Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
des menschlichen Körpers. Fett.

Das Fett gehet aber auch, ohne Krankheit, ohne
starken Umlauf des Blutes, in dem gesundesten Zustan-
de, in das Blut zurük, und es verzehrt sich endlich dar-
innen. Denn man weis, daß man eine übermäßige
Fettigkeit allein vermittelst solcher Speisen, die sehr we-
nig Fett zu wege bringen, und durch scharfe Mittel,
glüklich gehoben. Galen befreiete einen jungen Men-
schen, vermittelst des Theriaks, des Theriaksalzes, des
Laufens und des Reibens von dem überflüßigen Fette (z).
So wurde auch bei einem andern die allzugrosse Fettig-
keit durch fleißiges Kauen des Tabaks vermindert (a). Zu
dieser Absicht rathet man gemeiniglich den Eßig an (b),
ich weis aber nicht, ob man Grund dazu habe, oder
klüglich darinnen verfahre. Wenigstens habe ich aus
der Erfarung angemerket, daß der Magen von dem
Gebrauche des Sauren, und, wo ich nicht irre, des Vi-
triolgeistes, sehr verhärtet worden und stark aufgeschwol-
len sey, und es haben andere wahrgenommen, daß da-
her harte Knoten (tubercula) an der Lunge entstanden
sind (c). Von dem Stekrübensaamen legen die all-
zufetten Canarienvögel ihre unbequeme Last ab (d).

Endlich verzehrt der blosse Hunger schon das Fett,
und alsdenn mangelt die Materie ganz allein, welche
die Stelle dessen, was das Blut beständig in sich geso-
gen, und das entwendete wieder ersezzen könnte. Die
Schlangen werden nach anhaltendem Hunger ganz ma-

ger
[Spaltenumbruch] sige Fett wurde durch einen Spei-
chelflus vom Queksilber gehoben.
forestus Obs. L. XXXI. Obs. 10.
pauli de Nutrit.
S. 46.
(z) Method. med. L. XIV.
(a) P. Borell ein Schriftstel-
ler, der eben nicht das beste Lob
hat, Cent. 2. Obs. 2.
(b) riolanus Enchir. anat.
[Spaltenumbruch] path.
S. 477. mit angeführten
Beispielen, baynard Psychrolu-
sia
S. 485. spon Aphor. nov. S.
216. J. W. Pauli de Nutrit. S.
44. bis 46. Acta Hafni. ann. 1.
obs.
47.
(c) De savlt.
(d) Hervieux des Serins de
canarie
S. 237.
F
des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Das Fett gehet aber auch, ohne Krankheit, ohne
ſtarken Umlauf des Blutes, in dem geſundeſten Zuſtan-
de, in das Blut zuruͤk, und es verzehrt ſich endlich dar-
innen. Denn man weis, daß man eine uͤbermaͤßige
Fettigkeit allein vermittelſt ſolcher Speiſen, die ſehr we-
nig Fett zu wege bringen, und durch ſcharfe Mittel,
gluͤklich gehoben. Galen befreiete einen jungen Men-
ſchen, vermittelſt des Theriaks, des Theriakſalzes, des
Laufens und des Reibens von dem uͤberfluͤßigen Fette (z).
So wurde auch bei einem andern die allzugroſſe Fettig-
keit durch fleißiges Kauen des Tabaks vermindert (a). Zu
dieſer Abſicht rathet man gemeiniglich den Eßig an (b),
ich weis aber nicht, ob man Grund dazu habe, oder
kluͤglich darinnen verfahre. Wenigſtens habe ich aus
der Erfarung angemerket, daß der Magen von dem
Gebrauche des Sauren, und, wo ich nicht irre, des Vi-
triolgeiſtes, ſehr verhaͤrtet worden und ſtark aufgeſchwol-
len ſey, und es haben andere wahrgenommen, daß da-
her harte Knoten (tubercula) an der Lunge entſtanden
ſind (c). Von dem Stekruͤbenſaamen legen die all-
zufetten Canarienvoͤgel ihre unbequeme Laſt ab (d).

