchen angefuͤllt waͤre. Die-
ſes ſtimmt mit der Theorie der beruͤhmten Englaͤnder
uͤberein als welche die Natur der Vollbluͤtigkeit nicht
in dem Ueberſchuſſe des geſammten Blutes, ſondern in
dem Ueberfluſſe der roten Kuͤgelchen (e) fanden.

Daß ihre Menge in kalten Thieren kleiner ſei, als
in Thieren von warmen Blute, wenn man die Blutkuͤ-
gelchen mit dem Salzwaſſer in Vergleichung ſtellt, da-
von gibt bereits Leeuwenhoek Bericht, und hieraus
folgerte eben Thomas Schwenke (f) die Urſache, war-
um das kalte Blut in Thieren, die nicht mehr als eine
einzige Herzkammer bekommen haben, gelblich ausſieht.
Daß ſich auch in den Schnekken weniger Blutkuͤgelchen,
und hingegen ſehr viel Salzwaſſer befinden, bemerket
Liſter (g), und mit groͤſſerer Genauigkeit, auch Vin-
centius Menghin (h), daß ihrer weniger im Aale, als
in Froͤſchen, in Froͤſchen weniger Kuͤgelchen als im
Menſchen, und daß uͤberhaupt in Fiſchen und Voͤgeln
ihrer wenige angetroffen wuͤrden. Doch ich ſchreibe al-
les dieſes auf die Rechnung ermatteter Thiere, welche
man nur gar zu oft dem Zergliedrungsmeſſer unterwirft,
indem ich viel zu ſehr verſichert bin, daß in muntern
Kroͤten und in wohlgefuͤtterten Froͤſchen nicht allein das
roͤteſte Blut, welches dem menſchlichen in keinem Grade
an Roͤte was nachgibt, zugegen iſt, ſondern daß ſich
auch in den Schlagadern und Blutadern derſelben, wel-
che man dem Vergroͤſſrungsglaſe unterwirft, eine ſo groſ-
ſe Menge von Kuͤgelchen bewegt, daß kein Plazz zu meh-
rern uͤbrig gelaſſen iſt.

§. 15.
(e) [Spaltenumbruch] Georgius martine Eſſays
of a Society at Edimb. T. II.
S. 83.
Bryan robinſon of food and diſ-
charges.
S. 65.
(f) S. 119. Es ſezzet eben die-
ſer Schriftſteller das Verhaͤltnis
des Roten im Blute, in den Land-
[Spaltenumbruch] thieren um ſo viel groͤſſer an, daß
es das Rote in den Waſſerthieren
um fuͤnf und zwanzigmal uͤber-
treffen ſoll. S. 79.
(g) De Cochleis. S. 45.
(h) Angef. Ort. S. 258.
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[91/0111] Das Rothe darinnen. welches nicht mit roten Kuͤgelchen angefuͤllt waͤre. Die- ſes ſtimmt mit der Theorie der beruͤhmten Englaͤnder uͤberein als welche die Natur der Vollbluͤtigkeit nicht in dem Ueberſchuſſe des geſammten Blutes, ſondern in dem Ueberfluſſe der roten Kuͤgelchen (e) fanden. Daß ihre Menge in kalten Thieren kleiner ſei, als in Thieren von warmen Blute, wenn man die Blutkuͤ- gelchen mit dem Salzwaſſer in Vergleichung ſtellt, da- von gibt bereits Leeuwenhoek Bericht, und hieraus folgerte eben Thomas Schwenke (f) die Urſache, war- um das kalte Blut in Thieren, die nicht mehr als eine einzige Herzkammer bekommen haben, gelblich ausſieht. Daß ſich auch in den Schnekken weniger Blutkuͤgelchen, und hingegen ſehr viel Salzwaſſer befinden, bemerket Liſter (g), und mit groͤſſerer Genauigkeit, auch Vin- centius Menghin (h), daß ihrer weniger im Aale, als in Froͤſchen, in Froͤſchen weniger Kuͤgelchen als im Menſchen, und daß uͤberhaupt in Fiſchen und Voͤgeln ihrer wenige angetroffen wuͤrden. Doch ich ſchreibe al- les dieſes auf die Rechnung ermatteter Thiere, welche man nur gar zu oft dem Zergliedrungsmeſſer unterwirft, indem ich viel zu ſehr verſichert bin, daß in muntern Kroͤten und in wohlgefuͤtterten Froͤſchen nicht allein das roͤteſte Blut, welches dem menſchlichen in keinem Grade an Roͤte was nachgibt, zugegen iſt, ſondern daß ſich auch in den Schlagadern und Blutadern derſelben, wel- che man dem Vergroͤſſrungsglaſe unterwirft, eine ſo groſ- ſe Menge von Kuͤgelchen bewegt, daß kein Plazz zu meh- rern uͤbrig gelaſſen iſt. §. 15. (e) Georgius martine Eſſays of a Society at Edimb. T. II. S. 83. Bryan robinſon of food and diſ- charges. S. 65. (f) S. 119. Es ſezzet eben die- ſer Schriftſteller das Verhaͤltnis des Roten im Blute, in den Land- thieren um ſo viel groͤſſer an, daß es das Rote in den Waſſerthieren um fuͤnf und zwanzigmal uͤber- treffen ſoll. S. 79. (g) De Cochleis. S. 45. (h) Angef. Ort. S. 258.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/111>, abgerufen am 24.11.2024.