Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.der bestimmt ausgesprochene Wille, daß die Schrift nur so weit ihre Bahn mache, als diese Exemplare reichen; denn, kann ihm nicht sehr daran gelegen seyn, daß z. B. von einer theologischen Schrift, die für die Masse nicht taugt, nur fünfzig oder hundert Exemplare zu erhalten sind? Wird eine Vermehrung dieser Auflage ihn nicht zum Verbrecher an der Staatsreligion machen, während er mit den hundert Exemplaren beweist, daß er nur der Wissenschaft gegenüber ein Mann der freien Forschung seyn wolle? Jch sage nicht, daß solch eine Unterscheidung von Laien- und Tempelweisheit zu billigen ist; allein tritt uns hier nicht ein Wille entgegen, der ein individuelles Recht hat? Wer hat die Presse so emanzipirt, daß sie größere Gewalt haben soll, als der, der ihr den Jnhalt seiner Gedanken gibt? welch ein Recht hat die Buchdruckerei außer dem, was sie nur vom Autor empfing? Die Presse ist eine beauftragte, vom Autor beauftragte, sie besorgt eine Kommission, die in dem Augenblicke, wo der Autor befriedigt ist, auch zu Ende geht, die unberufner Weise von einer dritten, vierten Presse, der ich gar keinen Auftrag gegeben habe, nicht kann ausgeführt werden, und wenn man sagt, daß in diesem Falle nur Eines nicht geschehen müßte, nämlich, daß die Bücher für Geld verkauft würden, so liegt doch in diesem Kaufe und Verkaufe gerade der stillschweigende Vertrag zum Grunde, daß man dies Buch nur im Betreff der Ausgabe, die davon veranstaltet der bestimmt ausgesprochene Wille, daß die Schrift nur so weit ihre Bahn mache, als diese Exemplare reichen; denn, kann ihm nicht sehr daran gelegen seyn, daß z. B. von einer theologischen Schrift, die für die Masse nicht taugt, nur fünfzig oder hundert Exemplare zu erhalten sind? Wird eine Vermehrung dieser Auflage ihn nicht zum Verbrecher an der Staatsreligion machen, während er mit den hundert Exemplaren beweist, daß er nur der Wissenschaft gegenüber ein Mann der freien Forschung seyn wolle? Jch sage nicht, daß solch eine Unterscheidung von Laien- und Tempelweisheit zu billigen ist; allein tritt uns hier nicht ein Wille entgegen, der ein individuelles Recht hat? Wer hat die Presse so emanzipirt, daß sie größere Gewalt haben soll, als der, der ihr den Jnhalt seiner Gedanken gibt? welch ein Recht hat die Buchdruckerei außer dem, was sie nur vom Autor empfing? Die Presse ist eine beauftragte, vom Autor beauftragte, sie besorgt eine Kommission, die in dem Augenblicke, wo der Autor befriedigt ist, auch zu Ende geht, die unberufner Weise von einer dritten, vierten Presse, der ich gar keinen Auftrag gegeben habe, nicht kann ausgeführt werden, und wenn man sagt, daß in diesem Falle nur Eines nicht geschehen müßte, nämlich, daß die Bücher für Geld verkauft würden, so liegt doch in diesem Kaufe und Verkaufe gerade der stillschweigende Vertrag zum Grunde, daß man dies Buch nur im Betreff der Ausgabe, die davon veranstaltet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0307" n="305"/> der bestimmt ausgesprochene Wille, daß die Schrift nur so weit ihre Bahn mache, als diese Exemplare reichen; denn, kann ihm nicht sehr daran gelegen seyn, daß z. B. von einer theologischen Schrift, die für die Masse nicht taugt, nur fünfzig oder hundert Exemplare zu erhalten sind? Wird eine Vermehrung dieser Auflage ihn nicht zum Verbrecher an der Staatsreligion machen, während er mit den hundert Exemplaren beweist, daß er nur der Wissenschaft gegenüber ein Mann der freien Forschung seyn wolle? Jch sage nicht, daß solch eine Unterscheidung von Laien- und Tempelweisheit zu billigen ist; allein tritt uns hier nicht ein <hi rendition="#g">Wille</hi> entgegen, der ein individuelles Recht hat? Wer hat die Presse so emanzipirt, daß sie größere Gewalt haben soll, als der, der ihr den Jnhalt seiner Gedanken gibt? welch ein Recht hat die Buchdruckerei außer dem, was sie nur vom Autor empfing? Die Presse ist eine beauftragte, vom Autor beauftragte, sie besorgt eine Kommission, die in dem Augenblicke, wo der Autor befriedigt ist, auch zu Ende geht, die unberufner Weise von einer dritten, vierten Presse, der ich gar keinen Auftrag gegeben habe, nicht kann ausgeführt werden, und wenn man sagt, daß in diesem Falle nur Eines nicht geschehen müßte, nämlich, daß die Bücher für Geld verkauft würden, so liegt doch in diesem Kaufe und Verkaufe gerade der stillschweigende Vertrag zum Grunde, daß man dies Buch nur im Betreff der Ausgabe, die davon veranstaltet </p> </div> </body> </text> </TEI> [305/0307]
der bestimmt ausgesprochene Wille, daß die Schrift nur so weit ihre Bahn mache, als diese Exemplare reichen; denn, kann ihm nicht sehr daran gelegen seyn, daß z. B. von einer theologischen Schrift, die für die Masse nicht taugt, nur fünfzig oder hundert Exemplare zu erhalten sind? Wird eine Vermehrung dieser Auflage ihn nicht zum Verbrecher an der Staatsreligion machen, während er mit den hundert Exemplaren beweist, daß er nur der Wissenschaft gegenüber ein Mann der freien Forschung seyn wolle? Jch sage nicht, daß solch eine Unterscheidung von Laien- und Tempelweisheit zu billigen ist; allein tritt uns hier nicht ein Wille entgegen, der ein individuelles Recht hat? Wer hat die Presse so emanzipirt, daß sie größere Gewalt haben soll, als der, der ihr den Jnhalt seiner Gedanken gibt? welch ein Recht hat die Buchdruckerei außer dem, was sie nur vom Autor empfing? Die Presse ist eine beauftragte, vom Autor beauftragte, sie besorgt eine Kommission, die in dem Augenblicke, wo der Autor befriedigt ist, auch zu Ende geht, die unberufner Weise von einer dritten, vierten Presse, der ich gar keinen Auftrag gegeben habe, nicht kann ausgeführt werden, und wenn man sagt, daß in diesem Falle nur Eines nicht geschehen müßte, nämlich, daß die Bücher für Geld verkauft würden, so liegt doch in diesem Kaufe und Verkaufe gerade der stillschweigende Vertrag zum Grunde, daß man dies Buch nur im Betreff der Ausgabe, die davon veranstaltet
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-09-13T12:39:16Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |