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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Vierter Vortrag.
Entwickelungstheorie von Goethe und Oken.


Wissenschaftliche Unzulänglichkeit aller Vorstellungen von einer Schöpfung der
einzelnen Arten. Nothwendigkeit der entgegengesetzten Entwickelungstheorien. Ge-
schichtlicher Ueberblick über die wichtigsten Entwickelungstheorien. Aristoteles. Seine
Lehre von der Urzeugung. Die Bedeutung der Naturphilosophie. Goethe. Seine
Verdienste als Naturforscher. Seine Metamorphose der Pflanzen. Seine Wirbel-
theorie des Schädels. Seine Entdeckung des Zwischenkiefers beim Menschen. Goe-
thes Theilnahme an dem Streite zwischen Cuvier und Geoffroy S. Hilaire. Goe-
thes Entdeckung der beiden organischen Bildungstriebe, des konservativen Specifika-
tionstriebes (der Vererbung), und des progressiven Umbildungstriebes (der Anpas-
sung). Goethes Ansicht von der gemeinsamen Abstammung aller Wirbelthiere mit
Jnbegriff des Menschen. Oken. Seine Naturphilosophie. Okens Vorstellung vom
Urschleim (Protoplasmatheorie). Okens Vorstellung von den Jnfusorien (Zellentheo-
rie). Okens Entwickelungstheorie.

Meine Herren! Alle verschiedenen Vorstellungen, welche wir
uns über eine selbstständige, von einander unabhängige Entstehung
der einzelnen organischen Arten durch Schöpfung machen können,
laufen, folgerichtig durchdacht, auf einen sogenannten Anthropo-
morphismus,
d. h. auf eine Vermenschlichung des Schöpfers
hinaus, wie wir in dem letzten Vortrage bereits gezeigt haben. Es
wird da der Schöpfer zu einem Organismus, der sich einen Plan ent-
wirft, diesen Plan durchdenkt und verändert, und schließlich die Ge-

Vierter Vortrag.
Entwickelungstheorie von Goethe und Oken.


Wiſſenſchaftliche Unzulaͤnglichkeit aller Vorſtellungen von einer Schoͤpfung der
einzelnen Arten. Nothwendigkeit der entgegengeſetzten Entwickelungstheorien. Ge-
ſchichtlicher Ueberblick uͤber die wichtigſten Entwickelungstheorien. Ariſtoteles. Seine
Lehre von der Urzeugung. Die Bedeutung der Naturphiloſophie. Goethe. Seine
Verdienſte als Naturforſcher. Seine Metamorphoſe der Pflanzen. Seine Wirbel-
theorie des Schaͤdels. Seine Entdeckung des Zwiſchenkiefers beim Menſchen. Goe-
thes Theilnahme an dem Streite zwiſchen Cuvier und Geoffroy S. Hilaire. Goe-
thes Entdeckung der beiden organiſchen Bildungstriebe, des konſervativen Specifika-
tionstriebes (der Vererbung), und des progreſſiven Umbildungstriebes (der Anpaſ-
ſung). Goethes Anſicht von der gemeinſamen Abſtammung aller Wirbelthiere mit
Jnbegriff des Menſchen. Oken. Seine Naturphiloſophie. Okens Vorſtellung vom
Urſchleim (Protoplasmatheorie). Okens Vorſtellung von den Jnfuſorien (Zellentheo-
rie). Okens Entwickelungstheorie.

Meine Herren! Alle verſchiedenen Vorſtellungen, welche wir
uns uͤber eine ſelbſtſtaͤndige, von einander unabhaͤngige Entſtehung
der einzelnen organiſchen Arten durch Schoͤpfung machen koͤnnen,
laufen, folgerichtig durchdacht, auf einen ſogenannten Anthropo-
morphismus,
d. h. auf eine Vermenſchlichung des Schoͤpfers
hinaus, wie wir in dem letzten Vortrage bereits gezeigt haben. Es
wird da der Schoͤpfer zu einem Organismus, der ſich einen Plan ent-
wirft, dieſen Plan durchdenkt und veraͤndert, und ſchließlich die Ge-

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[[59]/0080] Vierter Vortrag. Entwickelungstheorie von Goethe und Oken. Wiſſenſchaftliche Unzulaͤnglichkeit aller Vorſtellungen von einer Schoͤpfung der einzelnen Arten. Nothwendigkeit der entgegengeſetzten Entwickelungstheorien. Ge- ſchichtlicher Ueberblick uͤber die wichtigſten Entwickelungstheorien. Ariſtoteles. Seine Lehre von der Urzeugung. Die Bedeutung der Naturphiloſophie. Goethe. Seine Verdienſte als Naturforſcher. Seine Metamorphoſe der Pflanzen. Seine Wirbel- theorie des Schaͤdels. Seine Entdeckung des Zwiſchenkiefers beim Menſchen. Goe- thes Theilnahme an dem Streite zwiſchen Cuvier und Geoffroy S. Hilaire. Goe- thes Entdeckung der beiden organiſchen Bildungstriebe, des konſervativen Specifika- tionstriebes (der Vererbung), und des progreſſiven Umbildungstriebes (der Anpaſ- ſung). Goethes Anſicht von der gemeinſamen Abſtammung aller Wirbelthiere mit Jnbegriff des Menſchen. Oken. Seine Naturphiloſophie. Okens Vorſtellung vom Urſchleim (Protoplasmatheorie). Okens Vorſtellung von den Jnfuſorien (Zellentheo- rie). Okens Entwickelungstheorie. Meine Herren! Alle verſchiedenen Vorſtellungen, welche wir uns uͤber eine ſelbſtſtaͤndige, von einander unabhaͤngige Entſtehung der einzelnen organiſchen Arten durch Schoͤpfung machen koͤnnen, laufen, folgerichtig durchdacht, auf einen ſogenannten Anthropo- morphismus, d. h. auf eine Vermenſchlichung des Schoͤpfers hinaus, wie wir in dem letzten Vortrage bereits gezeigt haben. Es wird da der Schoͤpfer zu einem Organismus, der ſich einen Plan ent- wirft, dieſen Plan durchdenkt und veraͤndert, und ſchließlich die Ge-

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. [59]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/80>, abgerufen am 22.11.2024.