Endlich verzehrt der bloſſe Hunger ſchon das Fett,
und alsdenn mangelt die Materie ganz allein, welche
die Stelle deſſen, was das Blut beſtaͤndig in ſich geſo-
gen, und das entwendete wieder erſezzen koͤnnte. Die
Schlangen werden nach anhaltendem Hunger ganz ma-

ger
[Spaltenumbruch] ſige Fett wurde durch einen Spei-
chelflus vom Quekſilber gehoben.
forestus Obſ. L. XXXI. Obſ. 10.
pauli de Nutrit.
S. 46.
(z) Method. med. L. XIV.
(a) P. Borell ein Schriftſtel-
ler, der eben nicht das beſte Lob
hat, Cent. 2. Obſ. 2.
(b) riolanus Enchir. anat.
[Spaltenumbruch] path.
S. 477. mit angefuͤhrten
Beiſpielen, baynard Pſychrolu-
ſia
S. 485. spon Aphor. nov. S.
216. J. W. Pauli de Nutrit. S.
44. bis 46. Acta Hafni. ann. 1.
obſ.
47.
(c) De savlt.
(d) Hervieux des Serins de
canarie
S. 237.
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0137" n="81"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers. Fett.</hi> </fw><lb/>
          <p>Das Fett gehet aber auch, ohne Krankheit, ohne<lb/>
&#x017F;tarken Umlauf des Blutes, in dem ge&#x017F;unde&#x017F;ten Zu&#x017F;tan-<lb/>
de, in das Blut zuru&#x0364;k, und es verzehrt &#x017F;ich endlich dar-<lb/>
innen. Denn man weis, daß man eine u&#x0364;berma&#x0364;ßige<lb/>
Fettigkeit allein vermittel&#x017F;t &#x017F;olcher Spei&#x017F;en, die &#x017F;ehr we-<lb/>
nig Fett zu wege bringen, und durch &#x017F;charfe Mittel,<lb/>
glu&#x0364;klich gehoben. <hi rendition="#fr">Galen</hi> befreiete einen jungen Men-<lb/>
&#x017F;chen, vermittel&#x017F;t des Theriaks, des Theriak&#x017F;alzes, des<lb/>
Laufens und des Reibens von dem u&#x0364;berflu&#x0364;ßigen Fette <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Method. med. L. XIV.</hi></note>.<lb/>
So wurde auch bei einem andern die allzugro&#x017F;&#x017F;e Fettig-<lb/>
keit durch fleißiges Kauen des Tabaks vermindert <note place="foot" n="(a)">P. <hi rendition="#fr">Borell</hi> ein Schrift&#x017F;tel-<lb/>
ler, der eben nicht das be&#x017F;te Lob<lb/>
hat, <hi rendition="#aq">Cent. 2. Ob&#x017F;.</hi> 2.</note>. Zu<lb/>
die&#x017F;er Ab&#x017F;icht rathet man gemeiniglich den Eßig an <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">riolanus</hi> Enchir. anat.<lb/><cb/>
path.</hi> S. 477. mit angefu&#x0364;hrten<lb/>
Bei&#x017F;pielen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">baynard</hi> P&#x017F;ychrolu-<lb/>
&#x017F;ia</hi> S. 485. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">spon</hi> Aphor. nov.</hi> S.<lb/>
216. J. W. <hi rendition="#fr">Pauli</hi> <hi rendition="#aq">de Nutrit.</hi> S.<lb/>
44. bis 46. <hi rendition="#aq">Acta Hafni. ann. 1.<lb/>
ob&#x017F;.</hi> 47.</note>,<lb/>
ich weis aber nicht, ob man Grund dazu habe, oder<lb/>
klu&#x0364;glich darinnen verfahre. Wenig&#x017F;tens habe ich aus<lb/>
der Erfarung angemerket, daß der Magen von dem<lb/>
Gebrauche des Sauren, und, wo ich nicht irre, des Vi-<lb/>
triolgei&#x017F;tes, &#x017F;ehr verha&#x0364;rtet worden und &#x017F;tark aufge&#x017F;chwol-<lb/>
len &#x017F;ey, und es haben andere wahrgenommen, daß da-<lb/>
her harte Knoten (<hi rendition="#aq">tubercula</hi>) an der Lunge ent&#x017F;tanden<lb/>
