Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

des menschlichen Körpers. Fett.
so erscheint er unter der Gestalt einer röthlichen Gal-
lerte (x). Es befindet sich in den Knochen der Frucht eine
ähnliche, etwas zähe Lymphe statt des Markes: welches
schon vormals Aristoteles (y), und ohnlängst Stahl (z)
erinnert hat.

Eben so wird man an den etwas vollkommneren
Menschenfrüchten am Nezze, und besonders, wenn man
den Weg der Gefässe verfolgt, wie auch an dem übrigen
Körper eines noch zarten Thieres weisse, mit mürben
Fette erfüllte, und ordentlich gelagerte Kügelchen ge-
wahr. Diese erscheinen jederzeit klein, wenn die Gefässe
zart sind, sie liegen anfänglich von einander zerstreut,
nachgehens fangen sie an sich zu berühren (a). An dem
Nezze der Frucht beobachtete Hulsebusch, mein ehema-
liger werther Freund (b), einzelne Fettbläschen, und die
Acta Balthica (c) zeigen, wie das Fett in der Men-
schenfrucht aus lauter Körnerchen bestehet. Dieses ist
das vom Hoffmann (d) am Rükken der Frucht ausge-
breitete, sogenante Körnerfett. Jndessen ist eine Frucht
niemals fett von Leibe, wie ein erwachsner wohl zu seyn
pflegt, und man trift auch an dem Herzen weniger Fett
als sonst an (e). Ueberhaupt habe ich so wie Riolan (f)
allemal das Fett in der menschlichen Frucht von magrem
und härteren Wesen zu finden geglaubt.

Erblikkt aber der Mensch das Licht der Welt, so ist
er als ein Kind in den ersten Jahren seines Lebens ziem-
lich fett von Leibe; es befindet sich alsdenn unter der

Haut
(x) [Spaltenumbruch] Die Gallerte stehet in de-
nen den Wachstafelzellen ähnli-
chen Fächerchen des Hodenbeutels
stille. dovglas de Hydrocele.
S. 5.
(y) Hist. animal. L. 3. c. 20.
part. anim. L. 2. c.
6.
(z) Theor. med. S. 376.
(a) kaavw Persp. N. 792. 794.
[Spaltenumbruch] bis 796. muß durchgehens gele-
sen werden.
(b) De cellulosa. Leid. 1728. 4
(c) an. 1699. S. 18.
(d) 1. m. hoffmann diss. de
Pinguedine.
(e) hvnavld Hist. d. l'acad.
des sci.
1732.
(f) Anthropogr. S. 410.
D

des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
ſo erſcheint er unter der Geſtalt einer roͤthlichen Gal-
lerte (x). Es befindet ſich in den Knochen der Frucht eine
aͤhnliche, etwas zaͤhe Lymphe ſtatt des Markes: welches
ſchon vormals Ariſtoteles (y), und ohnlaͤngſt Stahl (z)
erinnert hat.

Eben ſo wird man an den etwas vollkommneren
Menſchenfruͤchten am Nezze, und beſonders, wenn man
den Weg der Gefaͤſſe verfolgt, wie auch an dem uͤbrigen
Koͤrper eines noch zarten Thieres weiſſe, mit muͤrben
Fette erfuͤllte, und ordentlich gelagerte Kuͤgelchen ge-
wahr. Dieſe erſcheinen jederzeit klein, wenn die Gefaͤſſe
zart ſind, ſie liegen anfaͤnglich von einander zerſtreut,
nachgehens fangen ſie an ſich zu beruͤhren (a). An dem
Nezze der Frucht beobachtete Hulſebuſch, mein ehema-
liger werther Freund (b), einzelne Fettblaͤschen, und die
Acta Balthica (c) zeigen, wie das Fett in der Men-
ſchenfrucht aus lauter Koͤrnerchen beſtehet. Dieſes iſt
das vom Hoffmann (d) am Ruͤkken der Frucht ausge-
breitete, ſogenante Koͤrnerfett. Jndeſſen iſt eine Frucht
niemals fett von Leibe, wie ein erwachſner wohl zu ſeyn
pflegt, und man trift auch an dem Herzen weniger Fett
als ſonſt an (e). Ueberhaupt habe ich ſo wie Riolan (f)
allemal das Fett in der menſchlichen Frucht von magrem
und haͤrteren Weſen zu finden geglaubt.

