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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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möchte. Das letztre würd' ich jedoch Niemanden rathen, der nicht einiger durchbohrender Blicke gewärtig seyn will. An die Cravatte reihen sich gern kleine gesteifte Lappen, die durch ihre gefährlichen Spitzen sich den Namen der Parriciden zugezogen haben. Hiermit ist der Grund gelegt; höchstens, daß sogenannte Sprungriemen der aufgeschossenen Gestalt künftig ein glattes Ansehen geben, oder daß sie wohl gar die Länge ihrer Röcke beschneidet, um recht kurze, Jagdröcken ähnliche Taschenflügel über die Lenden schwirren zu haben. Der Hut von oben quetscht das rothe, wangige, blonde Haupt ebenso sehr zusammen, wie von unten die Cravatte, das Prinzip der Emanzipation, mit fischbeingemäßer Elasticität hinaufstrebt.

Wenn dieß bis jetzt noch keine Narrheit war, so pflegt sie regelmäßig in dem Momente einzutreten, wo sie sich mit einer gewissen Melancholie verbunden zeigt. Es ist nämlich die Frage des Bartes, die sich mit einer dringenden Nothwendigkeit geltend macht. Sie hängt an einem einzigen Haare, welches sich bereits auf der Oberlippe eingestellt hat, und welches plötzlich der jungen Phantasie einen ganzen Wald von im Nothfalle gefärbten Täuschungen vorzaubert. Armer Junge! Jch versichre dich, dieses Haar ist nur die Frucht eines Leberfleckes, du wirst noch zehen Jahre brauchen, um einen Rothbart auf den Lippen zu haben! Allein der junge Mann, dem täglich das Blut höher in den Kopf steigt, glaubt nicht und blickt wie ein indischer Fakir stundenlang

möchte. Das letztre würd’ ich jedoch Niemanden rathen, der nicht einiger durchbohrender Blicke gewärtig seyn will. An die Cravatte reihen sich gern kleine gesteifte Lappen, die durch ihre gefährlichen Spitzen sich den Namen der Parriciden zugezogen haben. Hiermit ist der Grund gelegt; höchstens, daß sogenannte Sprungriemen der aufgeschossenen Gestalt künftig ein glattes Ansehen geben, oder daß sie wohl gar die Länge ihrer Röcke beschneidet, um recht kurze, Jagdröcken ähnliche Taschenflügel über die Lenden schwirren zu haben. Der Hut von oben quetscht das rothe, wangige, blonde Haupt ebenso sehr zusammen, wie von unten die Cravatte, das Prinzip der Emanzipation, mit fischbeingemäßer Elasticität hinaufstrebt.

Wenn dieß bis jetzt noch keine Narrheit war, so pflegt sie regelmäßig in dem Momente einzutreten, wo sie sich mit einer gewissen Melancholie verbunden zeigt. Es ist nämlich die Frage des Bartes, die sich mit einer dringenden Nothwendigkeit geltend macht. Sie hängt an einem einzigen Haare, welches sich bereits auf der Oberlippe eingestellt hat, und welches plötzlich der jungen Phantasie einen ganzen Wald von im Nothfalle gefärbten Täuschungen vorzaubert. Armer Junge! Jch versichre dich, dieses Haar ist nur die Frucht eines Leberfleckes, du wirst noch zehen Jahre brauchen, um einen Rothbart auf den Lippen zu haben! Allein der junge Mann, dem täglich das Blut höher in den Kopf steigt, glaubt nicht und blickt wie ein indischer Fakir stundenlang

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[27/0055] möchte. Das letztre würd’ ich jedoch Niemanden rathen, der nicht einiger durchbohrender Blicke gewärtig seyn will. An die Cravatte reihen sich gern kleine gesteifte Lappen, die durch ihre gefährlichen Spitzen sich den Namen der Parriciden zugezogen haben. Hiermit ist der Grund gelegt; höchstens, daß sogenannte Sprungriemen der aufgeschossenen Gestalt künftig ein glattes Ansehen geben, oder daß sie wohl gar die Länge ihrer Röcke beschneidet, um recht kurze, Jagdröcken ähnliche Taschenflügel über die Lenden schwirren zu haben. Der Hut von oben quetscht das rothe, wangige, blonde Haupt ebenso sehr zusammen, wie von unten die Cravatte, das Prinzip der Emanzipation, mit fischbeingemäßer Elasticität hinaufstrebt. Wenn dieß bis jetzt noch keine Narrheit war, so pflegt sie regelmäßig in dem Momente einzutreten, wo sie sich mit einer gewissen Melancholie verbunden zeigt. Es ist nämlich die Frage des Bartes, die sich mit einer dringenden Nothwendigkeit geltend macht. Sie hängt an einem einzigen Haare, welches sich bereits auf der Oberlippe eingestellt hat, und welches plötzlich der jungen Phantasie einen ganzen Wald von im Nothfalle gefärbten Täuschungen vorzaubert. Armer Junge! Jch versichre dich, dieses Haar ist nur die Frucht eines Leberfleckes, du wirst noch zehen Jahre brauchen, um einen Rothbart auf den Lippen zu haben! Allein der junge Mann, dem täglich das Blut höher in den Kopf steigt, glaubt nicht und blickt wie ein indischer Fakir stundenlang

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Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/55>, abgerufen am 22.11.2024.