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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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des menschlichen Körpers. Fett.
Vierter Abschnitt.
Das Fett.

Bisher haben wir von den Fäden und Plättchen des
Zellgewebes gehandelt. Es ist dabei mit angemerkt
worden, daß zwischen diesen Fasern Räume statt finden,
die an einigen Orten sehr klein, an andern von grössern
Umfange sind. Diese Räume enthalten eine Feuchtig-
keit, die sich in dieselbe ergiesset, und welche allein die
Ursache ist, daß die Plättchen des Zellgewebes nicht zu-
sammenwachsen, da sonst die Verhärtung derselben nicht
nur Krankheiten nach sich ziehen, sondern auch gewis
niemals ausbleiben würde, so oft die Feuchtigkeiten der
Fächer daraus vertrieben worden, und sich daher die
verhärtete Fasern an einander zu hängen und anzuziehen
Gelegenheit fänden. Diese Feuchtigkeiten sind aber nicht
alle von einerlei Art.

Das Gewebe ist zart, mehr aus Fasern zusammen-
gesezt, und zellförmig, wo es sich zwischen den kleinern
Muskeln, zwischen der Aderhaut, und der undurch-
sichtigen Hornhaut im Auge, zwischen dem Nezhäut-
chen und der Aderhaut, und zwischen den beiden
Plättchen des Regenbogens, oder in dem streifigen
Kreise des Petits befindet: wo es sich von aussen um die
wahre harte Gehirnhaut herumlegt: wo es die zartesten
Zweige der kleinsten Gefässe umspannet und von einander
entfernet, oder wo es den Queermuskel des Unterleibes
mit dem Darmfelle vereinigt: wo es endlich in den lee-
ren Räumchen zwischen den kleinsten Schlagadern, in
dem fächrigen Magengewebe, im Gewebe der Gedärme,
der Mannsruthe, des Hodenbeutels, der Harn- und Gal-
lenblase, in der äussern Einfassung des Gehörganges,
ferner wo es unter dem Fleischigen der Eichel an der
Mannsruthe, dergleichen das Wesen der Lunge oder die
fächrigen Theile der Leber, der Milz und das Fleischige

in
des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
Vierter Abſchnitt.
Das Fett.

Bisher haben wir von den Faͤden und Plaͤttchen des
Zellgewebes gehandelt. Es iſt dabei mit angemerkt
worden, daß zwiſchen dieſen Faſern Raͤume ſtatt finden,
die an einigen Orten ſehr klein, an andern von groͤſſern
Umfange ſind. Dieſe Raͤume enthalten eine Feuchtig-
keit, die ſich in dieſelbe ergieſſet, und welche allein die
Urſache iſt, daß die Plaͤttchen des Zellgewebes nicht zu-
ſammenwachſen, da ſonſt die Verhaͤrtung derſelben nicht
nur Krankheiten nach ſich ziehen, ſondern auch gewis
niemals ausbleiben wuͤrde, ſo oft die Feuchtigkeiten der
Faͤcher daraus vertrieben worden, und ſich daher die
verhaͤrtete Faſern an einander zu haͤngen und anzuziehen
Gelegenheit faͤnden. Dieſe Feuchtigkeiten ſind aber nicht
alle von einerlei Art.

Das Gewebe iſt zart, mehr aus Faſern zuſammen-
geſezt, und zellfoͤrmig, wo es ſich zwiſchen den kleinern
Muskeln, zwiſchen der Aderhaut, und der undurch-
ſichtigen Hornhaut im Auge, zwiſchen dem Nezhaͤut-
chen und der Aderhaut, und zwiſchen den beiden
Plaͤttchen des Regenbogens, oder in dem ſtreifigen
Kreiſe des Petits befindet: wo es ſich von auſſen um die
wahre harte Gehirnhaut herumlegt: wo es die zarteſten
Zweige der kleinſten Gefaͤſſe umſpannet und von einander
entfernet, oder wo es den Queermuskel des Unterleibes
mit dem Darmfelle vereinigt: wo es endlich in den lee-
ren Raͤumchen zwiſchen den kleinſten Schlagadern, in
dem faͤchrigen Magengewebe, im Gewebe der Gedaͤrme,
der Mannsruthe, des Hodenbeutels, der Harn- und Gal-
lenblaſe, in der aͤuſſern Einfaſſung des Gehoͤrganges,
ferner wo es unter dem Fleiſchigen der Eichel an der
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[47/0103] des menſchlichen Koͤrpers. Fett. Vierter Abſchnitt. Das Fett. Bisher haben wir von den Faͤden und Plaͤttchen des Zellgewebes gehandelt. Es iſt dabei mit angemerkt worden, daß zwiſchen dieſen Faſern Raͤume ſtatt finden, die an einigen Orten ſehr klein, an andern von groͤſſern Umfange ſind. Dieſe Raͤume enthalten eine Feuchtig- keit, die ſich in dieſelbe ergieſſet, und welche allein die Urſache iſt, daß die Plaͤttchen des Zellgewebes nicht zu- ſammenwachſen, da ſonſt die Verhaͤrtung derſelben nicht nur Krankheiten nach ſich ziehen, ſondern auch gewis niemals ausbleiben wuͤrde, ſo oft die Feuchtigkeiten der Faͤcher daraus vertrieben worden, und ſich daher die verhaͤrtete Faſern an einander zu haͤngen und anzuziehen Gelegenheit faͤnden. Dieſe Feuchtigkeiten ſind aber nicht alle von einerlei Art. Das Gewebe iſt zart, mehr aus Faſern zuſammen- geſezt, und zellfoͤrmig, wo es ſich zwiſchen den kleinern Muskeln, zwiſchen der Aderhaut, und der undurch- ſichtigen Hornhaut im Auge, zwiſchen dem Nezhaͤut- chen und der Aderhaut, und zwiſchen den beiden Plaͤttchen des Regenbogens, oder in dem ſtreifigen Kreiſe des Petits befindet: wo es ſich von auſſen um die wahre harte Gehirnhaut herumlegt: wo es die zarteſten Zweige der kleinſten Gefaͤſſe umſpannet und von einander entfernet, oder wo es den Queermuskel des Unterleibes mit dem Darmfelle vereinigt: wo es endlich in den lee- ren Raͤumchen zwiſchen den kleinſten Schlagadern, in dem faͤchrigen Magengewebe, im Gewebe der Gedaͤrme, der Mannsruthe, des Hodenbeutels, der Harn- und Gal- lenblaſe, in der aͤuſſern Einfaſſung des Gehoͤrganges, ferner wo es unter dem Fleiſchigen der Eichel an der Mannsruthe, dergleichen das Weſen der Lunge oder die faͤchrigen Theile der Leber, der Milz und das Fleiſchige in

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/103>, abgerufen am 27.04.2024.