Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.ist, soll zu den Vortheilen derselben gleichmäßig berufen seyn. So würde man erst industrielle Mittelpunkte besitzen, welche eine nothwendige Funktion in dem allgemeinen Mechanismus der Erzeugung und Vertheilung der Reichthümer ausfüllen. So würde es erst eine Gelegenheit geben, neue Verfahrungsweisen auf die Jndustrie im Großen anzuwenden. Ja sogar der Ackerbau kann durch dieses System einen neuen Anstoß erhalten, wie wir denn schon mehrere glückliche Beispiele haben, daß ausgedehnte Besitzungen in Frankreich durch Aktionäre verwaltet werden. Man erschrecke nicht, wenn wir hier den Buchhandel als Beweis anführen, einen Erwerbszweig, dem der übrige Handelsstand nicht das größte Vertrauen zu schenken pflegt; und doch haben schon die ersten Buchdrucker von Paris das Aktiensystem sich angeeignet; mehrere Buchdruckereien haben sich in eine einzelne verwandelt, verringern dadurch die Conkurrenz und erhöhen ihren eigenen Ertrag. Wie geht es jetzt in der industriellen und Handelswelt zu? Die Conkurrenz macht, daß sich alle Jnteressen entgegengesetzt sind; sie stellt die Jndustrie unter verachtete Bedingungen und überhäuft sie mit schlechten Projekten. Finanzkrisen werden aufhören, wenn die Jnteressen näher zusammentreten und sich wechselweise unterstützen. Wir wissen wohl, daß sich, um eine solche Umänderung mit Regelmäßigkeit und Nutzen zu machen, eine einige Absicht an die Spitze stellen muß; doch braucht dieß nicht die Regierung zu seyn, wenn sie sich nur ist, soll zu den Vortheilen derselben gleichmäßig berufen seyn. So würde man erst industrielle Mittelpunkte besitzen, welche eine nothwendige Funktion in dem allgemeinen Mechanismus der Erzeugung und Vertheilung der Reichthümer ausfüllen. So würde es erst eine Gelegenheit geben, neue Verfahrungsweisen auf die Jndustrie im Großen anzuwenden. Ja sogar der Ackerbau kann durch dieses System einen neuen Anstoß erhalten, wie wir denn schon mehrere glückliche Beispiele haben, daß ausgedehnte Besitzungen in Frankreich durch Aktionäre verwaltet werden. Man erschrecke nicht, wenn wir hier den Buchhandel als Beweis anführen, einen Erwerbszweig, dem der übrige Handelsstand nicht das größte Vertrauen zu schenken pflegt; und doch haben schon die ersten Buchdrucker von Paris das Aktiensystem sich angeeignet; mehrere Buchdruckereien haben sich in eine einzelne verwandelt, verringern dadurch die Conkurrenz und erhöhen ihren eigenen Ertrag. Wie geht es jetzt in der industriellen und Handelswelt zu? Die Conkurrenz macht, daß sich alle Jnteressen entgegengesetzt sind; sie stellt die Jndustrie unter verachtete Bedingungen und überhäuft sie mit schlechten Projekten. Finanzkrisen werden aufhören, wenn die Jnteressen näher zusammentreten und sich wechselweise unterstützen. Wir wissen wohl, daß sich, um eine solche Umänderung mit Regelmäßigkeit und Nutzen zu machen, eine einige Absicht an die Spitze stellen muß; doch braucht dieß nicht die Regierung zu seyn, wenn sie sich nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0241" n="213"/> ist, soll zu den Vortheilen derselben gleichmäßig berufen seyn. So würde man erst industrielle Mittelpunkte besitzen, welche eine nothwendige Funktion in dem allgemeinen Mechanismus der Erzeugung und Vertheilung der Reichthümer ausfüllen. So würde es erst eine Gelegenheit geben, neue Verfahrungsweisen auf die Jndustrie im Großen anzuwenden. Ja sogar der Ackerbau kann durch dieses System einen neuen Anstoß erhalten, wie wir denn schon mehrere glückliche Beispiele haben, daß ausgedehnte Besitzungen in Frankreich durch Aktionäre verwaltet werden. Man erschrecke nicht, wenn wir hier den Buchhandel als Beweis anführen, einen Erwerbszweig, dem der übrige Handelsstand nicht das größte Vertrauen zu schenken pflegt; und doch haben schon die ersten Buchdrucker von Paris das Aktiensystem sich angeeignet; mehrere Buchdruckereien haben sich in eine einzelne verwandelt, verringern dadurch die Conkurrenz und erhöhen ihren eigenen Ertrag. Wie geht es jetzt in der industriellen und Handelswelt zu? Die Conkurrenz macht, daß sich alle Jnteressen entgegengesetzt sind; sie stellt die Jndustrie unter verachtete Bedingungen und überhäuft sie mit schlechten Projekten. Finanzkrisen werden aufhören, wenn die Jnteressen näher zusammentreten und sich wechselweise unterstützen.</p> <p>Wir wissen wohl, daß sich, um eine solche Umänderung mit Regelmäßigkeit und Nutzen zu machen, eine einige Absicht an die Spitze stellen muß; doch braucht dieß nicht die Regierung zu seyn, wenn sie sich nur </p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0241]
ist, soll zu den Vortheilen derselben gleichmäßig berufen seyn. So würde man erst industrielle Mittelpunkte besitzen, welche eine nothwendige Funktion in dem allgemeinen Mechanismus der Erzeugung und Vertheilung der Reichthümer ausfüllen. So würde es erst eine Gelegenheit geben, neue Verfahrungsweisen auf die Jndustrie im Großen anzuwenden. Ja sogar der Ackerbau kann durch dieses System einen neuen Anstoß erhalten, wie wir denn schon mehrere glückliche Beispiele haben, daß ausgedehnte Besitzungen in Frankreich durch Aktionäre verwaltet werden. Man erschrecke nicht, wenn wir hier den Buchhandel als Beweis anführen, einen Erwerbszweig, dem der übrige Handelsstand nicht das größte Vertrauen zu schenken pflegt; und doch haben schon die ersten Buchdrucker von Paris das Aktiensystem sich angeeignet; mehrere Buchdruckereien haben sich in eine einzelne verwandelt, verringern dadurch die Conkurrenz und erhöhen ihren eigenen Ertrag. Wie geht es jetzt in der industriellen und Handelswelt zu? Die Conkurrenz macht, daß sich alle Jnteressen entgegengesetzt sind; sie stellt die Jndustrie unter verachtete Bedingungen und überhäuft sie mit schlechten Projekten. Finanzkrisen werden aufhören, wenn die Jnteressen näher zusammentreten und sich wechselweise unterstützen.
Wir wissen wohl, daß sich, um eine solche Umänderung mit Regelmäßigkeit und Nutzen zu machen, eine einige Absicht an die Spitze stellen muß; doch braucht dieß nicht die Regierung zu seyn, wenn sie sich nur
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen01_1842/241>, abgerufen am 28.07.2024. |