Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch. Elementartheile
in den Drüsen sind, angetroffen wird. Dieses Gewebe
nennt der von Bergen (p) das eigentliche Zellgewebe,
und er unterscheidet es dadurch von der Fetthaut.

Kein anderes entdekkt man an den noch zarten mensch-
lichen Leibesfrüchten, an denen kein Fett weder im Nezze,
noch unter der Haut in blättrigen Räumchen befindlich
ist. An einer solchen viermonatlichen Frucht ist das
völlige Nez wenigstens durchsichtig, und es stekket eine
zittrende Gallerte zwischen den Muskeln und der Haut.
Wenn diese Gallerte aus mancherlei Ursachen nach andern
Gegenden herumgeführet wird, so entstehen davon die
Misgestalten unter den menschlichen Früchten (q). Mit
gutem Rechte behauptet also Diemerbroek (r), daß
sehr wenig Fett unter der Haut einer Frucht gefunden
werde, und Ruysch beschreibt das blättrige Zellgewebe
in der Frucht vollkommen fettlos (s).

Jn diesen kleinen Fächerchen trift man ein sehr zartes,
verdünstendes, mit etwas Oel vermengtes Wasser an,
welches, weil es sich in den Krankheiten anhäufet, und
man es durch die chimische Auflösungen genauer unter-
sucht hat, besser bekant geworden. Es ist dieses der
Dampf des Hippokrates, den er den Geist nennt, der
im Menschen alle gesunde oder natürliche Hölungen er-
füllet (t), wie man es in dem Buche ausgedrükkt findet,
das man zwar nicht vor dessen eigenhändiges, aber dennoch
einstimmig vor ein Werk aus dem Alterthum hält. Eben
dieser zarte Dunst hat sich vermittelst der Versuche des
Kaauw Börhaave (u) unter den Arzeneiverständigen
gemeiner gemacht. Er besizzet ein wenig Klebrigkeit
und hängt sich an die Finger an: sammlet sich derselbe,

so
(p) [Spaltenumbruch] Karl Aug. von Bergen an-
gef. Progr.
(q) Jn der Beschreib. der zwei-
köpfigen Menschenfrucht; unter
des Verfassers anat. Werken. S.
205.
(r) [Spaltenumbruch] Jsbrand von Diemerbrök
Anat. S. 13.
(s) Thes. anat. III. N. 64. Mus.
Petrop. T. I.
S. 13.
(t) [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. N. 17.
(u) De Persp. Hippoer.

Erſtes Buch. Elementartheile
in den Druͤſen ſind, angetroffen wird. Dieſes Gewebe
nennt der von Bergen (p) das eigentliche Zellgewebe,
und er unterſcheidet es dadurch von der Fetthaut.

Kein anderes entdekkt man an den noch zarten menſch-
lichen Leibesfruͤchten, an denen kein Fett weder im Nezze,
noch unter der Haut in blaͤttrigen Raͤumchen befindlich
iſt. An einer ſolchen viermonatlichen Frucht iſt das
voͤllige Nez wenigſtens durchſichtig, und es ſtekket eine
zittrende Gallerte zwiſchen den Muskeln und der Haut.
Wenn dieſe Gallerte aus mancherlei Urſachen nach andern
Gegenden herumgefuͤhret wird, ſo entſtehen davon die
Misgeſtalten unter den menſchlichen Fruͤchten (q). Mit
gutem Rechte behauptet alſo Diemerbroek (r), daß
ſehr wenig Fett unter der Haut einer Frucht gefunden
werde, und Ruyſch beſchreibt das blaͤttrige Zellgewebe
in der Frucht vollkommen fettlos (s).

