Anton von Leeuwenhoek eignet diesen Grundstof- fen eine beständige Grösse zu, und ich kann mich eben- falls nicht erinnern, daß ich eine Verschiedenheit unter ihnen bemerkt hätte, indem ich mich nur weniger thieri- schen Geschlechter, und noch darzu lauter solcher bedient habe, deren Blut kalt ist. Doch der gedachte berühmte Holländer fand die Grösse der roten Blutkügelchen, in Thieren von noch so verschiedner Grösse, allezeit einerlei, und sie waren im Blute der Rinder niemals grösser, als sie im Frosche waren, und es befand sich unter ihnen im Kaninchen, Schafe, im Menschen, im Rinde einerlei Grösse, und so wenig im Wallfische, als im kleinsten Fischgen (u) einiger merklicher Unterscheid. Eben so sa- he der berühmte Muys im Blute des indianischen Haus- huns, im Blute des Sperlings, eines jungen Esels (asellus), eines jungen Schweins, des Menschen, Och- sen, Schafes, des Maulwurfs oder einer Maus, über- all gleich grosse Kügelchen (x). Daß sie im Menschen und im Affen von gleicher Grösse gefunden werden, be- zeuget Franz Boißier(y). Und dennoch hegen andre verschiedne Meinungen davon. Jn den Fischen macht sie nämlich Johann Tabor(z) grösser, als sie in war- men Thieren sind, und in der Eidechse gibt ihnen Cow- per(a) einen grössern, und fast zweimal so grossen Durch- messer, als sie im Menschen haben. Dem leztern fol- get bis jezt Henrich Baker(b), wenigstens in der Absicht,
daß
(u)[Spaltenumbruch]Continuatio arcanorum na- turae. S. 220. Philos. Transact. n. 293
(x) S. 298. 299. 300. Jndessen nennet selbiger doch auch andre eirunde Körperchen, die noch ein- mal so gros, als andre gewesen. S. 300.
(y)[Spaltenumbruch]Memoire sur la maladie des Boeufs. S. 17.
(z)Exerc. S. 58.
(a)Philosoph. Transact. n. 280.
(b)The microscope made easy S. 126. Um zehnmal grösser fand er sie in der Wasserlaus (ricinus aquaticus) Hoglouse S. 352.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
§. 12. Die Groͤſſe der Blutkuͤgelchen.
Anton von Leeuwenhoek eignet dieſen Grundſtof- fen eine beſtaͤndige Groͤſſe zu, und ich kann mich eben- falls nicht erinnern, daß ich eine Verſchiedenheit unter ihnen bemerkt haͤtte, indem ich mich nur weniger thieri- ſchen Geſchlechter, und noch darzu lauter ſolcher bedient habe, deren Blut kalt iſt. Doch der gedachte beruͤhmte Hollaͤnder fand die Groͤſſe der roten Blutkuͤgelchen, in Thieren von noch ſo verſchiedner Groͤſſe, allezeit einerlei, und ſie waren im Blute der Rinder niemals groͤſſer, als ſie im Froſche waren, und es befand ſich unter ihnen im Kaninchen, Schafe, im Menſchen, im Rinde einerlei Groͤſſe, und ſo wenig im Wallfiſche, als im kleinſten Fiſchgen (u) einiger merklicher Unterſcheid. Eben ſo ſa- he der beruͤhmte Muys im Blute des indianiſchen Haus- huns, im Blute des Sperlings, eines jungen Eſels (aſellus), eines jungen Schweins, des Menſchen, Och- ſen, Schafes, des Maulwurfs oder einer Maus, uͤber- all gleich groſſe Kuͤgelchen (x). Daß ſie im Menſchen und im Affen von gleicher Groͤſſe gefunden werden, be- zeuget Franz Boißier(y). Und dennoch hegen andre verſchiedne Meinungen davon. Jn den Fiſchen macht ſie naͤmlich Johann Tabor(z) groͤſſer, als ſie in war- men Thieren ſind, und in der Eidechſe gibt ihnen Cow- per(a) einen groͤſſern, und faſt zweimal ſo groſſen Durch- meſſer, als ſie im Menſchen haben. Dem leztern fol- get bis jezt Henrich Baker(b), wenigſtens in der Abſicht,
daß
(u)[Spaltenumbruch]Continuatio arcanorum na- turae. S. 220. Philoſ. Transact. n. 293
(x) S. 298. 299. 300. Jndeſſen nennet ſelbiger doch auch andre eirunde Koͤrperchen, die noch ein- mal ſo gros, als andre geweſen. S. 300.
(y)[Spaltenumbruch]Memoire ſur la maladie des Bœufs. S. 17.
(z)Exerc. S. 58.
(a)Philoſoph. Transact. n. 280.
