und die jederzeit mit einem Oele erfüllet sind, sehr artig gehandelt (r). Kaauw Boerhaave beobachtete, wie sich ein ansehnlicher Fettklumpe, den man in siedendem Wasser behandelte, in eine Art von Wurst, oder Gefüll- sel verwandelte, welches seine besondre Haut um sich hatte (s).
Wir müssen uns noch darüber erklären, was das Fett eigentlich sey. Dieses Fett ist im Menschen, und den fleischfressenden Vierfüssigen, von weichem Wesen, und es gehöret, wenigstens so lange das Thier am Leben ist, mit in die Klasse derer flüssigen Theile desselben. So habe ich an lebendigen Hunden öfters das Fett am Nez- ze, Herzen, in den Eierstökken, und andren warmen Glied- maaßen des Thiers, durchscheinend und flüssig angetrof- fen, und es ist mir angenem zu sehen, daß der ehedem berühmte Sanctorius(t), dem nachgehens Mor- gan(u) nachfolgte, mit mir einerlei Meinung gewesen. Hieher rechne ich den Quesnay(x) ebenfals, als wel- cher ausdrüklich behauptete, daß das zellhafte Gewebe kaum annoch zu den festen Theilen gezogen werden kön- ne. An den wallfischartigen Fischen ist der Spek offen- bar flüssig, und der flüssige Wallrat, den man unbilliger Weise zu dem Wallfischsaamen zu machen pflegt, befindet sich in den Zellchen des Hirnschedels, die mit denen übri- gen Fächern im ganzen Körper Gemeinschaft haben, ver- schlossen (y). Jn dem grossen Seekalbe, welches An- son Meerlöwen nennt (z), beobachtet man, daß das Fett, wenn sich das Thier in Bewegung sezt, in demsel- ben wie eine rauschende Flut hin und her fahre. Ti-
son
(r)[Spaltenumbruch]Mem. de l'Acad. des scienc. 1700. S. 202.
(s) angef. Ort. N. 929.
(t)In 1. Fen. Auicen. S. 325.
(u) Thom. MorganMechan. pract. of Phys. S. 284.
(x)[Spaltenumbruch]Franc. quesnay Oecon. anim. T. III. S. 91.
(y)Andersons Nachr. von Js- land. S. 212.
(z)Voyage round the World. S. 124.
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
und die jederzeit mit einem Oele erfuͤllet ſind, ſehr artig gehandelt (r). Kaauw Boerhaave beobachtete, wie ſich ein anſehnlicher Fettklumpe, den man in ſiedendem Waſſer behandelte, in eine Art von Wurſt, oder Gefuͤll- ſel verwandelte, welches ſeine beſondre Haut um ſich hatte (s).
Wir muͤſſen uns noch daruͤber erklaͤren, was das Fett eigentlich ſey. Dieſes Fett iſt im Menſchen, und den fleiſchfreſſenden Vierfuͤſſigen, von weichem Weſen, und es gehoͤret, wenigſtens ſo lange das Thier am Leben iſt, mit in die Klaſſe derer fluͤſſigen Theile deſſelben. So habe ich an lebendigen Hunden oͤfters das Fett am Nez- ze, Herzen, in den Eierſtoͤkken, und andren warmen Glied- maaßen des Thiers, durchſcheinend und fluͤſſig angetrof- fen, und es iſt mir angenem zu ſehen, daß der ehedem beruͤhmte Sanctorius(t), dem nachgehens Mor- gan(u) nachfolgte, mit mir einerlei Meinung geweſen. Hieher rechne ich den Quesnay(x) ebenfals, als wel- cher ausdruͤklich behauptete, daß das zellhafte Gewebe kaum annoch zu den feſten Theilen gezogen werden koͤn- ne. An den wallfiſchartigen Fiſchen iſt der Spek offen- bar fluͤſſig, und der fluͤſſige Wallrat, den man unbilliger Weiſe zu dem Wallfiſchſaamen zu machen pflegt, befindet ſich in den Zellchen des Hirnſchedels, die mit denen uͤbri- gen Faͤchern im ganzen Koͤrper Gemeinſchaft haben, ver- ſchloſſen (y). Jn dem groſſen Seekalbe, welches An- ſon Meerloͤwen nennt (z), beobachtet man, daß das Fett, wenn ſich das Thier in Bewegung ſezt, in demſel- ben wie eine rauſchende Flut hin und her fahre. Ti-
ſon
(r)[Spaltenumbruch]Mem. de l’Acad. des ſcienc. 1700. S. 202.
(s) angef. Ort. N. 929.
(t)In 1. Fen. Auicen. S. 325.
(u) Thom. MorganMechan. pract. of Phyſ. S. 284.
(x)[Spaltenumbruch]Franc. quesnay Oecon. anim. T. III. S. 91.
(y)Anderſons Nachr. von Js- land. S. 212.
(z)Voyage round the World. S. 124.
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
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ſich ein anſehnlicher Fettklumpe, den man in ſiedendem
Waſſer behandelte, in eine Art von Wurſt, oder Gefuͤll-
ſel verwandelte, welches ſeine beſondre Haut um ſich
hatte (s).
Wir muͤſſen uns noch daruͤber erklaͤren, was das
Fett eigentlich ſey. Dieſes Fett iſt im Menſchen, und
den fleiſchfreſſenden Vierfuͤſſigen, von weichem Weſen,
und es gehoͤret, wenigſtens ſo lange das Thier am Leben
iſt, mit in die Klaſſe derer fluͤſſigen Theile deſſelben. So
habe ich an lebendigen Hunden oͤfters das Fett am Nez-
ze, Herzen, in den Eierſtoͤkken, und andren warmen Glied-
maaßen des Thiers, durchſcheinend und fluͤſſig angetrof-
fen, und es iſt mir angenem zu ſehen, daß der ehedem
beruͤhmte Sanctorius (t), dem nachgehens Mor-
gan (u) nachfolgte, mit mir einerlei Meinung geweſen.
Hieher rechne ich den Quesnay (x) ebenfals, als wel-
cher ausdruͤklich behauptete, daß das zellhafte Gewebe
kaum annoch zu den feſten Theilen gezogen werden koͤn-
ne. An den wallfiſchartigen Fiſchen iſt der Spek offen-
bar fluͤſſig, und der fluͤſſige Wallrat, den man unbilliger
Weiſe zu dem Wallfiſchſaamen zu machen pflegt, befindet
ſich in den Zellchen des Hirnſchedels, die mit denen uͤbri-
gen Faͤchern im ganzen Koͤrper Gemeinſchaft haben, ver-
ſchloſſen (y). Jn dem groſſen Seekalbe, welches An-
ſon Meerloͤwen nennt (z), beobachtet man, daß das
Fett, wenn ſich das Thier in Bewegung ſezt, in demſel-
ben wie eine rauſchende Flut hin und her fahre. Ti-
ſon
(r)
Mem. de l’Acad. des ſcienc.
1700. S. 202.
(s) angef. Ort. N. 929.
(t) In 1. Fen. Auicen. S. 325.
(u) Thom. Morgan Mechan.
pract. of Phyſ. S. 284.
(x)
Franc. quesnay Oecon.
anim. T. III. S. 91.
(y) Anderſons Nachr. von Js-
land. S. 212.
(z) Voyage round the World.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/109>, abgerufen am 23.11.2024.
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