Tischlerleime verwandten Gallert, welcher ebenfalls aus den Lederabschnitten, und den Sehnen der Thiere, wie auch aus den Knorpeln, vermittelst des Knochens berei- tet wird (a): dieses sind eben die zähsten und leimreich- sten Thiertheile von allen. Auf solche Art kan man nach und nach allen Leim herausziehen, so daß endlich nichts weiter als eine Kreidenerde übrig bleibt (b).
Die Art, wie dieser Leim die erdartige und trokkne Knochenelemente unter sich vereinigt, läst sich aus des berühmten Leibarztes Pet. Shaw Versuche abneh- men (c), welcher den aus den Rinderknochen gezogenen Gallert diesen dadurch mürbe gemachten Knochen, wel- che die Kochmaschine völlig erschöpft hatte, von neuem wieder mittheilete, dadurch sie denn ihre anfängliche Härte, und völlige Aehnlichkeit mit andren Knochen wie- der bekamen. Fast eben dieses zeiget die äusserste Zähig- keit an, welche man zuwege bringt, so oft man aus Thierhäuten verfertigten Leim zwischen trokkne Bretter oder Pappiere heis aufstreicht. Jch werde bei andrer Gelegenheit zeigen, daß von diesem Leime (d) vielleicht die Reizbarkeit einer Faser abhange.
Es ist aber die Natur dieses Leimes leicht zu entdek- ken. Der herausgebrachte Knochengallert nimt von selbst die Fäulung an, er wird von flüchtiger Natur, und verfliegt endlich (e). Das aus Knochen oder Elfen- bein abgezogne Gallertwasser enthält Wasser, flüchtig Salz, und ein wenig vom flüchtigen, feuerbeständigen und Meersalze (f): eben diesen Leim bringt auch die chi- mische Auflösung aus allen thierischen Theilen, den Haa- ren, Klauen, aus Fleisch und Knochen heraus, er ist
sich
(a)[Spaltenumbruch]le clerc Mal. des os. Kap. 4.
(b)freke essay on the art. of healing. S. 242.
(c)Chymical lectures S. 176.
(d)[Spaltenumbruch]pavlowsky de fibra de- bili.
(e)teichmeyer anthropo- log. S. 67.
(f)geofroi Mem. de l'acad. roi de sci. 1732. vom Anfange.
Erſtes Buch. Elementartheile
Tiſchlerleime verwandten Gallert, welcher ebenfalls aus den Lederabſchnitten, und den Sehnen der Thiere, wie auch aus den Knorpeln, vermittelſt des Knochens berei- tet wird (a): dieſes ſind eben die zaͤhſten und leimreich- ſten Thiertheile von allen. Auf ſolche Art kan man nach und nach allen Leim herausziehen, ſo daß endlich nichts weiter als eine Kreidenerde uͤbrig bleibt (b).
Die Art, wie dieſer Leim die erdartige und trokkne Knochenelemente unter ſich vereinigt, laͤſt ſich aus des beruͤhmten Leibarztes Pet. Shaw Verſuche abneh- men (c), welcher den aus den Rinderknochen gezogenen Gallert dieſen dadurch muͤrbe gemachten Knochen, wel- che die Kochmaſchine voͤllig erſchoͤpft hatte, von neuem wieder mittheilete, dadurch ſie denn ihre anfaͤngliche Haͤrte, und voͤllige Aehnlichkeit mit andren Knochen wie- der bekamen. Faſt eben dieſes zeiget die aͤuſſerſte Zaͤhig- keit an, welche man zuwege bringt, ſo oft man aus Thierhaͤuten verfertigten Leim zwiſchen trokkne Bretter oder Pappiere heis aufſtreicht. Jch werde bei andrer Gelegenheit zeigen, daß von dieſem Leime (d) vielleicht die Reizbarkeit einer Faſer abhange.
Es iſt aber die Natur dieſes Leimes leicht zu entdek- ken. Der herausgebrachte Knochengallert nimt von ſelbſt die Faͤulung an, er wird von fluͤchtiger Natur, und verfliegt endlich (e). Das aus Knochen oder Elfen- bein abgezogne Gallertwaſſer enthaͤlt Waſſer, fluͤchtig Salz, und ein wenig vom fluͤchtigen, feuerbeſtaͤndigen und Meerſalze (f): eben dieſen Leim bringt auch die chi- miſche Aufloͤſung aus allen thieriſchen Theilen, den Haa- ren, Klauen, aus Fleiſch und Knochen heraus, er iſt
ſich
(a)[Spaltenumbruch]le clerc Mal. des os. Kap. 4.
(b)freke eſſay on the art. of healing. S. 242.
(c)Chymical lectures S. 176.
(d)[Spaltenumbruch]pavlowsky de fibra de- bili.
(e)teichmeyer anthropo- log. S. 67.
(f)geofroi Mem. de l’acad. roi de ſci. 1732. vom Anfange.
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[10/0066]
Erſtes Buch. Elementartheile
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den Lederabſchnitten, und den Sehnen der Thiere, wie
auch aus den Knorpeln, vermittelſt des Knochens berei-
tet wird (a): dieſes ſind eben die zaͤhſten und leimreich-
ſten Thiertheile von allen. Auf ſolche Art kan man nach
und nach allen Leim herausziehen, ſo daß endlich nichts
weiter als eine Kreidenerde uͤbrig bleibt (b).
Die Art, wie dieſer Leim die erdartige und trokkne
Knochenelemente unter ſich vereinigt, laͤſt ſich aus des
beruͤhmten Leibarztes Pet. Shaw Verſuche abneh-
men (c), welcher den aus den Rinderknochen gezogenen
Gallert dieſen dadurch muͤrbe gemachten Knochen, wel-
che die Kochmaſchine voͤllig erſchoͤpft hatte, von neuem
wieder mittheilete, dadurch ſie denn ihre anfaͤngliche
Haͤrte, und voͤllige Aehnlichkeit mit andren Knochen wie-
der bekamen. Faſt eben dieſes zeiget die aͤuſſerſte Zaͤhig-
keit an, welche man zuwege bringt, ſo oft man aus
Thierhaͤuten verfertigten Leim zwiſchen trokkne Bretter
oder Pappiere heis aufſtreicht. Jch werde bei andrer
Gelegenheit zeigen, daß von dieſem Leime (d) vielleicht die
Reizbarkeit einer Faſer abhange.
Es iſt aber die Natur dieſes Leimes leicht zu entdek-
ken. Der herausgebrachte Knochengallert nimt von
ſelbſt die Faͤulung an, er wird von fluͤchtiger Natur, und
verfliegt endlich (e). Das aus Knochen oder Elfen-
bein abgezogne Gallertwaſſer enthaͤlt Waſſer, fluͤchtig
Salz, und ein wenig vom fluͤchtigen, feuerbeſtaͤndigen
und Meerſalze (f): eben dieſen Leim bringt auch die chi-
miſche Aufloͤſung aus allen thieriſchen Theilen, den Haa-
ren, Klauen, aus Fleiſch und Knochen heraus, er iſt
ſich
(a)
le clerc Mal. des os.
Kap. 4.
(b) freke eſſay on the art.
of healing. S. 242.
(c) Chymical lectures S. 176.
(d)
pavlowsky de fibra de-
bili.
(e) teichmeyer anthropo-
log. S. 67.
(f) geofroi Mem. de l’acad.
roi de ſci. 1732. vom Anfange.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/66>, abgerufen am 25.11.2024.
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