Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.zurück, ist in seiner Jdee über die Gestalt der Erde, über den Aequator und das wunderbare Jenseits des Südpols fix geworden und wird wahrscheinlich damit enden, daß eines Morgens am Strand der Themse ein Kahn vermißt und drei Tage später statt des Kahnes ein Leichnam an der Stelle zu treffen seyn wird. Wichtiger, als die sechsten und siebenten Erdtheile, die unser zweiter Columbus entdecken wollte, sind die Erweiterungen und Ausdehnungen der Kenntnisse, welche man von den alten schon besitzt. Man eroberte neue Welttheile nicht über das Land hinaus, sondern in das Land hinein. Das fabelhafte Dunkel der Wälder, die Undurchdringlichkeit schroffer Gebirgszüge lichteten sich. Man verfolgte jene ungeheuren Flüsse, deren Lauf man erst da kannte, wo sie sich ins Weltmeer ergießen. Ermüdet von den gleichmäßigen Windungen dieser Ströme hatte man in alten Zeiten ihre Quelle preisgegeben; jetzt fuhr man unerschrocken in die Wildnisse hinein, aus welchen man heraus den gewaltigen Strom murmeln und rauschen hörte. Man bahnte sich an den Ufern den Weg durch mannshohe Schilfwälder, unerschrocken vor dem schuppigen Krokodil und dem schwerfälligen Tapir, die flohen, weil sie Menschen noch nicht gesehen hatten. Doch fand man auf diesen kühnen Zügen auch Striche, wo eine gewisse Kultur vereinzelter Jndianerstämme sichtbar war. Jn älterer Zeit hatten gerade die Expeditionen, welche sich auf Entdeckung der Flußquellen eingeschifft hatten, die abenteuerlichsten Sagen über die zurück, ist in seiner Jdee über die Gestalt der Erde, über den Aequator und das wunderbare Jenseits des Südpols fix geworden und wird wahrscheinlich damit enden, daß eines Morgens am Strand der Themse ein Kahn vermißt und drei Tage später statt des Kahnes ein Leichnam an der Stelle zu treffen seyn wird. Wichtiger, als die sechsten und siebenten Erdtheile, die unser zweiter Columbus entdecken wollte, sind die Erweiterungen und Ausdehnungen der Kenntnisse, welche man von den alten schon besitzt. Man eroberte neue Welttheile nicht über das Land hinaus, sondern in das Land hinein. Das fabelhafte Dunkel der Wälder, die Undurchdringlichkeit schroffer Gebirgszüge lichteten sich. Man verfolgte jene ungeheuren Flüsse, deren Lauf man erst da kannte, wo sie sich ins Weltmeer ergießen. Ermüdet von den gleichmäßigen Windungen dieser Ströme hatte man in alten Zeiten ihre Quelle preisgegeben; jetzt fuhr man unerschrocken in die Wildnisse hinein, aus welchen man heraus den gewaltigen Strom murmeln und rauschen hörte. Man bahnte sich an den Ufern den Weg durch mannshohe Schilfwälder, unerschrocken vor dem schuppigen Krokodil und dem schwerfälligen Tapir, die flohen, weil sie Menschen noch nicht gesehen hatten. Doch fand man auf diesen kühnen Zügen auch Striche, wo eine gewisse Kultur vereinzelter Jndianerstämme sichtbar war. Jn älterer Zeit hatten gerade die Expeditionen, welche sich auf Entdeckung der Flußquellen eingeschifft hatten, die abenteuerlichsten Sagen über die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0264" n="236"/> zurück, ist in seiner Jdee über die Gestalt der Erde, über den Aequator und das wunderbare Jenseits des Südpols fix geworden und wird wahrscheinlich damit enden, daß eines Morgens am Strand der Themse ein Kahn vermißt und drei Tage später statt des Kahnes ein Leichnam an der Stelle zu treffen seyn wird.</p> <p>Wichtiger, als die sechsten und siebenten Erdtheile, die unser zweiter Columbus entdecken wollte, sind die Erweiterungen und Ausdehnungen der Kenntnisse, welche man von den alten schon besitzt. Man eroberte neue Welttheile nicht über das Land hinaus, sondern in das Land hinein. Das fabelhafte Dunkel der Wälder, die Undurchdringlichkeit schroffer Gebirgszüge lichteten sich. Man verfolgte jene ungeheuren Flüsse, deren Lauf man erst da kannte, wo sie sich ins Weltmeer ergießen. Ermüdet von den gleichmäßigen Windungen dieser Ströme hatte man in alten Zeiten ihre Quelle preisgegeben; jetzt fuhr man unerschrocken in die Wildnisse hinein, aus welchen man heraus den gewaltigen Strom murmeln und rauschen hörte. Man bahnte sich an den Ufern den Weg durch mannshohe Schilfwälder, unerschrocken vor dem schuppigen Krokodil und dem schwerfälligen Tapir, die flohen, weil sie Menschen noch nicht gesehen hatten. Doch fand man auf diesen kühnen Zügen auch Striche, wo eine gewisse Kultur vereinzelter Jndianerstämme sichtbar war. Jn älterer Zeit hatten gerade die Expeditionen, welche sich auf Entdeckung der Flußquellen eingeschifft hatten, die abenteuerlichsten Sagen über die </p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0264]
zurück, ist in seiner Jdee über die Gestalt der Erde, über den Aequator und das wunderbare Jenseits des Südpols fix geworden und wird wahrscheinlich damit enden, daß eines Morgens am Strand der Themse ein Kahn vermißt und drei Tage später statt des Kahnes ein Leichnam an der Stelle zu treffen seyn wird.
Wichtiger, als die sechsten und siebenten Erdtheile, die unser zweiter Columbus entdecken wollte, sind die Erweiterungen und Ausdehnungen der Kenntnisse, welche man von den alten schon besitzt. Man eroberte neue Welttheile nicht über das Land hinaus, sondern in das Land hinein. Das fabelhafte Dunkel der Wälder, die Undurchdringlichkeit schroffer Gebirgszüge lichteten sich. Man verfolgte jene ungeheuren Flüsse, deren Lauf man erst da kannte, wo sie sich ins Weltmeer ergießen. Ermüdet von den gleichmäßigen Windungen dieser Ströme hatte man in alten Zeiten ihre Quelle preisgegeben; jetzt fuhr man unerschrocken in die Wildnisse hinein, aus welchen man heraus den gewaltigen Strom murmeln und rauschen hörte. Man bahnte sich an den Ufern den Weg durch mannshohe Schilfwälder, unerschrocken vor dem schuppigen Krokodil und dem schwerfälligen Tapir, die flohen, weil sie Menschen noch nicht gesehen hatten. Doch fand man auf diesen kühnen Zügen auch Striche, wo eine gewisse Kultur vereinzelter Jndianerstämme sichtbar war. Jn älterer Zeit hatten gerade die Expeditionen, welche sich auf Entdeckung der Flußquellen eingeschifft hatten, die abenteuerlichsten Sagen über die
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/264>, abgerufen am 28.07.2024. |