Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877.sie spricht und thut, Alles ist hoheitsvoll und edel! Man sieht die Künstleranschauungen des Vaters im Kinde verkörpert! Auch Ada nimmt sich zusammen. Nur ist sie stiller geworden. Das wilde Kind der Stadt liebt jetzt, meine ich, zu sehr die Natur! Sie lebt nur in Wäldern und Schluchten! Einen Riesenstrauch von Farrnkräutern mit in's Schloß zu bringen und den Mittagstisch damit zu schmücken, macht sie überglücklich. Udo ist wie immer lebhaft angeregt und gut, der Staatskanzler, ich glaube selbst Ada, wollen ihn wieder in die Carriere drängen, sein Franzose hat Heimweh; aber ich glaube, er bleibt bei seinem Entschluß, unabhängig zu stehen. Ich für mein Theil muß mich glücklich schätzen, daß sein Bedürfniß, die Fremde zu sehen, befriedigt scheint. Jetzt bot noch Italien eine letzte - Enttäuschung, wenn man anders auf Ada hört, die sich von Allem abgestoßen fand, überall deutschen Wald, deutsche Wiese vermißte. Seit mich Helene Althing beglückt, weiß ich erst, wie man in die nächsten Beziehungen anregende Gedanken legen kann. Schon bei ihres Bruders Federführung und jeweiliger Beantwortung der an den unterrichteten jungen Mann gerichteten Fragen im Frauenclub erstaunte ich über die Fülle von Gesichtspunkten, die bei ihm vom Gewöhnlichen, Ueblichen, allgemein Angenommenen abwichen und, klar vorgetragen, immer überzeugen sie spricht und thut, Alles ist hoheitsvoll und edel! Man sieht die Künstleranschauungen des Vaters im Kinde verkörpert! Auch Ada nimmt sich zusammen. Nur ist sie stiller geworden. Das wilde Kind der Stadt liebt jetzt, meine ich, zu sehr die Natur! Sie lebt nur in Wäldern und Schluchten! Einen Riesenstrauch von Farrnkräutern mit in’s Schloß zu bringen und den Mittagstisch damit zu schmücken, macht sie überglücklich. Udo ist wie immer lebhaft angeregt und gut, der Staatskanzler, ich glaube selbst Ada, wollen ihn wieder in die Carrière drängen, sein Franzose hat Heimweh; aber ich glaube, er bleibt bei seinem Entschluß, unabhängig zu stehen. Ich für mein Theil muß mich glücklich schätzen, daß sein Bedürfniß, die Fremde zu sehen, befriedigt scheint. Jetzt bot noch Italien eine letzte – Enttäuschung, wenn man anders auf Ada hört, die sich von Allem abgestoßen fand, überall deutschen Wald, deutsche Wiese vermißte. Seit mich Helene Althing beglückt, weiß ich erst, wie man in die nächsten Beziehungen anregende Gedanken legen kann. Schon bei ihres Bruders Federführung und jeweiliger Beantwortung der an den unterrichteten jungen Mann gerichteten Fragen im Frauenclub erstaunte ich über die Fülle von Gesichtspunkten, die bei ihm vom Gewöhnlichen, Ueblichen, allgemein Angenommenen abwichen und, klar vorgetragen, immer überzeugen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0234" n="228"/> sie spricht und thut, Alles ist hoheitsvoll und edel! Man sieht die Künstleranschauungen des Vaters im Kinde verkörpert! Auch Ada nimmt sich zusammen. Nur ist sie stiller geworden. Das wilde Kind der Stadt liebt jetzt, meine ich, zu sehr die Natur! Sie lebt nur in Wäldern und Schluchten! Einen Riesenstrauch von Farrnkräutern mit in’s Schloß zu bringen und den Mittagstisch damit zu schmücken, macht sie überglücklich. Udo ist wie immer lebhaft angeregt und gut, der Staatskanzler, ich glaube selbst Ada, wollen ihn wieder in die Carrière drängen, sein Franzose hat Heimweh; aber ich glaube, er bleibt bei seinem Entschluß, unabhängig zu stehen. Ich für mein Theil muß mich glücklich schätzen, daß sein Bedürfniß, die Fremde zu sehen, befriedigt scheint. Jetzt bot noch Italien eine letzte – Enttäuschung, wenn man anders auf Ada hört, die sich von Allem abgestoßen fand, überall deutschen Wald, deutsche Wiese vermißte. Seit mich Helene Althing beglückt, weiß ich erst, wie man in die nächsten Beziehungen anregende Gedanken legen kann. Schon bei ihres Bruders Federführung und jeweiliger Beantwortung der an den unterrichteten jungen Mann gerichteten Fragen im Frauenclub erstaunte ich über die Fülle von Gesichtspunkten, die bei ihm vom Gewöhnlichen, Ueblichen, allgemein Angenommenen abwichen und, klar vorgetragen, immer überzeugen </p> </div> </body> </text> </TEI> [228/0234]
sie spricht und thut, Alles ist hoheitsvoll und edel! Man sieht die Künstleranschauungen des Vaters im Kinde verkörpert! Auch Ada nimmt sich zusammen. Nur ist sie stiller geworden. Das wilde Kind der Stadt liebt jetzt, meine ich, zu sehr die Natur! Sie lebt nur in Wäldern und Schluchten! Einen Riesenstrauch von Farrnkräutern mit in’s Schloß zu bringen und den Mittagstisch damit zu schmücken, macht sie überglücklich. Udo ist wie immer lebhaft angeregt und gut, der Staatskanzler, ich glaube selbst Ada, wollen ihn wieder in die Carrière drängen, sein Franzose hat Heimweh; aber ich glaube, er bleibt bei seinem Entschluß, unabhängig zu stehen. Ich für mein Theil muß mich glücklich schätzen, daß sein Bedürfniß, die Fremde zu sehen, befriedigt scheint. Jetzt bot noch Italien eine letzte – Enttäuschung, wenn man anders auf Ada hört, die sich von Allem abgestoßen fand, überall deutschen Wald, deutsche Wiese vermißte. Seit mich Helene Althing beglückt, weiß ich erst, wie man in die nächsten Beziehungen anregende Gedanken legen kann. Schon bei ihres Bruders Federführung und jeweiliger Beantwortung der an den unterrichteten jungen Mann gerichteten Fragen im Frauenclub erstaunte ich über die Fülle von Gesichtspunkten, die bei ihm vom Gewöhnlichen, Ueblichen, allgemein Angenommenen abwichen und, klar vorgetragen, immer überzeugen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 2. Breslau, 1877, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder02_1877/234>, abgerufen am 23.07.2024. |