Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.Saschas und Zerlinens gesellschaftliche Combinationen mit einem Pfarrer anstellen! Sonst hätte er vielleicht Ersatz für die brüske Aufnahme beim Vater und auch Aufschlüsse über Fräulein Marloff bekommen. Doch hatte er genug vernommen, um in Hochlinden auch diese Mine springen zu lassen. Noch hielt er sein Material zurück, weil, als er endlich zurückgereist war, Fräulein Ehlerdt wirklich schon Abschied genommen hatte. Wolny war zurück! Da mußte sie wenigstens an die Brust Helenens, in die Umarmung der Mutter Helenens! Nun fehlte doch der Stachel, der den Mann Gottes reizte, als er seine Aufwartung machte und von den Eindrücken und Neuigkeiten der Residenz erzählte. Ganz harmlos berichtete die Gräfin, daß sie schon von Martha Briefe hätte, auch von Helenen, auch von ihrem Bruder Ottomar. Freudige Anlässe wären Ursache ihres plötzlichen Aufbruchs! Ja, schloß die Gräfin, diese Menschen sind mir Alle unendlich theuer und werth geworden! So lange Martha unvermählt bleibt, soll sie auch mein dauernder Umgang sein! Jetzt bin ich hier allein! schloß die würdige Frau. Aber so schön auch noch der Herbst ist und so sehr ich mich noch auf unsre sauere Traubenlese gefreut hatte, ich will doch bald den Andern folgen! Es ist mir wohl in diesem jugendlichen Kreise! Sind auch manche Ansichten zu gewagt, manche Behauptungen Saschas und Zerlinens gesellschaftliche Combinationen mit einem Pfarrer anstellen! Sonst hätte er vielleicht Ersatz für die brüske Aufnahme beim Vater und auch Aufschlüsse über Fräulein Marloff bekommen. Doch hatte er genug vernommen, um in Hochlinden auch diese Mine springen zu lassen. Noch hielt er sein Material zurück, weil, als er endlich zurückgereist war, Fräulein Ehlerdt wirklich schon Abschied genommen hatte. Wolny war zurück! Da mußte sie wenigstens an die Brust Helenens, in die Umarmung der Mutter Helenens! Nun fehlte doch der Stachel, der den Mann Gottes reizte, als er seine Aufwartung machte und von den Eindrücken und Neuigkeiten der Residenz erzählte. Ganz harmlos berichtete die Gräfin, daß sie schon von Martha Briefe hätte, auch von Helenen, auch von ihrem Bruder Ottomar. Freudige Anlässe wären Ursache ihres plötzlichen Aufbruchs! Ja, schloß die Gräfin, diese Menschen sind mir Alle unendlich theuer und werth geworden! So lange Martha unvermählt bleibt, soll sie auch mein dauernder Umgang sein! Jetzt bin ich hier allein! schloß die würdige Frau. Aber so schön auch noch der Herbst ist und so sehr ich mich noch auf unsre sauere Traubenlese gefreut hatte, ich will doch bald den Andern folgen! Es ist mir wohl in diesem jugendlichen Kreise! Sind auch manche Ansichten zu gewagt, manche Behauptungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="95"/> Saschas und Zerlinens gesellschaftliche Combinationen mit einem Pfarrer anstellen! Sonst hätte er vielleicht Ersatz für die brüske Aufnahme beim Vater und auch Aufschlüsse über Fräulein Marloff bekommen.</p> <p>Doch hatte er genug vernommen, um in Hochlinden auch diese Mine springen zu lassen. Noch hielt er sein Material zurück, weil, als er endlich zurückgereist war, Fräulein Ehlerdt wirklich schon Abschied genommen hatte. Wolny war zurück! Da mußte sie wenigstens an die Brust Helenens, in die Umarmung der Mutter Helenens! Nun fehlte doch der Stachel, der den Mann Gottes reizte, als er seine Aufwartung machte und von den Eindrücken und Neuigkeiten der Residenz erzählte. Ganz harmlos berichtete die Gräfin, daß sie schon von Martha Briefe hätte, auch von Helenen, auch von ihrem Bruder Ottomar. Freudige Anlässe wären Ursache ihres plötzlichen Aufbruchs! Ja, schloß die Gräfin, diese Menschen sind mir Alle unendlich theuer und werth geworden! So lange Martha unvermählt bleibt, soll sie auch mein dauernder Umgang sein! Jetzt bin ich hier allein! schloß die würdige Frau. Aber so schön auch noch der Herbst ist und so sehr ich mich noch auf unsre sauere Traubenlese gefreut hatte, ich will doch bald den Andern folgen! Es ist mir wohl in diesem jugendlichen Kreise! Sind auch manche Ansichten zu gewagt, manche Behauptungen </p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0101]
Saschas und Zerlinens gesellschaftliche Combinationen mit einem Pfarrer anstellen! Sonst hätte er vielleicht Ersatz für die brüske Aufnahme beim Vater und auch Aufschlüsse über Fräulein Marloff bekommen.
Doch hatte er genug vernommen, um in Hochlinden auch diese Mine springen zu lassen. Noch hielt er sein Material zurück, weil, als er endlich zurückgereist war, Fräulein Ehlerdt wirklich schon Abschied genommen hatte. Wolny war zurück! Da mußte sie wenigstens an die Brust Helenens, in die Umarmung der Mutter Helenens! Nun fehlte doch der Stachel, der den Mann Gottes reizte, als er seine Aufwartung machte und von den Eindrücken und Neuigkeiten der Residenz erzählte. Ganz harmlos berichtete die Gräfin, daß sie schon von Martha Briefe hätte, auch von Helenen, auch von ihrem Bruder Ottomar. Freudige Anlässe wären Ursache ihres plötzlichen Aufbruchs! Ja, schloß die Gräfin, diese Menschen sind mir Alle unendlich theuer und werth geworden! So lange Martha unvermählt bleibt, soll sie auch mein dauernder Umgang sein! Jetzt bin ich hier allein! schloß die würdige Frau. Aber so schön auch noch der Herbst ist und so sehr ich mich noch auf unsre sauere Traubenlese gefreut hatte, ich will doch bald den Andern folgen! Es ist mir wohl in diesem jugendlichen Kreise! Sind auch manche Ansichten zu gewagt, manche Behauptungen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/101>, abgerufen am 16.02.2025. |