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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Erstes Buch. Elementartheile
Säkchen hie und da unter die Sehnen ein, und Albin (m)
hat ihre Anzal zu bestimmen gesucht. Dergleichen Fett-
behältnisse füllen die Höle aus, die, um die Wangen zwi-
schen dem Trompetermuskel mit einem überflüßigen Fette
auszustopfen, vorhanden ist. An der Augenhöle füllen
sehr grosse und ungemein weiche Fettklümpe alle die leeren
Räume aus, die vom Augapfel und den Augenmuskeln
übrig gelassen werden, welches die Natur an keinem an-
dren Thiere wegzulassen, vor gut gefunden (n). Der-
gleichen dikke Klümpe legen sich bei fetten Personen aufs
Zwergfell an; sie nehmen den Herzbeutel, und den Raum
zwischen beiden Säkken des Ribbenfells ein.

Die Nieren sind an der vordern und hintern Seite
am stärksten mit dem Fette bedekkt, es häuft sich unter-
werts am meisten an, wo diese Eingeweide den grossen
Lendenmuskel, und das Lendenvierek berühren (o). Die-
ses Fett ist eine Reihe von runden oder stumpfvierekki-
gen Klümpchen, die von den Fächern, welche gleichsam
zellförmig sind, aufgenommen werden, und das findet
am Menschen, und den vierfüssigen Thieren statt (p).
Diese Art vom Fette pflegt aber härter, schneidbar, und
unter dem Namen des Talgs bekannt zu seyn. Endlich
entdekkt man noch mitten in den Gängen langgestrekkter
Knochen ziemlich grosse und lange Fettklümpe, welche
von aussen eine sehr zarte Membrane umwikkelt, die auch
so gar das innerste von den Fächern überzieht. Und hier
ist das Fett zu weich, als daß es das Einblasen vertra-
gen könnte (q). Duverney hat von der gemeinschaft-
lichen Haut des Markes, von den zarten Bläschen, die
sich mit ihren Mündungen eins in das andre öffnen,

und
(m) [Spaltenumbruch] albin. Hist. musc. corp.
hum.
S. 319. 694.
(n) plinivs Hist. nat. L. XI.
S. 631.
(o) kaavw de Perspir. N.
569. 570.
(p) [Spaltenumbruch] Das Fett ist blätterig, und
zwischen breiten Platten um die
Nieren der Beutelratten gelagert.
Tyson S. 35.
(q) grützmacher de me-
dulla ossium.
N. 11.

Erſtes Buch. Elementartheile
Saͤkchen hie und da unter die Sehnen ein, und Albin (m)
hat ihre Anzal zu beſtimmen geſucht. Dergleichen Fett-
behaͤltniſſe fuͤllen die Hoͤle aus, die, um die Wangen zwi-
ſchen dem Trompetermuskel mit einem uͤberfluͤßigen Fette
auszuſtopfen, vorhanden iſt. An der Augenhoͤle fuͤllen
ſehr groſſe und ungemein weiche Fettkluͤmpe alle die leeren
Raͤume aus, die vom Augapfel und den Augenmuskeln
uͤbrig gelaſſen werden, welches die Natur an keinem an-
dren Thiere wegzulaſſen, vor gut gefunden (n). Der-
gleichen dikke Kluͤmpe legen ſich bei fetten Perſonen aufs
Zwergfell an; ſie nehmen den Herzbeutel, und den Raum
zwiſchen beiden Saͤkken des Ribbenfells ein.

