Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742.Tiefgesuchte Weisheitschlüsse Sind Elmirens Zeitvertreib. Der Begriff gemeiner Küsse Reizen kein gelehrtes Weib. Dennoch sagt und glaubet man; Daß man sie erbitten kann. Jris tändelt, scherzt und singet, Lacht und höhnt der Leidenschaft. Was auch sonst ein Herz bezwinget, Hat an ihrem keine Kraft. Dennoch sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. Flavia will nichts gestatten, Was den Schein des Paarens hat: Und sie zürnt auf ihren Schatten, Weil er ihr zu sehr sich naht. Dennoch sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. O! die Welt kömmt auf die Neige. Auch der Unschuld schont man nicht: Weil der Unschuld oft ein Zeuge Jhrer Lauterkeit gebricht. Daher sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. Tiefgeſuchte Weisheitſchluͤſſe Sind Elmirens Zeitvertreib. Der Begriff gemeiner Kuͤſſe Reizen kein gelehrtes Weib. Dennoch ſagt und glaubet man; Daß man ſie erbitten kann. Jris taͤndelt, ſcherzt und ſinget, Lacht und hoͤhnt der Leidenſchaft. Was auch ſonſt ein Herz bezwinget, Hat an ihrem keine Kraft. Dennoch ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. Flavia will nichts geſtatten, Was den Schein des Paarens hat: Und ſie zuͤrnt auf ihren Schatten, Weil er ihr zu ſehr ſich naht. Dennoch ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. O! die Welt koͤmmt auf die Neige. Auch der Unſchuld ſchont man nicht: Weil der Unſchuld oft ein Zeuge Jhrer Lauterkeit gebricht. Daher ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0070" n="48"/> <lg> <l>Tiefgeſuchte Weisheitſchluͤſſe</l><lb/> <l>Sind Elmirens Zeitvertreib.</l><lb/> <l>Der Begriff gemeiner Kuͤſſe</l><lb/> <l>Reizen kein gelehrtes Weib.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man;</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Jris taͤndelt, ſcherzt und ſinget,</l><lb/> <l>Lacht und hoͤhnt der Leidenſchaft.</l><lb/> <l>Was auch ſonſt ein Herz bezwinget,</l><lb/> <l>Hat an ihrem keine Kraft.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Flavia will nichts geſtatten,</l><lb/> <l>Was den Schein des Paarens hat:</l><lb/> <l>Und ſie zuͤrnt auf ihren Schatten,</l><lb/> <l>Weil er ihr zu ſehr ſich naht.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <lg> <l>O! die Welt koͤmmt auf die Neige.</l><lb/> <l>Auch der Unſchuld ſchont man nicht:</l><lb/> <l>Weil der Unſchuld oft ein Zeuge</l><lb/> <l>Jhrer Lauterkeit gebricht.</l><lb/> <l>Daher ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [48/0070]
Tiefgeſuchte Weisheitſchluͤſſe
Sind Elmirens Zeitvertreib.
Der Begriff gemeiner Kuͤſſe
Reizen kein gelehrtes Weib.
Dennoch ſagt und glaubet man;
Daß man ſie erbitten kann.
Jris taͤndelt, ſcherzt und ſinget,
Lacht und hoͤhnt der Leidenſchaft.
Was auch ſonſt ein Herz bezwinget,
Hat an ihrem keine Kraft.
Dennoch ſagt und glaubet man,
Daß man ſie erbitten kann.
Flavia will nichts geſtatten,
Was den Schein des Paarens hat:
Und ſie zuͤrnt auf ihren Schatten,
Weil er ihr zu ſehr ſich naht.
Dennoch ſagt und glaubet man,
Daß man ſie erbitten kann.
O! die Welt koͤmmt auf die Neige.
Auch der Unſchuld ſchont man nicht:
Weil der Unſchuld oft ein Zeuge
Jhrer Lauterkeit gebricht.
Daher ſagt und glaubet man,
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Zitationshilfe: | Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung01_1742/70>, abgerufen am 16.02.2025. |