Erblikkt aber der Menſch das Licht der Welt, ſo iſt
er als ein Kind in den erſten Jahren ſeines Lebens ziem-
lich fett von Leibe; es befindet ſich alsdenn unter der

Haut
(x) [Spaltenumbruch] Die Gallerte ſtehet in de-
nen den Wachstafelzellen aͤhnli-
chen Faͤcherchen des Hodenbeutels
ſtille. dovglas de Hydrocele.
S. 5.
(y) Hiſt. animal. L. 3. c. 20.
part. anim. L. 2. c.
6.
(z) Theor. med. S. 376.
(a) kaavw Perſp. N. 792. 794.
[Spaltenumbruch] bis 796. muß durchgehens gele-
ſen werden.
(b) De celluloſa. Leid. 1728. 4
(c) an. 1699. S. 18.
(d) 1. m. hoffmann diſſ. de
Pinguedine.
(e) hvnavld Hiſt. d. l’acad.
des ſci.
1732.
(f) Anthropogr. S. 410.
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers. Fett.</hi></fw><lb/>
&#x017F;o er&#x017F;cheint er unter der Ge&#x017F;talt einer ro&#x0364;thlichen Gal-<lb/>
lerte <note place="foot" n="(x)"><cb/>
Die Gallerte &#x017F;tehet in de-<lb/>
nen den Wachstafelzellen a&#x0364;hnli-<lb/>
chen Fa&#x0364;cherchen des Hodenbeutels<lb/>
&#x017F;tille. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">dovglas</hi></hi> de Hydrocele.</hi><lb/>
S. 5.</note>. Es befindet &#x017F;ich in den Knochen der Frucht eine<lb/>
a&#x0364;hnliche, etwas za&#x0364;he Lymphe &#x017F;tatt des Markes: welches<lb/>
&#x017F;chon vormals <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;toteles</hi> <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. animal. L. 3. c. 20.<lb/>
part. anim. L. 2. c.</hi> 6.</note>, und ohnla&#x0364;ng&#x017F;t <hi rendition="#fr">Stahl</hi> <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Theor. med.</hi> S. 376.</note><lb/>
erinnert hat.</p><lb/>
          <p>Eben &#x017F;o wird man an den etwas vollkommneren<lb/>
Men&#x017F;chenfru&#x0364;chten am Nezze, und be&#x017F;onders, wenn man<lb/>
den Weg der Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e verfolgt, wie auch an dem u&#x0364;brigen<lb/>
Ko&#x0364;rper eines noch zarten Thieres wei&#x017F;&#x017F;e, mit mu&#x0364;rben<lb/>
Fette erfu&#x0364;llte, und ordentlich gelagerte Ku&#x0364;gelchen ge-<lb/>
wahr. Die&#x017F;e er&#x017F;cheinen jederzeit klein, wenn die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
zart &#x017F;ind, &#x017F;ie liegen anfa&#x0364;nglich von einander zer&#x017F;treut,<lb/>
nachgehens fangen &#x017F;ie an &#x017F;ich zu beru&#x0364;hren <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">kaavw</hi> Per&#x017F;p.</hi> N. 792. 794.<lb/><cb/>
bis 796. muß durchgehens gele-<lb/>
&#x017F;en werden.</note>. An dem<lb/>
Nezze der Frucht beobachtete <hi rendition="#fr">Hul&#x017F;ebu&#x017F;ch,</hi> mein ehema-<lb/>
liger werther Freund <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">De cellulo&#x017F;a. Leid.</hi> 1728. 4</note>, einzelne Fettbla&#x0364;schen, und die<lb/><hi rendition="#fr">Acta Balthica</hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">an.</hi> 1699. S. 18.</note> zeigen, wie das Fett in der Men-<lb/>
&#x017F;chenfrucht aus lauter Ko&#x0364;rnerchen be&#x017F;tehet. Die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
das vom <hi rendition="#fr">Hoffmann</hi> <note place="foot" n="(d)">1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">m. <hi rendition="#g">hoffmann</hi></hi> di&#x017F;&#x017F;. de<lb/>
