Die aus dem Hirschhorne entstandene Luft erfüllte eben- falls den 234sten Theil der Hornmasse, und sie betrug, so lange sie den Knochen einnahm, den siebenten Theil vom Ganzen (k). Die Luft scheinet das Hauptband der Elementartheile zu seyn, indem dieselben nicht ehe von einander loßlassen, als bis die Luft daraus vertrieben worden, die sich in jeder Auflösung unter der Gestalt der Blasen, sogar im Menschensteine, in den Flußkie- seln (l) oder jedem andern harten Körper sehen läßt. Jn wiefern diese Luft aber ihre Stoskraft verlustig geht, und sich dagegen der Anziehungskraft bemächtigt, wie sie das Zusammenhängen der Stoffe in einem festen Körper bewirket und vermehret, dieses läßt sich von den Versuchen zwar darthun, aber mit den mechanischen Ge- sezzen nicht vereinigen (m).
Aus diesen Grundtheilen, der Erde, dem Wasser, dem Oele, dem Eisen und der Luft zusammen ver- bunden, entsteht eine Faser, der Grundstoff zum Thie- re; den man in seinem einfachen Zustande nie zu schen vermag, und der an sich viel kleiner ist, als daß ihn die vergrössernde Eigenschaften der Gläser sichtbar ma- chen könnten, da doch sonst die kleinsten Thierchen, die die Gläser und Glaskugeln der ersten Kleinheit kaum entdekken helfen, noch ebensowohl aus Fasern gebauet sind, die unendlichmal kleiner an sich, als das belebte Thierstäubchen selbst seyn müssen.
Eine solche unsichtbar kleine Faser, die das Auge der scharfsichtigen Einbildungskraft allein erblickt, ist blos aus Erde und leimigem Grundstoffe, und nicht
aus
(k)[Spaltenumbruch]
Ebendas. Vers. 151. Vergl. J. Theoph. Desaguliersin phil. trans. N. 454. und im Course of exp. phil. II. S. 403. Browne Langrishof musc. mot. in ph. trans. Nachtrag 1747.
(l)staehlin. in epist. ad Hartley.
(m)[Spaltenumbruch]
Die Versuche, die da die- nen, hierüber eine Erläuterung zu geben, kann man in Mich. Lomonossows Aufsazze in Comm. ac. sci. petr. Band 1. nach- lesen.
Erſtes Buch. Elementartheile
Die aus dem Hirſchhorne entſtandene Luft erfuͤllte eben- falls den 234ſten Theil der Hornmaſſe, und ſie betrug, ſo lange ſie den Knochen einnahm, den ſiebenten Theil vom Ganzen (k). Die Luft ſcheinet das Hauptband der Elementartheile zu ſeyn, indem dieſelben nicht ehe von einander loßlaſſen, als bis die Luft daraus vertrieben worden, die ſich in jeder Aufloͤſung unter der Geſtalt der Blaſen, ſogar im Menſchenſteine, in den Flußkie- ſeln (l) oder jedem andern harten Koͤrper ſehen laͤßt. Jn wiefern dieſe Luft aber ihre Stoskraft verluſtig geht, und ſich dagegen der Anziehungskraft bemaͤchtigt, wie ſie das Zuſammenhaͤngen der Stoffe in einem feſten Koͤrper bewirket und vermehret, dieſes laͤßt ſich von den Verſuchen zwar darthun, aber mit den mechaniſchen Ge- ſezzen nicht vereinigen (m).
Aus dieſen Grundtheilen, der Erde, dem Waſſer, dem Oele, dem Eiſen und der Luft zuſammen ver- bunden, entſteht eine Faſer, der Grundſtoff zum Thie- re; den man in ſeinem einfachen Zuſtande nie zu ſchen vermag, und der an ſich viel kleiner iſt, als daß ihn die vergroͤſſernde Eigenſchaften der Glaͤſer ſichtbar ma- chen koͤnnten, da doch ſonſt die kleinſten Thierchen, die die Glaͤſer und Glaskugeln der erſten Kleinheit kaum entdekken helfen, noch ebenſowohl aus Faſern gebauet ſind, die unendlichmal kleiner an ſich, als das belebte Thierſtaͤubchen ſelbſt ſeyn muͤſſen.
Eine ſolche unſichtbar kleine Faſer, die das Auge der ſcharfſichtigen Einbildungskraft allein erblickt, iſt blos aus Erde und leimigem Grundſtoffe, und nicht
aus
(k)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ. Verſ. 151. Vergl. J. Theoph. Desaguliersin phil. trans. N. 454. und im Courſe of exp. phil. II. S. 403. Browne Langriſhof muſc. mot. in ph. trans. Nachtrag 1747.
(l)staehlin. in epiſt. ad Hartley.
(m)[Spaltenumbruch]
Die Verſuche, die da die- nen, hieruͤber eine Erlaͤuterung zu geben, kann man in Mich. Lomonoſſows Aufſazze in Comm. ac. ſci. petr. Band 1. nach- leſen.
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Erſtes Buch. Elementartheile
Die aus dem Hirſchhorne entſtandene Luft erfuͤllte eben-
falls den 234ſten Theil der Hornmaſſe, und ſie betrug,
ſo lange ſie den Knochen einnahm, den ſiebenten Theil
vom Ganzen (k). Die Luft ſcheinet das Hauptband der
Elementartheile zu ſeyn, indem dieſelben nicht ehe von
einander loßlaſſen, als bis die Luft daraus vertrieben
worden, die ſich in jeder Aufloͤſung unter der Geſtalt
der Blaſen, ſogar im Menſchenſteine, in den Flußkie-
ſeln (l) oder jedem andern harten Koͤrper ſehen laͤßt.
Jn wiefern dieſe Luft aber ihre Stoskraft verluſtig geht,
und ſich dagegen der Anziehungskraft bemaͤchtigt, wie
ſie das Zuſammenhaͤngen der Stoffe in einem feſten
Koͤrper bewirket und vermehret, dieſes laͤßt ſich von den
Verſuchen zwar darthun, aber mit den mechaniſchen Ge-
ſezzen nicht vereinigen (m).
Aus dieſen Grundtheilen, der Erde, dem Waſſer,
dem Oele, dem Eiſen und der Luft zuſammen ver-
bunden, entſteht eine Faſer, der Grundſtoff zum Thie-
re; den man in ſeinem einfachen Zuſtande nie zu ſchen
vermag, und der an ſich viel kleiner iſt, als daß ihn
die vergroͤſſernde Eigenſchaften der Glaͤſer ſichtbar ma-
chen koͤnnten, da doch ſonſt die kleinſten Thierchen, die
die Glaͤſer und Glaskugeln der erſten Kleinheit kaum
entdekken helfen, noch ebenſowohl aus Faſern gebauet
ſind, die unendlichmal kleiner an ſich, als das belebte
Thierſtaͤubchen ſelbſt ſeyn muͤſſen.
Eine ſolche unſichtbar kleine Faſer, die das Auge
der ſcharfſichtigen Einbildungskraft allein erblickt, iſt
blos aus Erde und leimigem Grundſtoffe, und nicht
aus
(k)
Ebendaſ. Verſ. 151. Vergl.
J. Theoph. Desaguliers in phil.
trans. N. 454. und im Courſe of
exp. phil. II. S. 403. Browne
Langriſh of muſc. mot. in ph.
trans. Nachtrag 1747.
(l) staehlin. in epiſt. ad
Hartley.
(m)
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/68>, abgerufen am 22.11.2024.
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