Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742.Dieser Vorzug lautrer Ehre, Diese Strenge, diese Zucht, Stammen aus der Mutter Lehre, Sind nur ihres Beyspiels Frucht. Dennoch sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. Redet nicht von Scherz und Küssen, Wo ihr Martha kommen seht: Jhr vortreffliches Gewissen Hasset, was so weltlich steht. Dennoch sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. Liebe kann zwar Huld erwerben; Aber bey Mirenen nicht: Weil sie nimmer ohn Entfärben Von verliebten Dingen spricht. Dennoch sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. Sylvia wird hoch gepriesen: Denn sie hat in kurzer Zeit Zehn Verehrer abgewiesen, Und den eilften hart bedräut. Dennoch sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. Edle Freyheit, mein Vergnügen! Singet Chloris tausendmal; Und es ist, sie zu besiegen, Schwerer, als die Kayserwahl. Dennoch sagt und glaubet man, Daß man sie erbitten kann. Dieſer Vorzug lautrer Ehre, Dieſe Strenge, dieſe Zucht, Stammen aus der Mutter Lehre, Sind nur ihres Beyſpiels Frucht. Dennoch ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. Redet nicht von Scherz und Kuͤſſen, Wo ihr Martha kommen ſeht: Jhr vortreffliches Gewiſſen Haſſet, was ſo weltlich ſteht. Dennoch ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. Liebe kann zwar Huld erwerben; Aber bey Mirenen nicht: Weil ſie nimmer ohn Entfaͤrben Von verliebten Dingen ſpricht. Dennoch ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. Sylvia wird hoch geprieſen: Denn ſie hat in kurzer Zeit Zehn Verehrer abgewieſen, Und den eilften hart bedraͤut. Dennoch ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. Edle Freyheit, mein Vergnuͤgen! Singet Chloris tauſendmal; Und es iſt, ſie zu beſiegen, Schwerer, als die Kayſerwahl. Dennoch ſagt und glaubet man, Daß man ſie erbitten kann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0069" n="47"/> <lg> <l>Dieſer Vorzug lautrer Ehre,</l><lb/> <l>Dieſe Strenge, dieſe Zucht,</l><lb/> <l>Stammen aus der Mutter Lehre,</l><lb/> <l>Sind nur ihres Beyſpiels Frucht.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Redet nicht von Scherz und Kuͤſſen,</l><lb/> <l>Wo ihr Martha kommen ſeht:</l><lb/> <l>Jhr vortreffliches Gewiſſen</l><lb/> <l>Haſſet, was ſo weltlich ſteht.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Liebe kann zwar Huld erwerben;</l><lb/> <l>Aber bey Mirenen nicht:</l><lb/> <l>Weil ſie nimmer ohn Entfaͤrben</l><lb/> <l>Von verliebten Dingen ſpricht.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Sylvia wird hoch geprieſen:</l><lb/> <l>Denn ſie hat in kurzer Zeit</l><lb/> <l>Zehn Verehrer abgewieſen,</l><lb/> <l>Und den eilften hart bedraͤut.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> <lg> <l>Edle Freyheit, mein Vergnuͤgen!</l><lb/> <l>Singet Chloris tauſendmal;</l><lb/> <l>Und es iſt, ſie zu beſiegen,</l><lb/> <l>Schwerer, als die Kayſerwahl.</l><lb/> <l>Dennoch ſagt und glaubet man,</l><lb/> <l>Daß man ſie erbitten kann.</l> </lg><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [47/0069]
Dieſer Vorzug lautrer Ehre,
Dieſe Strenge, dieſe Zucht,
Stammen aus der Mutter Lehre,
Sind nur ihres Beyſpiels Frucht.
Dennoch ſagt und glaubet man,
Daß man ſie erbitten kann.
Redet nicht von Scherz und Kuͤſſen,
Wo ihr Martha kommen ſeht:
Jhr vortreffliches Gewiſſen
Haſſet, was ſo weltlich ſteht.
Dennoch ſagt und glaubet man,
Daß man ſie erbitten kann.
Liebe kann zwar Huld erwerben;
Aber bey Mirenen nicht:
Weil ſie nimmer ohn Entfaͤrben
Von verliebten Dingen ſpricht.
Dennoch ſagt und glaubet man,
Daß man ſie erbitten kann.
Sylvia wird hoch geprieſen:
Denn ſie hat in kurzer Zeit
Zehn Verehrer abgewieſen,
Und den eilften hart bedraͤut.
Dennoch ſagt und glaubet man,
Daß man ſie erbitten kann.
Edle Freyheit, mein Vergnuͤgen!
Singet Chloris tauſendmal;
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Zitationshilfe: | Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung01_1742/69>, abgerufen am 27.07.2024. |