&#x017F;ind <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">De <hi rendition="#k">savlt.</hi></hi></note>. Von dem Stekru&#x0364;ben&#x017F;aamen legen die all-<lb/>
zufetten Canarienvo&#x0364;gel ihre unbequeme La&#x017F;t ab <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#fr">Hervieux</hi><hi rendition="#aq">des Serins de<lb/>
canarie</hi> S. 237.</note>.</p><lb/>
          <p>Endlich verzehrt der blo&#x017F;&#x017F;e Hunger &#x017F;chon das Fett,<lb/>
und alsdenn mangelt die Materie ganz allein, welche<lb/>
die Stelle de&#x017F;&#x017F;en, was das Blut be&#x017F;ta&#x0364;ndig in &#x017F;ich ge&#x017F;o-<lb/>
gen, und das entwendete wieder er&#x017F;ezzen ko&#x0364;nnte. Die<lb/>
Schlangen werden nach anhaltendem Hunger ganz ma-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">ger</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="(y)"><cb/>
&#x017F;ige Fett wurde durch einen Spei-<lb/>
chelflus vom Quek&#x017F;ilber gehoben.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">forestus</hi> Ob&#x017F;. L. XXXI. Ob&#x017F;. 10.<lb/><hi rendition="#k">pauli</hi> de Nutrit.</hi> S. 46.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0137] des menſchlichen Koͤrpers. Fett. Das Fett gehet aber auch, ohne Krankheit, ohne ſtarken Umlauf des Blutes, in dem geſundeſten Zuſtan- de, in das Blut zuruͤk, und es verzehrt ſich endlich dar- innen. Denn man weis, daß man eine uͤbermaͤßige Fettigkeit allein vermittelſt ſolcher Speiſen, die ſehr we- nig Fett zu wege bringen, und durch ſcharfe Mittel, gluͤklich gehoben. Galen befreiete einen jungen Men- ſchen, vermittelſt des Theriaks, des Theriakſalzes, des Laufens und des Reibens von dem uͤberfluͤßigen Fette (z). So wurde auch bei einem andern die allzugroſſe Fettig- keit durch fleißiges Kauen des Tabaks vermindert (a). Zu dieſer Abſicht rathet man gemeiniglich den Eßig an (b), ich weis aber nicht, ob man Grund dazu habe, oder kluͤglich darinnen verfahre. Wenigſtens habe ich aus der Erfarung angemerket, daß der Magen von dem Gebrauche des Sauren, und, wo ich nicht irre, des Vi- triolgeiſtes, ſehr verhaͤrtet worden und ſtark aufgeſchwol- len ſey, und es haben andere wahrgenommen, daß da- her harte Knoten (tubercula) an der Lunge entſtanden ſind (c). Von dem Stekruͤbenſaamen legen die all- zufetten Canarienvoͤgel ihre unbequeme Laſt ab (d). Endlich verzehrt der bloſſe Hunger ſchon das Fett, und alsdenn mangelt die Materie ganz allein, welche die Stelle deſſen, was das Blut beſtaͤndig in ſich geſo- gen, und das entwendete wieder erſezzen koͤnnte. Die Schlangen werden nach anhaltendem Hunger ganz ma- ger (y) (z) Method. med. L. XIV. (a) P. Borell ein Schriftſtel- ler, der eben nicht das beſte Lob hat, Cent. 2. Obſ. 2. (b) riolanus Enchir. anat. path. S. 477. mit angefuͤhrten Beiſpielen, baynard Pſychrolu- ſia S. 485. spon Aphor. nov. S. 216. J. W. Pauli de Nutrit. S. 44. bis 46. Acta Hafni. ann. 1. obſ. 47. (c) De savlt. (d) Hervieux des Serins de canarie S. 237. (y) ſige Fett wurde durch einen Spei- chelflus vom Quekſilber gehoben. forestus Obſ. L. XXXI. Obſ. 10. pauli de Nutrit. S. 46. F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/137
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/137>, abgerufen am 28.04.2024.