[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772.VII. Krönungs-Geschichte aufgestellten Regimenter präsentirten unter diesemZuruf das Gewehr, und salutirten mit der Feld- Musik und Senkung der Fahnen bis zur Erden. Mit einem Worte, der Anblick von allem diesem war so prächtig, und die vollkommenste Freude leuchtete überall so deutlich hervor, daß es ohnmög- lich ist, sich eine lebhafte Vorstellung davon zu machen, noch solche gehörig zu beschreiben, ohne selbst ein Augenzeuge davon gewesen zu seyn. Und so sehr jedermann die von dem Volke vor dem Krö- nungs-Actu beobachtete Stille zu bewundern Ursach gehabt hatte: so groß war nunmehr das Geläute der Glocken, das Schießen, Salutiren, und der freudige Zuruf des Volks, da es seine Kaiserin im kaiserlichen Ornat und mit der Krone vorüber ge- hen sah. Unter diesem Geleite der treuen Wünsche des teilte
VII. Kroͤnungs-Geſchichte aufgeſtellten Regimenter praͤſentirten unter dieſemZuruf das Gewehr, und ſalutirten mit der Feld- Muſik und Senkung der Fahnen bis zur Erden. Mit einem Worte, der Anblick von allem dieſem war ſo praͤchtig, und die vollkommenſte Freude leuchtete uͤberall ſo deutlich hervor, daß es ohnmoͤg- lich iſt, ſich eine lebhafte Vorſtellung davon zu machen, noch ſolche gehoͤrig zu beſchreiben, ohne ſelbſt ein Augenzeuge davon geweſen zu ſeyn. Und ſo ſehr jedermann die von dem Volke vor dem Kroͤ- nungs-Actu beobachtete Stille zu bewundern Urſach gehabt hatte: ſo groß war nunmehr das Gelaͤute der Glocken, das Schießen, Salutiren, und der freudige Zuruf des Volks, da es ſeine Kaiſerin im kaiſerlichen Ornat und mit der Krone voruͤber ge- hen ſah. Unter dieſem Geleite der treuen Wuͤnſche des teilte
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VII. Kroͤnungs-Geſchichte
aufgeſtellten Regimenter praͤſentirten unter dieſem
Zuruf das Gewehr, und ſalutirten mit der Feld-
Muſik und Senkung der Fahnen bis zur Erden.
Mit einem Worte, der Anblick von allem dieſem
war ſo praͤchtig, und die vollkommenſte Freude
leuchtete uͤberall ſo deutlich hervor, daß es ohnmoͤg-
lich iſt, ſich eine lebhafte Vorſtellung davon zu
machen, noch ſolche gehoͤrig zu beſchreiben, ohne
ſelbſt ein Augenzeuge davon geweſen zu ſeyn. Und
ſo ſehr jedermann die von dem Volke vor dem Kroͤ-
nungs-Actu beobachtete Stille zu bewundern Urſach
gehabt hatte: ſo groß war nunmehr das Gelaͤute
der Glocken, das Schießen, Salutiren, und der
freudige Zuruf des Volks, da es ſeine Kaiſerin im
kaiſerlichen Ornat und mit der Krone voruͤber ge-
hen ſah.
Unter dieſem Geleite der treuen Wuͤnſche des
Volks erreichte die Kaiſerin die Kirche zum Erz-
Engel Michael. Waͤhrend der Proceßion dahin
wurden goldene und ſilberne Jettoes unter das Volk
geworfen. Aus dieſer Kirche erhob ſich die Kaiſe-
rin, nach abgelegtem Beſuch bei den Graͤbern Jhrer
in Gott ruhenden Vorfaren, in eben der Proceßion
nach der Hauptkirche zur Verkuͤndigung Mariaͤ,
verrichtete daſelbſt gleichfalls bei den heiligen Reli-
quien Jhre Andacht, und kehrte ſodann nach dem
kaiſerlichen Schloß zuruͤck. Daſelbſt ſetzte Sie Sich
in dem Audienzzimmer unter den Baldachin, und
teilte
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