Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich bin noch nicht fertig, fuhr Ottomar fort. So leicht ließ ich mich nicht werfen. Ich trat voll Zorn zurück, gab ihrem Arm einen Druck, den sie fühlen mußte, schloß die Thür und sagte: Und eine solche freche Lüge rufen Sie hier vor dem Ohre Ihrer Dienstmagd aus? Die ganze Welt wird es erfahren, rief sie dagegen wild. Herr, ich habe schon mehr erlebt, als Sie! Ich war in Ungarn und der Türkei, habe schon als Kind von acht Jahren meine Augen aufthun müssen, nicht um zu kokettiren, sondern zum Entkommen vor Lebensgefahren -! Machen Sie ein Ende mit dem Ding. Ich brauche die 30,000 Thaler für meinen Lebensplan. Verstanden? Damit war ich wieder an der Thür.

Wär' es denn möglich! rief der Graf einmal über das andere. Die Erinnerung an Papst Alexander den Sechsten schnitt alle Erörterungen ab. Nur die Frage that der Graf noch: Blieb denn Alles still bei ihr? Störte Euch Nichts? Hörte man die Dienerin nicht?

Das Mädchen, das ich schon einmal wo gesehen haben muß, berichtete Ottomar, brachte gerade bei der Aspasiastelle zwei Karten, die sie ansah und mir zeigte.

Wer wollte sie besuchen -?

Meines Freundes Wolny Stiefsohn, Assessor Rabe, und der Baron Max von Forbeck - Beweise, daß sie als problematische Existenz bekannt zu werden beginnt.

Ich bin noch nicht fertig, fuhr Ottomar fort. So leicht ließ ich mich nicht werfen. Ich trat voll Zorn zurück, gab ihrem Arm einen Druck, den sie fühlen mußte, schloß die Thür und sagte: Und eine solche freche Lüge rufen Sie hier vor dem Ohre Ihrer Dienstmagd aus? Die ganze Welt wird es erfahren, rief sie dagegen wild. Herr, ich habe schon mehr erlebt, als Sie! Ich war in Ungarn und der Türkei, habe schon als Kind von acht Jahren meine Augen aufthun müssen, nicht um zu kokettiren, sondern zum Entkommen vor Lebensgefahren –! Machen Sie ein Ende mit dem Ding. Ich brauche die 30,000 Thaler für meinen Lebensplan. Verstanden? Damit war ich wieder an der Thür.

Wär’ es denn möglich! rief der Graf einmal über das andere. Die Erinnerung an Papst Alexander den Sechsten schnitt alle Erörterungen ab. Nur die Frage that der Graf noch: Blieb denn Alles still bei ihr? Störte Euch Nichts? Hörte man die Dienerin nicht?

Das Mädchen, das ich schon einmal wo gesehen haben muß, berichtete Ottomar, brachte gerade bei der Aspasiastelle zwei Karten, die sie ansah und mir zeigte.

Wer wollte sie besuchen –?

Meines Freundes Wolny Stiefsohn, Assessor Rabe, und der Baron Max von Forbeck – Beweise, daß sie als problematische Existenz bekannt zu werden beginnt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0202" n="196"/>
Ich bin noch nicht fertig, fuhr Ottomar fort. So leicht ließ ich mich nicht werfen. Ich trat voll Zorn zurück, gab ihrem Arm einen Druck, den sie fühlen mußte, schloß die Thür und sagte: Und eine solche freche Lüge rufen Sie hier vor dem Ohre Ihrer Dienstmagd aus? Die ganze Welt wird es erfahren, rief sie dagegen wild. Herr, ich habe schon mehr erlebt, als Sie! Ich war in Ungarn und der Türkei, habe schon als Kind von acht Jahren meine Augen aufthun müssen, nicht um zu kokettiren, sondern zum Entkommen vor Lebensgefahren &#x2013;! Machen Sie ein Ende mit dem Ding. Ich brauche die 30,000 Thaler für meinen Lebensplan. Verstanden? Damit war ich wieder an der Thür. </p>
        <p>Wär&#x2019; es denn möglich! rief der Graf einmal über das andere. <ref xml:id="TEXTDieErinnerungBISEroerterungenab" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLDieErinnerungBISEroerterungenab">Die Erinnerung an Papst Alexander den Sechsten schnitt alle Erörterungen ab</ref>. Nur die Frage that der Graf noch: Blieb denn Alles still bei ihr? Störte Euch Nichts? Hörte man die Dienerin nicht? </p>
        <p>Das Mädchen, das ich schon einmal wo gesehen haben muß, berichtete Ottomar, brachte gerade bei der Aspasiastelle zwei Karten, die sie ansah und mir zeigte. </p>
        <p>Wer wollte sie besuchen &#x2013;? </p>
        <p>Meines Freundes Wolny Stiefsohn, Assessor Rabe, und der Baron Max von Forbeck &#x2013; Beweise, daß sie als problematische Existenz bekannt zu werden beginnt. </p>
        <p>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0202] Ich bin noch nicht fertig, fuhr Ottomar fort. So leicht ließ ich mich nicht werfen. Ich trat voll Zorn zurück, gab ihrem Arm einen Druck, den sie fühlen mußte, schloß die Thür und sagte: Und eine solche freche Lüge rufen Sie hier vor dem Ohre Ihrer Dienstmagd aus? Die ganze Welt wird es erfahren, rief sie dagegen wild. Herr, ich habe schon mehr erlebt, als Sie! Ich war in Ungarn und der Türkei, habe schon als Kind von acht Jahren meine Augen aufthun müssen, nicht um zu kokettiren, sondern zum Entkommen vor Lebensgefahren –! Machen Sie ein Ende mit dem Ding. Ich brauche die 30,000 Thaler für meinen Lebensplan. Verstanden? Damit war ich wieder an der Thür. Wär’ es denn möglich! rief der Graf einmal über das andere. Die Erinnerung an Papst Alexander den Sechsten schnitt alle Erörterungen ab. Nur die Frage that der Graf noch: Blieb denn Alles still bei ihr? Störte Euch Nichts? Hörte man die Dienerin nicht? Das Mädchen, das ich schon einmal wo gesehen haben muß, berichtete Ottomar, brachte gerade bei der Aspasiastelle zwei Karten, die sie ansah und mir zeigte. Wer wollte sie besuchen –? Meines Freundes Wolny Stiefsohn, Assessor Rabe, und der Baron Max von Forbeck – Beweise, daß sie als problematische Existenz bekannt zu werden beginnt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/202
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/202>, abgerufen am 09.05.2024.