Pinguedine.</hi></note> am Ru&#x0364;kken der Frucht ausge-<lb/>
breitete, &#x017F;ogenante Ko&#x0364;rnerfett. Jnde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t eine Frucht<lb/>
niemals fett von Leibe, wie ein erwach&#x017F;ner wohl zu &#x017F;eyn<lb/>
pflegt, und man trift auch an dem Herzen weniger Fett<lb/>
als &#x017F;on&#x017F;t an <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">hvnavld</hi></hi> Hi&#x017F;t. d. l&#x2019;acad.<lb/>
des &#x017F;ci.</hi> 1732.</note>. Ueberhaupt habe ich &#x017F;o wie <hi rendition="#fr">Riolan</hi> <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Anthropogr.</hi> S. 410.</note><lb/>
allemal das Fett in der men&#x017F;chlichen Frucht von magrem<lb/>
und ha&#x0364;rteren We&#x017F;en zu finden geglaubt.</p><lb/>
          <p>Erblikkt aber der Men&#x017F;ch das Licht der Welt, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
er als ein Kind in den er&#x017F;ten Jahren &#x017F;eines Lebens ziem-<lb/>
lich fett von Leibe; es befindet &#x017F;ich alsdenn unter der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D</fw><fw place="bottom" type="catch">Haut</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0105] des menſchlichen Koͤrpers. Fett. ſo erſcheint er unter der Geſtalt einer roͤthlichen Gal- lerte (x). Es befindet ſich in den Knochen der Frucht eine aͤhnliche, etwas zaͤhe Lymphe ſtatt des Markes: welches ſchon vormals Ariſtoteles (y), und ohnlaͤngſt Stahl (z) erinnert hat. Eben ſo wird man an den etwas vollkommneren Menſchenfruͤchten am Nezze, und beſonders, wenn man den Weg der Gefaͤſſe verfolgt, wie auch an dem uͤbrigen Koͤrper eines noch zarten Thieres weiſſe, mit muͤrben Fette erfuͤllte, und ordentlich gelagerte Kuͤgelchen ge- wahr. Dieſe erſcheinen jederzeit klein, wenn die Gefaͤſſe zart ſind, ſie liegen anfaͤnglich von einander zerſtreut, nachgehens fangen ſie an ſich zu beruͤhren (a). An dem Nezze der Frucht beobachtete Hulſebuſch, mein ehema- liger werther Freund (b), einzelne Fettblaͤschen, und die Acta Balthica (c) zeigen, wie das Fett in der Men- ſchenfrucht aus lauter Koͤrnerchen beſtehet. Dieſes iſt das vom Hoffmann (d) am Ruͤkken der Frucht ausge- breitete, ſogenante Koͤrnerfett. Jndeſſen iſt eine Frucht niemals fett von Leibe, wie ein erwachſner wohl zu ſeyn pflegt, und man trift auch an dem Herzen weniger Fett als ſonſt an (e). Ueberhaupt habe ich ſo wie Riolan (f) allemal das Fett in der menſchlichen Frucht von magrem und haͤrteren Weſen zu finden geglaubt. Erblikkt aber der Menſch das Licht der Welt, ſo iſt er als ein Kind in den erſten Jahren ſeines Lebens ziem- lich fett von Leibe; es befindet ſich alsdenn unter der Haut (x) Die Gallerte ſtehet in de- nen den Wachstafelzellen aͤhnli- chen Faͤcherchen des Hodenbeutels ſtille. dovglas de Hydrocele. S. 5. (y) Hiſt. animal. L. 3. c. 20. part. anim. L. 2. c. 6. (z) Theor. med. S. 376. (a) kaavw Perſp. N. 792. 794. bis 796. muß durchgehens gele- ſen werden. (b) De celluloſa. Leid. 1728. 4 (c) an. 1699. S. 18. (d) 1. m. hoffmann diſſ. de Pinguedine. (e) hvnavld Hiſt. d. l’acad. des ſci. 1732. (f) Anthropogr. S. 410. D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/105
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/105>, abgerufen am 23.11.2024.