Jn dieſen kleinen Faͤcherchen trift man ein ſehr zartes,
verduͤnſtendes, mit etwas Oel vermengtes Waſſer an,
welches, weil es ſich in den Krankheiten anhaͤufet, und
man es durch die chimiſche Aufloͤſungen genauer unter-
ſucht hat, beſſer bekant geworden. Es iſt dieſes der
Dampf des Hippokrates, den er den Geiſt nennt, der
im Menſchen alle geſunde oder natuͤrliche Hoͤlungen er-
fuͤllet (t), wie man es in dem Buche ausgedruͤkkt findet,
das man zwar nicht vor deſſen eigenhaͤndiges, aber dennoch
einſtimmig vor ein Werk aus dem Alterthum haͤlt. Eben
dieſer zarte Dunſt hat ſich vermittelſt der Verſuche des
Kaauw Boͤrhaave (u) unter den Arzeneiverſtaͤndigen
gemeiner gemacht. Er beſizzet ein wenig Klebrigkeit
und haͤngt ſich an die Finger an: ſammlet ſich derſelbe,

ſo
(p) [Spaltenumbruch] Karl Aug. von Bergen an-
gef. Progr.
(q) Jn der Beſchreib. der zwei-
koͤpfigen Menſchenfrucht; unter
des Verfaſſers anat. Werken. S.
205.
(r) [Spaltenumbruch] Jsbrand von Diemerbrök
Anat. S. 13.
(s) Theſ. anat. III. N. 64. Muſ.
Petrop. T. I.
S. 13.
(t) [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. N. 17.
(u) De Perſp. Hippoer.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0104" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch. Elementartheile</hi></fw><lb/>
in den Dru&#x0364;&#x017F;en &#x017F;ind, angetroffen wird. Die&#x017F;es Gewebe<lb/>
nennt der von <hi rendition="#fr">Bergen</hi> <note place="foot" n="(p)"><cb/>
Karl Aug. von <hi rendition="#fr">Bergen</hi> an-<lb/>
gef. Progr.</note> das eigentliche Zellgewebe,<lb/>
und er unter&#x017F;cheidet es dadurch von der Fetthaut.</p><lb/>
          <p>Kein anderes entdekkt man an den noch zarten men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Leibesfru&#x0364;chten, an denen kein Fett weder im Nezze,<lb/>
noch unter der Haut in bla&#x0364;ttrigen Ra&#x0364;umchen befindlich<lb/>
i&#x017F;t. An einer &#x017F;olchen viermonatlichen Frucht i&#x017F;t das<lb/>
vo&#x0364;llige Nez wenig&#x017F;tens durch&#x017F;ichtig, und es &#x017F;tekket eine<lb/>
zittrende Gallerte zwi&#x017F;chen den Muskeln und der Haut.<lb/>
Wenn die&#x017F;e Gallerte aus mancherlei Ur&#x017F;achen nach andern<lb/>
Gegenden herumgefu&#x0364;hret wird, &#x017F;o ent&#x017F;tehen davon die<lb/>
Misge&#x017F;talten unter den men&#x017F;chlichen Fru&#x0364;chten <note place="foot" n="(q)">Jn der Be&#x017F;chreib. der zwei-<lb/>
ko&#x0364;pfigen Men&#x017F;chenfrucht; unter<lb/>
des Verfa&#x017F;&#x017F;ers anat. Werken. S.<lb/>
205.</note>. Mit<lb/>
gutem Rechte behauptet al&#x017F;o <hi rendition="#fr">Diemerbroek</hi> <note place="foot" n="(r)"><cb/>
Jsbrand von <hi rendition="#fr">Diemerbrök</hi><lb/>
Anat. S. 13.</note>, daß<lb/>
&#x017F;ehr wenig Fett unter der Haut einer Frucht gefunden<lb/>
werde, und <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;ch</hi> be&#x017F;chreibt das bla&#x0364;ttrige Zellgewebe<lb/>
in der Frucht vollkommen fettlos <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">The&#x017F;. anat. III.</hi> N. 64. <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;.<lb/>
Petrop. T. I.</hi> S. 13.</note>.</p><lb/>
          <p>Jn die&#x017F;en kleinen Fa&#x0364;cherchen trift man ein &#x017F;ehr zartes,<lb/>
verdu&#x0364;n&#x017F;tendes, mit etwas Oel vermengtes Wa&#x017F;&#x017F;er an,<lb/>
