welchen durch bleibenden Zusammenhang zahlreicher zusammen- gesetzter Stöcke, die aus einem einzigen hervorgehen, diese alle zu- sammen ein einziges Bion darstellen, oft unter der Form eines ganzen Waldes. Die colossalen Stämme und Kronen dieser Riesenbäume lassen als höchst zusammengesetzte Stöcke an Volum und Masse Alles weit hinter sich, was je einzelne Personen (z. B. Walfische) leisten können. In dieser Beziehung zeigt sich die höhere physiologische Ausbildungsstufe, welche durch Zusammensetzung der Personen zu Cormen erreicht wird, sehr deutlich.
Das Thierreich bringt nur im niedersten Stamme, bei den Coelen- teraten, ausserdem nur noch bei einigen Mollusken (bei den Bo- trylliden und gegliederten Bryozoen), actuelle Bionten von echter Cormus-Form hervor und steht also in dieser Beziehung eine Stufe tiefer, als das Pflanzenreich. Doch übertreffen auch hier die echten stockbildenden Formen durch colossale Massenentwickelung bei weitem alle einzelnen Personen, wie schon die Anthozoen-Stöcke der Südsee zeigen, die ungeheuren inselbildenden Corallen-Riffe. Der quantitative Nachtheil, den die physiologische Individualität der höheren Thiere durch mangelnde Stockbildung erleidet, wird aber aufgewogen, ja weit über- wogen durch den qualitativen Vortheil der freieren Beweglichkeit der Personen, welche bei allen höheren Thieren als actuelle Bionten fungiren. Ausserdem tritt dann hier noch an die Stelle der gebundenen Stockbildung die freiere Gemeinden- und Staaten-Bildung. Die Arbeitstheilung entwickelt sich hier in nicht minderem Maasse als dort, und die nothwendige Wechselwirkung der thierischen Personen, die in Heerden, Familien, Gemeinden, Staaten beisammen leben, ist nicht weniger innig, als diejenige, welche zwischen Personen eines und desselben Stockes stattfinden muss. Der einzige Unterschied ist, dass hier ein materielles und continuirliches, dort ein ideelles und contiguir- liches Band die Vielheit der Personen zur Einheit der Gemeinde zusammenhält. Wenn wir demgemäss auch die freien Staaten der Menschen und der anderen höheren Thiere niemals als morphologische Individualitäten auffassen können, so werden sie dennoch als actuelle Bionten in weiterem Sinne zu betrachten sein.
Die mehr oder minder innigen Vereinigungen von vielen Personen, welche die actuelle physiologische Individualität der Gemeinde und des Staates bilden, sind bisher nicht näher von tectologischem Stand- puncte aus als ideelle Aequivalente der Cormen, der Form-Individuen sechster Ordnung, untersucht worden. Die Bildungs-Gesetze sind hier wie dort dieselben. Die Staaten der Menschen sind ebenso wie die- jenigen der anderen Thiere nach den Gesetzen der Aggregation und des Polymorphismus gebildet. Auch die verschiedenen Staatsformen wiederholen sich bei den verschiedensten Thiergruppen. Viele Thiere,
Physiologische Individualität der Organismen.
welchen durch bleibenden Zusammenhang zahlreicher zusammen- gesetzter Stöcke, die aus einem einzigen hervorgehen, diese alle zu- sammen ein einziges Bion darstellen, oft unter der Form eines ganzen Waldes. Die colossalen Stämme und Kronen dieser Riesenbäume lassen als höchst zusammengesetzte Stöcke an Volum und Masse Alles weit hinter sich, was je einzelne Personen (z. B. Walfische) leisten können. In dieser Beziehung zeigt sich die höhere physiologische Ausbildungsstufe, welche durch Zusammensetzung der Personen zu Cormen erreicht wird, sehr deutlich.
Das Thierreich bringt nur im niedersten Stamme, bei den Coelen- teraten, ausserdem nur noch bei einigen Mollusken (bei den Bo- trylliden und gegliederten Bryozoen), actuelle Bionten von echter Cormus-Form hervor und steht also in dieser Beziehung eine Stufe tiefer, als das Pflanzenreich. Doch übertreffen auch hier die echten stockbildenden Formen durch colossale Massenentwickelung bei weitem alle einzelnen Personen, wie schon die Anthozoen-Stöcke der Südsee zeigen, die ungeheuren inselbildenden Corallen-Riffe. Der quantitative Nachtheil, den die physiologische Individualität der höheren Thiere durch mangelnde Stockbildung erleidet, wird aber aufgewogen, ja weit über- wogen durch den qualitativen Vortheil der freieren Beweglichkeit der Personen, welche bei allen höheren Thieren als actuelle Bionten fungiren. Ausserdem tritt dann hier noch an die Stelle der gebundenen Stockbildung die freiere Gemeinden- und Staaten-Bildung. Die Arbeitstheilung entwickelt sich hier in nicht minderem Maasse als dort, und die nothwendige Wechselwirkung der thierischen Personen, die in Heerden, Familien, Gemeinden, Staaten beisammen leben, ist nicht weniger innig, als diejenige, welche zwischen Personen eines und desselben Stockes stattfinden muss. Der einzige Unterschied ist, dass hier ein materielles und continuirliches, dort ein ideelles und contiguir- liches Band die Vielheit der Personen zur Einheit der Gemeinde zusammenhält. Wenn wir demgemäss auch die freien Staaten der Menschen und der anderen höheren Thiere niemals als morphologische Individualitäten auffassen können, so werden sie dennoch als actuelle Bionten in weiterem Sinne zu betrachten sein.
