Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Buch. Gefässe.
füllt waren, und sich vom Gekröse durch die Leberpfor-
ten nach der Leber, und durch die aussaugende Blutadern
nach den Nieren, durch die Holader nach dem Unterleibe
zu erstrekketen, und nach unten zu aufgeschwollen wa-
ren (e): er entdekte auch gewisse Aeste, die vom Brust-
kanale zum Schlunde hin liefen (f). An einem andern
Hunde beschrieb derselbe durchsichtige Salzwassergefässe,
die nach den Beinen herabgiengen (g), und am Kropf-
fische Milchgefässe, die sich nach der Leber zu wandten (h):
er fügt noch ferner hinzu, daß diese Milchgefässe an der
Leber (i) öfters ein Salzwasser zu führen schienen, und
daß er selbige sieben Stunden nach genossenen Speisen
also gesehen habe (k).

Durch diese Versuche bekam er immer mehr Gewis-
heit, und er gab den ersten des Maimonats 1653 seine
Vasa lymphatica nuper in animalibus inventa, & hepa-
tis exsequias,
nebst einer Abbildung dieser Gefässe in
Kupfer, die er von einem Hunde hergenommen hatte,
im Druk heraus. Er stellte aber nur die durchsichtigen
Gefässe in der Leber und dem Bekken vor, und theilte
die Ehre der Erfindung dieser Gefässe mit seinem Zerle-
ger, Mich. Lyser, daß daher nach der Zeit die neidische
Beschuldigung aufkam: Bartholin könne seinen Ly-
ser
ohnmöglich entbehren (l). Jm folgenden Jahre
1654 schrieb er die Vasa lymphatica nuper in homine
inventa
(m), die er im Jenner neben den Gekröse- und
Milzstämmen (n) entdekket hatte.

Hierauf entstand unter den beiden Erfindern, deren
Landesleute dazumal ebenfalls in Streit verwikkelt wa-

ren,
(e) [Spaltenumbruch] S. 21.
(f) S. 36.
(g) S. 38.
(h) S. 491.
(i) S. 57.
(k) S. 58. 59.
(l) [Spaltenumbruch] Rudbek Insid. struct. ducti-
bus aquosis,
S. 105.
(m) Vasa lymphat. barthol.
S. 21.
(n) S. 16.

Zweites Buch. Gefaͤſſe.
fuͤllt waren, und ſich vom Gekroͤſe durch die Leberpfor-
ten nach der Leber, und durch die ausſaugende Blutadern
nach den Nieren, durch die Holader nach dem Unterleibe
zu erſtrekketen, und nach unten zu aufgeſchwollen wa-
ren (e): er entdekte auch gewiſſe Aeſte, die vom Bruſt-
kanale zum Schlunde hin liefen (f). An einem andern
Hunde beſchrieb derſelbe durchſichtige Salzwaſſergefaͤſſe,
die nach den Beinen herabgiengen (g), und am Kropf-
fiſche Milchgefaͤſſe, die ſich nach der Leber zu wandten (h):
er fuͤgt noch ferner hinzu, daß dieſe Milchgefaͤſſe an der
Leber (i) oͤfters ein Salzwaſſer zu fuͤhren ſchienen, und
daß er ſelbige ſieben Stunden nach genoſſenen Speiſen
alſo geſehen habe (k).

Durch dieſe Verſuche bekam er immer mehr Gewis-
heit, und er gab den erſten des Maimonats 1653 ſeine
Vaſa lymphatica nuper in animalibus inventa, & hepa-
tis exſequias,
nebſt einer Abbildung dieſer Gefaͤſſe in
Kupfer, die er von einem Hunde hergenommen hatte,
im Druk heraus. Er ſtellte aber nur die durchſichtigen
Gefaͤſſe in der Leber und dem Bekken vor, und theilte
die Ehre der Erfindung dieſer Gefaͤſſe mit ſeinem Zerle-
ger, Mich. Lyſer, daß daher nach der Zeit die neidiſche
Beſchuldigung aufkam: Bartholin koͤnne ſeinen Ly-
ſer
ohnmoͤglich entbehren (l). Jm folgenden Jahre
1654 ſchrieb er die Vaſa lymphatica nuper in homine
inventa
(m), die er im Jenner neben den Gekroͤſe- und
Milzſtaͤmmen (n) entdekket hatte.

Hierauf entſtand unter den beiden Erfindern, deren
Landesleute dazumal ebenfalls in Streit verwikkelt wa-

