den. Sie wandte sich oft gespenstisch um und suchte etwas, was man nicht sehen konnte, von sich abzuwehren. Dann fuhr sie mit einer grauenerregenden Vehemenz und sie begleiten¬ dem Geheul in die Gegend ihres Kopfes, als wolle sie etwas bedecken oder irgend einen über¬ großen Schmerz stillen. Wally zitterte.
Jetzt stand die Unglückliche, welche nicht im Fieber zu sein, sondern das volle Bewußt¬ sein zu haben schien, dicht vor ihr. Wally sahe, wie sie schwankte und zu Boden stürzte. Mit einem fürchterlichen Geschrei wühlte das entsetzliche Weib ihren Kopf in den losen Sand und rang, ihre Hände gleichsam zu vervielfäl¬ tigen, um den Kopf von allen Seiten bedecken zu können. Dabei stöhnte sie wieder, und sahe sich, wie tief sie auch den Kopf in den Sand hineingewühlt hatte, um, und fuhr mit einem gräßlichen Schrei auf, als hätte sie einen Geist
den. Sie wandte ſich oft geſpenſtiſch um und ſuchte etwas, was man nicht ſehen konnte, von ſich abzuwehren. Dann fuhr ſie mit einer grauenerregenden Vehemenz und ſie begleiten¬ dem Geheul in die Gegend ihres Kopfes, als wolle ſie etwas bedecken oder irgend einen über¬ großen Schmerz ſtillen. Wally zitterte.
Jetzt ſtand die Unglückliche, welche nicht im Fieber zu ſein, ſondern das volle Bewußt¬ ſein zu haben ſchien, dicht vor ihr. Wally ſahe, wie ſie ſchwankte und zu Boden ſtürzte. Mit einem fürchterlichen Geſchrei wühlte das entſetzliche Weib ihren Kopf in den loſen Sand und rang, ihre Hände gleichſam zu vervielfäl¬ tigen, um den Kopf von allen Seiten bedecken zu können. Dabei ſtöhnte ſie wieder, und ſahe ſich, wie tief ſie auch den Kopf in den Sand hineingewühlt hatte, um, und fuhr mit einem gräßlichen Schrei auf, als hätte ſie einen Geiſt
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den. Sie wandte ſich oft geſpenſtiſch um und
ſuchte etwas, was man nicht ſehen konnte, von
ſich abzuwehren. Dann fuhr ſie mit einer
grauenerregenden Vehemenz und ſie begleiten¬
dem Geheul in die Gegend ihres Kopfes, als
wolle ſie etwas bedecken oder irgend einen über¬
großen Schmerz ſtillen. Wally zitterte.
Jetzt ſtand die Unglückliche, welche nicht
im Fieber zu ſein, ſondern das volle Bewußt¬
ſein zu haben ſchien, dicht vor ihr. Wally
ſahe, wie ſie ſchwankte und zu Boden ſtürzte.
Mit einem fürchterlichen Geſchrei wühlte das
entſetzliche Weib ihren Kopf in den loſen Sand
und rang, ihre Hände gleichſam zu vervielfäl¬
tigen, um den Kopf von allen Seiten bedecken
zu können. Dabei ſtöhnte ſie wieder, und ſahe
ſich, wie tief ſie auch den Kopf in den Sand
hineingewühlt hatte, um, und fuhr mit einem
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/111>, abgerufen am 24.11.2024.
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