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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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des menschlichen Körpers. Fett.

Was die Luft betrift, so vermag dieselbe nicht so
leicht durch das Fett hindurch zu dringen; indessen
habe ich doch, und besonders am Herzen gefunden, daß
die in die Kranzadern gepreste Luft, in das Zellgewebe,
das sich um den Hauptstämmen der Gefässe befindet,
übergieng, und wie ein Schaum oder ein Haufen von
Perlen anzusehen war. Queksilber nimmt, wiewohl
mit grösserer Beschwerlichkeit, eben den Weg: indessen
hat solches doch Wilh. Cowper (t) in der That richtig
befunden, und ich habe die Probe damit am Herzen ge-
macht.

Jn verschiednen Krankheiten nimmt das Blut eben
den Weg, wie hier die mannichfaltige Feuchtigkeiten tha-
ten, die von der Hand des Zergliederers ihre Richtung
empfiengen. An den Leichnamen erstikkter, oder an hefti-
ger Entzündung verstorbner Personen habe ich öfters an
den Membranen des Magens und der Gedärme rothe,
schwarzbraune, und endlich fast völlig schwarze Striche,
längst der ganzen Schlagader herab laufen, gesehen (u),
die offenbar vom Blute entstanden waren, das sich von
allen Seiten aus der Schlagader in dasjenige Zellgewe-
be ergossen hatte, welches alle Schlagadern bekleidet, und
welches unsre Versuche auch an denen allerkleinsten
Thierchen erwiesen haben (x). Jm Jahr 1751 da ich
hiervon zum erstenmale schrieb, sahe ich, als eine zer-
brochne Schienbeinsröhre von dem Wundarzte lange in
einer Queerlage gehalten wurde, und, nachdem sie sich
selbst überlassen war, plözlich eine senkrechte Stellung
annahm, daß das Blut an sehr vielen Orten in das Zell-
gewebe unter der Haut durchgedünstet war, und viele
blaue Flekken hinterlassen hatte, die die Natur selbst wie-

der
(t) [Spaltenumbruch] Myolog. S. 8.
(u) Opusc. pathol. obs. 43. S.
109.
(x) [Spaltenumbruch] Memoir. sur le mouv. du
sang. II.
hie und da im 8 Ab-
schnitt.
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.

Was die Luft betrift, ſo vermag dieſelbe nicht ſo
leicht durch das Fett hindurch zu dringen; indeſſen
habe ich doch, und beſonders am Herzen gefunden, daß
die in die Kranzadern gepreſte Luft, in das Zellgewebe,
das ſich um den Hauptſtaͤmmen der Gefaͤſſe befindet,
uͤbergieng, und wie ein Schaum oder ein Haufen von
Perlen anzuſehen war. Quekſilber nimmt, wiewohl
mit groͤſſerer Beſchwerlichkeit, eben den Weg: indeſſen
hat ſolches doch Wilh. Cowper (t) in der That richtig
befunden, und ich habe die Probe damit am Herzen ge-
macht.

Jn verſchiednen Krankheiten nimmt das Blut eben
den Weg, wie hier die mannichfaltige Feuchtigkeiten tha-
ten, die von der Hand des Zergliederers ihre Richtung
empfiengen. An den Leichnamen erſtikkter, oder an hefti-
ger Entzuͤndung verſtorbner Perſonen habe ich oͤfters an
den Membranen des Magens und der Gedaͤrme rothe,
ſchwarzbraune, und endlich faſt voͤllig ſchwarze Striche,
laͤngſt der ganzen Schlagader herab laufen, geſehen (u),
die offenbar vom Blute entſtanden waren, das ſich von
allen Seiten aus der Schlagader in dasjenige Zellgewe-
be ergoſſen hatte, welches alle Schlagadern bekleidet, und
welches unſre Verſuche auch an denen allerkleinſten
Thierchen erwieſen haben (x). Jm Jahr 1751 da ich
hiervon zum erſtenmale ſchrieb, ſahe ich, als eine zer-
brochne Schienbeinsroͤhre von dem Wundarzte lange in
einer Queerlage gehalten wurde, und, nachdem ſie ſich
ſelbſt uͤberlaſſen war, ploͤzlich eine ſenkrechte Stellung
annahm, daß das Blut an ſehr vielen Orten in das Zell-
gewebe unter der Haut durchgeduͤnſtet war, und viele
blaue Flekken hinterlaſſen hatte, die die Natur ſelbſt wie-

der
(t) [Spaltenumbruch] Myolog. S. 8.
(u) Opuſc. pathol. obſ. 43. S.
109.
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ſang. II.
hie und da im 8 Ab-
ſchnitt.
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[69/0125] des menſchlichen Koͤrpers. Fett. Was die Luft betrift, ſo vermag dieſelbe nicht ſo leicht durch das Fett hindurch zu dringen; indeſſen habe ich doch, und beſonders am Herzen gefunden, daß die in die Kranzadern gepreſte Luft, in das Zellgewebe, das ſich um den Hauptſtaͤmmen der Gefaͤſſe befindet, uͤbergieng, und wie ein Schaum oder ein Haufen von Perlen anzuſehen war. Quekſilber nimmt, wiewohl mit groͤſſerer Beſchwerlichkeit, eben den Weg: indeſſen hat ſolches doch Wilh. Cowper (t) in der That richtig befunden, und ich habe die Probe damit am Herzen ge- macht. Jn verſchiednen Krankheiten nimmt das Blut eben den Weg, wie hier die mannichfaltige Feuchtigkeiten tha- ten, die von der Hand des Zergliederers ihre Richtung empfiengen. An den Leichnamen erſtikkter, oder an hefti- ger Entzuͤndung verſtorbner Perſonen habe ich oͤfters an den Membranen des Magens und der Gedaͤrme rothe, ſchwarzbraune, und endlich faſt voͤllig ſchwarze Striche, laͤngſt der ganzen Schlagader herab laufen, geſehen (u), die offenbar vom Blute entſtanden waren, das ſich von allen Seiten aus der Schlagader in dasjenige Zellgewe- be ergoſſen hatte, welches alle Schlagadern bekleidet, und welches unſre Verſuche auch an denen allerkleinſten Thierchen erwieſen haben (x). Jm Jahr 1751 da ich hiervon zum erſtenmale ſchrieb, ſahe ich, als eine zer- brochne Schienbeinsroͤhre von dem Wundarzte lange in einer Queerlage gehalten wurde, und, nachdem ſie ſich ſelbſt uͤberlaſſen war, ploͤzlich eine ſenkrechte Stellung annahm, daß das Blut an ſehr vielen Orten in das Zell- gewebe unter der Haut durchgeduͤnſtet war, und viele blaue Flekken hinterlaſſen hatte, die die Natur ſelbſt wie- der (t) Myolog. S. 8. (u) Opuſc. pathol. obſ. 43. S. 109. (x) Memoir. ſur le mouv. du ſang. II. hie und da im 8 Ab- ſchnitt. E 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/125>, abgerufen am 27.04.2024.