ren,
(e) [Spaltenumbruch] S. 21.
(f) S. 36.
(g) S. 38.
(h) S. 491.
(i) S. 57.
(k) S. 58. 59.
(l) [Spaltenumbruch] Rudbek Inſid. ſtruct. ducti-
bus aquoſis,
S. 105.
(m) Vaſa lymphat. barthol.
S. 21.
(n) S. 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0358" n="302"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Buch. Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
fu&#x0364;llt waren, und &#x017F;ich vom Gekro&#x0364;&#x017F;e durch die Leberpfor-<lb/>
ten nach der Leber, und durch die aus&#x017F;augende Blutadern<lb/>
nach den Nieren, durch die Holader nach dem Unterleibe<lb/>
zu er&#x017F;trekketen, und nach unten zu aufge&#x017F;chwollen wa-<lb/>
ren <note place="foot" n="(e)"><cb/>
S. 21.</note>: er entdekte auch gewi&#x017F;&#x017F;e Ae&#x017F;te, die vom Bru&#x017F;t-<lb/>
kanale zum Schlunde hin liefen <note place="foot" n="(f)">S. 36.</note>. An einem andern<lb/>
Hunde be&#x017F;chrieb der&#x017F;elbe durch&#x017F;ichtige Salzwa&#x017F;&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
die nach den Beinen herabgiengen <note place="foot" n="(g)">S. 38.</note>, und am Kropf-<lb/>
fi&#x017F;che Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die &#x017F;ich nach der Leber zu wandten <note place="foot" n="(h)">S. 491.</note>:<lb/>
er fu&#x0364;gt noch ferner hinzu, daß die&#x017F;e Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an der<lb/>
Leber <note place="foot" n="(i)">S. 57.</note> o&#x0364;fters ein Salzwa&#x017F;&#x017F;er zu fu&#x0364;hren &#x017F;chienen, und<lb/>
daß er &#x017F;elbige &#x017F;ieben Stunden nach geno&#x017F;&#x017F;enen Spei&#x017F;en<lb/>
al&#x017F;o ge&#x017F;ehen habe <note place="foot" n="(k)">S. 58. 59.</note>.</p><lb/>
            <p>Durch die&#x017F;e Ver&#x017F;uche bekam er immer mehr Gewis-<lb/>
heit, und er gab den er&#x017F;ten des Maimonats 1653 &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#aq">Va&#x017F;a lymphatica nuper in animalibus inventa, &amp; hepa-<lb/>
tis ex&#x017F;equias,</hi> neb&#x017F;t einer Abbildung die&#x017F;er Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in<lb/>
Kupfer, die er von einem Hunde hergenommen hatte,<lb/>
im Druk heraus. Er &#x017F;tellte aber nur die durch&#x017F;ichtigen<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in der Leber und dem Bekken vor, und theilte<lb/>
die Ehre der Erfindung die&#x017F;er Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e mit &#x017F;einem Zerle-<lb/>
ger, Mich. <hi rendition="#fr">Ly&#x017F;er,</hi> daß daher nach der Zeit die neidi&#x017F;che<lb/>
Be&#x017F;chuldigung aufkam: <hi rendition="#fr">Bartholin</hi> ko&#x0364;nne &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Ly-<lb/>
&#x017F;er</hi> ohnmo&#x0364;glich entbehren <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#fr">Rudbek</hi><hi rendition="#aq">In&#x017F;id. &#x017F;truct. ducti-<lb/>
bus aquo&#x017F;is,</hi> S. 105.</note>. Jm folgenden Jahre<lb/>
1654 &#x017F;chrieb er die <hi rendition="#aq">Va&#x017F;a lymphatica nuper in homine<lb/>
inventa</hi> <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Va&#x017F;a lymphat. <hi rendition="#k">barthol.</hi></hi><lb/>
S. 21.</note>, die er im Jenner neben den Gekro&#x0364;&#x017F;e- und<lb/>
Milz&#x017F;ta&#x0364;mmen <note place="foot" n="(n)">S. 16.</note> entdekket hatte.</p><lb/>
            <p>Hierauf ent&#x017F;tand unter den beiden Erfindern, deren<lb/>
Landesleute dazumal ebenfalls in Streit verwikkelt wa-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0358] Zweites Buch. Gefaͤſſe. fuͤllt waren, und ſich vom Gekroͤſe durch die Leberpfor- ten nach der Leber, und durch die ausſaugende Blutadern nach den Nieren, durch die Holader nach dem Unterleibe zu erſtrekketen, und nach unten zu aufgeſchwollen wa- ren (e): er entdekte auch gewiſſe Aeſte, die vom Bruſt- kanale zum Schlunde hin liefen (f). An einem andern Hunde beſchrieb derſelbe durchſichtige Salzwaſſergefaͤſſe, die nach den Beinen herabgiengen (g), und am Kropf- fiſche Milchgefaͤſſe, die ſich nach der Leber zu wandten (h): er fuͤgt noch ferner hinzu, daß dieſe Milchgefaͤſſe an der Leber (i) oͤfters ein Salzwaſſer zu fuͤhren ſchienen, und daß er ſelbige ſieben Stunden nach genoſſenen Speiſen alſo geſehen habe (k). Durch dieſe Verſuche bekam er immer mehr Gewis- heit, und er gab den erſten des Maimonats 1653 ſeine Vaſa lymphatica nuper in animalibus inventa, & hepa- tis exſequias, nebſt einer Abbildung dieſer Gefaͤſſe in Kupfer, die er von einem Hunde hergenommen hatte, im Druk heraus. Er ſtellte aber nur die durchſichtigen Gefaͤſſe in der Leber und dem Bekken vor, und theilte die Ehre der Erfindung dieſer Gefaͤſſe mit ſeinem Zerle- ger, Mich. Lyſer, daß daher nach der Zeit die neidiſche Beſchuldigung aufkam: Bartholin koͤnne ſeinen Ly- ſer ohnmoͤglich entbehren (l). Jm folgenden Jahre 1654 ſchrieb er die Vaſa lymphatica nuper in homine inventa (m), die er im Jenner neben den Gekroͤſe- und Milzſtaͤmmen (n) entdekket hatte. Hierauf entſtand unter den beiden Erfindern, deren Landesleute dazumal ebenfalls in Streit verwikkelt wa- ren, (e) S. 21. (f) S. 36. (g) S. 38. (h) S. 491. (i) S. 57. (k) S. 58. 59. (l) Rudbek Inſid. ſtruct. ducti- bus aquoſis, S. 105. (m) Vaſa lymphat. barthol. S. 21. (n) S. 16.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/358
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/358>, abgerufen am 19.05.2024.