§. 16. Die zellförmige Beschaffenheit des Herz- beutels.
Bisher haben wir von denen äussern Gränzen des Herzbeutels gehandelt, nunmehro müssen wir auch die natürliche Beschaffenheit dieses Sakkes erklären. Es ist demnach derselbe eine feste, weisse Membrane, ohne Fasern, und aus einem verdichteten Zellgewebe zusam- mengesezt, die sich auch, vermittelst der Einwässerung, in ihre ursprüngliche Zellfäden wieder auflösen lässet (u). Die Stärke desselben ist so groß, daß er, unter allen Membranen des menschlichen Körpers, der Gewalt der hineingeblasenen Luft, und der daher zu befürchtenden Zerreissung, am meisten widerstehet. Bei einem Hunde hielt er das sechsfach genommene Gewicht der Luft, nebst 18 Theilen von hunderten, völlig aus (x), indem die Dikke desselben bei diesem Thiere den vierhundert und dreizehnten Theil von einem Zolle beträgt: da die Aorte, die um eben so viel dikker ist, bei einem Menschen nur ei- nen vierfachen Druk der Luft nebst 7 Zehntheilen hat er- leiden können (y). Jn denen vierfüßigen Thieren, wel- che Eier legen, ist er ungemein stark, als z. E. in der Schildkröte (z) und dem Krokodil (a), ingleichen auch in denen mit diesen verwanten Thieren, als in der Schlan- ge (b), und fürnemlich ist er am stärksten in denen Fi- schen. Bei dem Aaal ist er hart, glänzend, und gleich- sam sehnartig, wie ich ihn eben jezzo vor mich sehe; bei
den
(u)[Spaltenumbruch]Schobinger angef. Ort, S. 72.
(x)Clifton wintringham In- qviry into some parts of the ani- mal structure S. 140.
(y) Ebenders. S. 49.
(z)[Spaltenumbruch]
Die Pariser in der Zerglie- derung dieses Thieres.
(a)borrichivs de hermet. Ae- gypt. sapient. S. 276. hamme de Herniis, S. 107.
(b)verduc Tr. de l'usage des parties, T. II. S. 68.
Die Bekleidungen deſſelben.
§. 16. Die zellfoͤrmige Beſchaffenheit des Herz- beutels.
Bisher haben wir von denen aͤuſſern Graͤnzen des Herzbeutels gehandelt, nunmehro muͤſſen wir auch die natuͤrliche Beſchaffenheit dieſes Sakkes erklaͤren. Es iſt demnach derſelbe eine feſte, weiſſe Membrane, ohne Faſern, und aus einem verdichteten Zellgewebe zuſam- mengeſezt, die ſich auch, vermittelſt der Einwaͤſſerung, in ihre urſpruͤngliche Zellfaͤden wieder aufloͤſen laͤſſet (u). Die Staͤrke deſſelben iſt ſo groß, daß er, unter allen Membranen des menſchlichen Koͤrpers, der Gewalt der hineingeblaſenen Luft, und der daher zu befuͤrchtenden Zerreiſſung, am meiſten widerſtehet. Bei einem Hunde hielt er das ſechsfach genommene Gewicht der Luft, nebſt 18 Theilen von hunderten, voͤllig aus (x), indem die Dikke deſſelben bei dieſem Thiere den vierhundert und dreizehnten Theil von einem Zolle betraͤgt: da die Aorte, die um eben ſo viel dikker iſt, bei einem Menſchen nur ei- nen vierfachen Druk der Luft nebſt 7 Zehntheilen hat er- leiden koͤnnen (y). Jn denen vierfuͤßigen Thieren, wel- che Eier legen, iſt er ungemein ſtark, als z. E. in der Schildkroͤte (z) und dem Krokodil (a), ingleichen auch in denen mit dieſen verwanten Thieren, als in der Schlan- ge (b), und fuͤrnemlich iſt er am ſtaͤrkſten in denen Fi- ſchen. Bei dem Aaal iſt er hart, glaͤnzend, und gleich- ſam ſehnartig, wie ich ihn eben jezzo vor mich ſehe; bei
den
(u)[Spaltenumbruch]Schobinger angef. Ort, S. 72.
(x)Clifton wintringham In- qviry into ſome parts of the ani- mal ſtructure S. 140.
(y) Ebenderſ. S. 49.
(z)[Spaltenumbruch]
Die Pariſer in der Zerglie- derung dieſes Thieres.
(a)borrichivs de hermet. Ae- gypt. ſapient. S. 276. hamme de Herniis, S. 107.
(b)verduc Tr. de l’uſage des parties, T. II. S. 68.
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Die Bekleidungen deſſelben.
§. 16.
Die zellfoͤrmige Beſchaffenheit des Herz-
beutels.
Bisher haben wir von denen aͤuſſern Graͤnzen des
Herzbeutels gehandelt, nunmehro muͤſſen wir auch die
natuͤrliche Beſchaffenheit dieſes Sakkes erklaͤren. Es
iſt demnach derſelbe eine feſte, weiſſe Membrane, ohne
Faſern, und aus einem verdichteten Zellgewebe zuſam-
mengeſezt, die ſich auch, vermittelſt der Einwaͤſſerung,
in ihre urſpruͤngliche Zellfaͤden wieder aufloͤſen laͤſſet (u).
Die Staͤrke deſſelben iſt ſo groß, daß er, unter allen
Membranen des menſchlichen Koͤrpers, der Gewalt der
hineingeblaſenen Luft, und der daher zu befuͤrchtenden
Zerreiſſung, am meiſten widerſtehet. Bei einem Hunde
hielt er das ſechsfach genommene Gewicht der Luft, nebſt
18 Theilen von hunderten, voͤllig aus (x), indem die
Dikke deſſelben bei dieſem Thiere den vierhundert und
dreizehnten Theil von einem Zolle betraͤgt: da die Aorte,
die um eben ſo viel dikker iſt, bei einem Menſchen nur ei-
nen vierfachen Druk der Luft nebſt 7 Zehntheilen hat er-
leiden koͤnnen (y). Jn denen vierfuͤßigen Thieren, wel-
che Eier legen, iſt er ungemein ſtark, als z. E. in der
Schildkroͤte (z) und dem Krokodil (a), ingleichen auch
in denen mit dieſen verwanten Thieren, als in der Schlan-
ge (b), und fuͤrnemlich iſt er am ſtaͤrkſten in denen Fi-
ſchen. Bei dem Aaal iſt er hart, glaͤnzend, und gleich-
ſam ſehnartig, wie ich ihn eben jezzo vor mich ſehe; bei
den
(u)
Schobinger angef. Ort,
S. 72.
(x) Clifton wintringham In-
qviry into ſome parts of the ani-
mal ſtructure S. 140.
(y) Ebenderſ. S. 49.
(z)
Die Pariſer in der Zerglie-
derung dieſes Thieres.
(a) borrichivs de hermet. Ae-
gypt. ſapient. S. 276. hamme de
Herniis, S. 107.
(b) verduc Tr. de l’uſage des
parties, T. II. S. 68.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/581>, abgerufen am 23.11.2024.
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