Die mehr oder minder innigen Vereinigungen von vielen Personen, welche die actuelle physiologische Individualität der Gemeinde und des Staates bilden, sind bisher nicht näher von tectologischem Stand- puncte aus als ideelle Aequivalente der Cormen, der Form-Individuen sechster Ordnung, untersucht worden. Die Bildungs-Gesetze sind hier wie dort dieselben. Die Staaten der Menschen sind ebenso wie die- jenigen der anderen Thiere nach den Gesetzen der Aggregation und des Polymorphismus gebildet. Auch die verschiedenen Staatsformen wiederholen sich bei den verschiedensten Thiergruppen. Viele Thiere,
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[362/0401]
Physiologische Individualität der Organismen.
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gesetzter Stöcke, die aus einem einzigen hervorgehen, diese alle zu-
sammen ein einziges Bion darstellen, oft unter der Form eines ganzen
Waldes. Die colossalen Stämme und Kronen dieser Riesenbäume
lassen als höchst zusammengesetzte Stöcke an Volum und Masse Alles
weit hinter sich, was je einzelne Personen (z. B. Walfische) leisten
können. In dieser Beziehung zeigt sich die höhere physiologische
Ausbildungsstufe, welche durch Zusammensetzung der Personen zu
Cormen erreicht wird, sehr deutlich.
Das Thierreich bringt nur im niedersten Stamme, bei den Coelen-
teraten, ausserdem nur noch bei einigen Mollusken (bei den Bo-
trylliden und gegliederten Bryozoen), actuelle Bionten von echter
Cormus-Form hervor und steht also in dieser Beziehung eine Stufe
tiefer, als das Pflanzenreich. Doch übertreffen auch hier die echten
stockbildenden Formen durch colossale Massenentwickelung bei weitem
alle einzelnen Personen, wie schon die Anthozoen-Stöcke der Südsee
zeigen, die ungeheuren inselbildenden Corallen-Riffe. Der quantitative
Nachtheil, den die physiologische Individualität der höheren Thiere durch
mangelnde Stockbildung erleidet, wird aber aufgewogen, ja weit über-
wogen durch den qualitativen Vortheil der freieren Beweglichkeit der
Personen, welche bei allen höheren Thieren als actuelle Bionten
fungiren. Ausserdem tritt dann hier noch an die Stelle der gebundenen
Stockbildung die freiere Gemeinden- und Staaten-Bildung. Die
Arbeitstheilung entwickelt sich hier in nicht minderem Maasse als dort,
und die nothwendige Wechselwirkung der thierischen Personen, die
in Heerden, Familien, Gemeinden, Staaten beisammen leben, ist nicht
weniger innig, als diejenige, welche zwischen Personen eines und
desselben Stockes stattfinden muss. Der einzige Unterschied ist, dass
hier ein materielles und continuirliches, dort ein ideelles und contiguir-
liches Band die Vielheit der Personen zur Einheit der Gemeinde
zusammenhält. Wenn wir demgemäss auch die freien Staaten der
Menschen und der anderen höheren Thiere niemals als morphologische
Individualitäten auffassen können, so werden sie dennoch als actuelle
Bionten in weiterem Sinne zu betrachten sein.
Die mehr oder minder innigen Vereinigungen von vielen Personen,
welche die actuelle physiologische Individualität der Gemeinde und
des Staates bilden, sind bisher nicht näher von tectologischem Stand-
puncte aus als ideelle Aequivalente der Cormen, der Form-Individuen
sechster Ordnung, untersucht worden. Die Bildungs-Gesetze sind hier
wie dort dieselben. Die Staaten der Menschen sind ebenso wie die-
jenigen der anderen Thiere nach den Gesetzen der Aggregation und
des Polymorphismus gebildet. Auch die verschiedenen Staatsformen
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/401>, abgerufen am 23.11.2024.
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