(b)The microſcope made eaſy S. 126. Um zehnmal groͤſſer fand er ſie in der Waſſerlaus (ricinus aquaticus) Hoglouſe S. 352.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0106"n="86"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Fuͤnftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 12.<lb/>
Die Groͤſſe der Blutkuͤgelchen.</head><lb/><p>Anton von <hirendition="#fr">Leeuwenhoek</hi> eignet dieſen Grundſtof-<lb/>
fen eine beſtaͤndige Groͤſſe zu, und ich kann mich eben-<lb/>
falls nicht erinnern, daß ich eine Verſchiedenheit unter<lb/>
ihnen bemerkt haͤtte, indem ich mich nur weniger thieri-<lb/>ſchen Geſchlechter, und noch darzu lauter ſolcher bedient<lb/>
habe, deren Blut kalt iſt. Doch der gedachte beruͤhmte<lb/>
Hollaͤnder fand die Groͤſſe der roten Blutkuͤgelchen, in<lb/>
Thieren von noch ſo verſchiedner Groͤſſe, allezeit einerlei,<lb/>
und ſie waren im Blute der Rinder niemals groͤſſer, als<lb/>ſie im Froſche waren, und es befand ſich unter ihnen im<lb/>
Kaninchen, Schafe, im Menſchen, im Rinde einerlei<lb/>
Groͤſſe, und ſo wenig im Wallfiſche, als im kleinſten<lb/>
Fiſchgen <noteplace="foot"n="(u)"><cb/><hirendition="#aq">Continuatio arcanorum na-<lb/>
turae.</hi> S. 220. <hirendition="#aq">Philoſ. Transact.<lb/>
n.</hi> 293</note> einiger merklicher Unterſcheid. Eben ſo ſa-<lb/>
he der beruͤhmte <hirendition="#fr">Muys</hi> im Blute des indianiſchen Haus-<lb/>
huns, im Blute des Sperlings, eines jungen Eſels<lb/>
(<hirendition="#aq">aſellus</hi>), eines jungen Schweins, des Menſchen, Och-<lb/>ſen, Schafes, des Maulwurfs oder einer Maus, uͤber-<lb/>
all gleich groſſe Kuͤgelchen <noteplace="foot"n="(x)">S. 298. 299. 300. Jndeſſen<lb/>
nennet ſelbiger doch auch andre<lb/>
eirunde Koͤrperchen, die noch ein-<lb/>
mal ſo gros, als andre geweſen.<lb/>
S. 300.</note>. Daß ſie im Menſchen<lb/>
und im Affen von gleicher Groͤſſe gefunden werden, be-<lb/>
zeuget Franz <hirendition="#fr">Boißier</hi><noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#aq">Memoire ſur la maladie des<lb/>
Bœufs.</hi> S. 17.</note>. Und dennoch hegen andre<lb/>
verſchiedne Meinungen davon. Jn den Fiſchen macht<lb/>ſie naͤmlich Johann <hirendition="#fr">Tabor</hi><noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">Exerc.</hi> S. 58.</note> groͤſſer, als ſie in war-<lb/>
men Thieren ſind, und in der Eidechſe gibt ihnen <hirendition="#fr">Cow-<lb/>
per</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Philoſoph. Transact. n.</hi> 280.</note> einen groͤſſern, und faſt zweimal ſo groſſen Durch-<lb/>
meſſer, als ſie im Menſchen haben. Dem leztern fol-<lb/>
get bis jezt Henrich <hirendition="#fr">Baker</hi><noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">The microſcope made eaſy</hi><lb/>
S. 126. Um zehnmal groͤſſer fand<lb/>
er ſie in der Waſſerlaus <hirendition="#aq">(ricinus<lb/>
aquaticus) Hoglouſe</hi> S. 352.</note>, wenigſtens in der Abſicht,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[86/0106]
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
§. 12.
Die Groͤſſe der Blutkuͤgelchen.
Anton von Leeuwenhoek eignet dieſen Grundſtof-
fen eine beſtaͤndige Groͤſſe zu, und ich kann mich eben-
falls nicht erinnern, daß ich eine Verſchiedenheit unter
ihnen bemerkt haͤtte, indem ich mich nur weniger thieri-
ſchen Geſchlechter, und noch darzu lauter ſolcher bedient
habe, deren Blut kalt iſt. Doch der gedachte beruͤhmte
Hollaͤnder fand die Groͤſſe der roten Blutkuͤgelchen, in
Thieren von noch ſo verſchiedner Groͤſſe, allezeit einerlei,
und ſie waren im Blute der Rinder niemals groͤſſer, als
ſie im Froſche waren, und es befand ſich unter ihnen im
Kaninchen, Schafe, im Menſchen, im Rinde einerlei
Groͤſſe, und ſo wenig im Wallfiſche, als im kleinſten
Fiſchgen (u) einiger merklicher Unterſcheid. Eben ſo ſa-
he der beruͤhmte Muys im Blute des indianiſchen Haus-
huns, im Blute des Sperlings, eines jungen Eſels
(aſellus), eines jungen Schweins, des Menſchen, Och-
ſen, Schafes, des Maulwurfs oder einer Maus, uͤber-
all gleich groſſe Kuͤgelchen (x). Daß ſie im Menſchen
und im Affen von gleicher Groͤſſe gefunden werden, be-
zeuget Franz Boißier (y). Und dennoch hegen andre
verſchiedne Meinungen davon. Jn den Fiſchen macht
ſie naͤmlich Johann Tabor (z) groͤſſer, als ſie in war-
men Thieren ſind, und in der Eidechſe gibt ihnen Cow-
per (a) einen groͤſſern, und faſt zweimal ſo groſſen Durch-
meſſer, als ſie im Menſchen haben. Dem leztern fol-
get bis jezt Henrich Baker (b), wenigſtens in der Abſicht,
daß
(u)
Continuatio arcanorum na-
turae. S. 220. Philoſ. Transact.
n. 293
(x) S. 298. 299. 300. Jndeſſen
nennet ſelbiger doch auch andre
eirunde Koͤrperchen, die noch ein-
mal ſo gros, als andre geweſen.
S. 300.
(y)
Memoire ſur la maladie des
Bœufs. S. 17.
(z) Exerc. S. 58.
(a) Philoſoph. Transact. n. 280.
(b) The microſcope made eaſy
S. 126. Um zehnmal groͤſſer fand
er ſie in der Waſſerlaus (ricinus
aquaticus) Hoglouſe S. 352.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/106>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.