welches, weil es &#x017F;ich in den Krankheiten anha&#x0364;ufet, und<lb/>
man es durch die chimi&#x017F;che Auflo&#x0364;&#x017F;ungen genauer unter-<lb/>
&#x017F;ucht hat, be&#x017F;&#x017F;er bekant geworden. Es i&#x017F;t die&#x017F;es der<lb/>
Dampf des <hi rendition="#fr">Hippokrates,</hi> den er den Gei&#x017F;t nennt, der<lb/>
im Men&#x017F;chen alle ge&#x017F;unde oder natu&#x0364;rliche Ho&#x0364;lungen er-<lb/>
fu&#x0364;llet <note place="foot" n="(t)"><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. N. 17.</note>, wie man es in dem Buche ausgedru&#x0364;kkt findet,<lb/>
das man zwar nicht vor de&#x017F;&#x017F;en eigenha&#x0364;ndiges, aber dennoch<lb/>
ein&#x017F;timmig vor ein Werk aus dem Alterthum ha&#x0364;lt. Eben<lb/>
die&#x017F;er zarte Dun&#x017F;t hat &#x017F;ich vermittel&#x017F;t der Ver&#x017F;uche des<lb/><hi rendition="#fr">Kaauw Bo&#x0364;rhaave</hi> <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">De Per&#x017F;p. Hippoer.</hi></note> unter den Arzeneiver&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
gemeiner gemacht. Er be&#x017F;izzet ein wenig Klebrigkeit<lb/>
und ha&#x0364;ngt &#x017F;ich an die Finger an: &#x017F;ammlet &#x017F;ich der&#x017F;elbe,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0104] Erſtes Buch. Elementartheile in den Druͤſen ſind, angetroffen wird. Dieſes Gewebe nennt der von Bergen (p) das eigentliche Zellgewebe, und er unterſcheidet es dadurch von der Fetthaut. Kein anderes entdekkt man an den noch zarten menſch- lichen Leibesfruͤchten, an denen kein Fett weder im Nezze, noch unter der Haut in blaͤttrigen Raͤumchen befindlich iſt. An einer ſolchen viermonatlichen Frucht iſt das voͤllige Nez wenigſtens durchſichtig, und es ſtekket eine zittrende Gallerte zwiſchen den Muskeln und der Haut. Wenn dieſe Gallerte aus mancherlei Urſachen nach andern Gegenden herumgefuͤhret wird, ſo entſtehen davon die Misgeſtalten unter den menſchlichen Fruͤchten (q). Mit gutem Rechte behauptet alſo Diemerbroek (r), daß ſehr wenig Fett unter der Haut einer Frucht gefunden werde, und Ruyſch beſchreibt das blaͤttrige Zellgewebe in der Frucht vollkommen fettlos (s). Jn dieſen kleinen Faͤcherchen trift man ein ſehr zartes, verduͤnſtendes, mit etwas Oel vermengtes Waſſer an, welches, weil es ſich in den Krankheiten anhaͤufet, und man es durch die chimiſche Aufloͤſungen genauer unter- ſucht hat, beſſer bekant geworden. Es iſt dieſes der Dampf des Hippokrates, den er den Geiſt nennt, der im Menſchen alle geſunde oder natuͤrliche Hoͤlungen er- fuͤllet (t), wie man es in dem Buche ausgedruͤkkt findet, das man zwar nicht vor deſſen eigenhaͤndiges, aber dennoch einſtimmig vor ein Werk aus dem Alterthum haͤlt. Eben dieſer zarte Dunſt hat ſich vermittelſt der Verſuche des Kaauw Boͤrhaave (u) unter den Arzeneiverſtaͤndigen gemeiner gemacht. Er beſizzet ein wenig Klebrigkeit und haͤngt ſich an die Finger an: ſammlet ſich derſelbe, ſo (p) Karl Aug. von Bergen an- gef. Progr. (q) Jn der Beſchreib. der zwei- koͤpfigen Menſchenfrucht; unter des Verfaſſers anat. Werken. S. 205. (r) Jsbrand von Diemerbrök Anat. S. 13. (s) Theſ. anat. III. N. 64. Muſ. Petrop. T. I. S. 13. (t) __. N. 17. (u) De Perſp. Hippoer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/104
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/104>, abgerufen am 28.04.2024.