Die Nieren ſind an der vordern und hintern Seite
am ſtaͤrkſten mit dem Fette bedekkt, es haͤuft ſich unter-
werts am meiſten an, wo dieſe Eingeweide den groſſen
Lendenmuskel, und das Lendenvierek beruͤhren (o). Die-
ſes Fett iſt eine Reihe von runden oder ſtumpfvierekki-
gen Kluͤmpchen, die von den Faͤchern, welche gleichſam
zellfoͤrmig ſind, aufgenommen werden, und das findet
am Menſchen, und den vierfuͤſſigen Thieren ſtatt (p).
Dieſe Art vom Fette pflegt aber haͤrter, ſchneidbar, und
unter dem Namen des Talgs bekannt zu ſeyn. Endlich
entdekkt man noch mitten in den Gaͤngen langgeſtrekkter
Knochen ziemlich groſſe und lange Fettkluͤmpe, welche
von auſſen eine ſehr zarte Membrane umwikkelt, die auch
ſo gar das innerſte von den Faͤchern uͤberzieht. Und hier
iſt das Fett zu weich, als daß es das Einblaſen vertra-
gen koͤnnte (q). Duverney hat von der gemeinſchaft-
lichen Haut des Markes, von den zarten Blaͤschen, die
ſich mit ihren Muͤndungen eins in das andre oͤffnen,

und
(m) [Spaltenumbruch] albin. Hiſt. muſc. corp.
hum.
S. 319. 694.
(n) plinivs Hiſt. nat. L. XI.
S. 631.
(o) kaavw de Perſpir. N.
569. 570.
(p) [Spaltenumbruch] Das Fett iſt blaͤtterig, und
zwiſchen breiten Platten um die
Nieren der Beutelratten gelagert.
Tyſon S. 35.
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dulla oſſium.
N. 11.
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[52/0108] Erſtes Buch. Elementartheile Saͤkchen hie und da unter die Sehnen ein, und Albin (m) hat ihre Anzal zu beſtimmen geſucht. Dergleichen Fett- behaͤltniſſe fuͤllen die Hoͤle aus, die, um die Wangen zwi- ſchen dem Trompetermuskel mit einem uͤberfluͤßigen Fette auszuſtopfen, vorhanden iſt. An der Augenhoͤle fuͤllen ſehr groſſe und ungemein weiche Fettkluͤmpe alle die leeren Raͤume aus, die vom Augapfel und den Augenmuskeln uͤbrig gelaſſen werden, welches die Natur an keinem an- dren Thiere wegzulaſſen, vor gut gefunden (n). Der- gleichen dikke Kluͤmpe legen ſich bei fetten Perſonen aufs Zwergfell an; ſie nehmen den Herzbeutel, und den Raum zwiſchen beiden Saͤkken des Ribbenfells ein. Die Nieren ſind an der vordern und hintern Seite am ſtaͤrkſten mit dem Fette bedekkt, es haͤuft ſich unter- werts am meiſten an, wo dieſe Eingeweide den groſſen Lendenmuskel, und das Lendenvierek beruͤhren (o). Die- ſes Fett iſt eine Reihe von runden oder ſtumpfvierekki- gen Kluͤmpchen, die von den Faͤchern, welche gleichſam zellfoͤrmig ſind, aufgenommen werden, und das findet am Menſchen, und den vierfuͤſſigen Thieren ſtatt (p). Dieſe Art vom Fette pflegt aber haͤrter, ſchneidbar, und unter dem Namen des Talgs bekannt zu ſeyn. Endlich entdekkt man noch mitten in den Gaͤngen langgeſtrekkter Knochen ziemlich groſſe und lange Fettkluͤmpe, welche von auſſen eine ſehr zarte Membrane umwikkelt, die auch ſo gar das innerſte von den Faͤchern uͤberzieht. Und hier iſt das Fett zu weich, als daß es das Einblaſen vertra- gen koͤnnte (q). Duverney hat von der gemeinſchaft- lichen Haut des Markes, von den zarten Blaͤschen, die ſich mit ihren Muͤndungen eins in das andre oͤffnen, und (m) albin. Hiſt. muſc. corp. hum. S. 319. 694. (n) plinivs Hiſt. nat. L. XI. S. 631. (o) kaavw de Perſpir. N. 569. 570. (p) Das Fett iſt blaͤtterig, und zwiſchen breiten Platten um die Nieren der Beutelratten gelagert. Tyſon S. 35. (q) grützmacher de me- dulla oſſium. N. 11.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/108>, abgerufen am 28.04.2024.