Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Armand Carrel. Das junge Frankreich, welches zuerst die Ehre liebt, Beurtheilt man den National nur nach dem Ma߬ Dis ist eine große Ungerechtigkeit; denn die Gi¬ Ja wir geben sogar zu, daß die Unglücksfälle der Aber man wird bald hiervon zurückkommen; denn Armand Carrel. Das junge Frankreich, welches zuerſt die Ehre liebt, Beurtheilt man den National nur nach dem Ma߬ Dis iſt eine große Ungerechtigkeit; denn die Gi¬ Ja wir geben ſogar zu, daß die Ungluͤcksfaͤlle der Aber man wird bald hiervon zuruͤckkommen; denn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0254" n="236"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Armand Carrel</hi>.<lb/></fw> <p>Das junge Frankreich, welches zuerſt die Ehre liebt,<lb/> und dann die Freiheit, haͤlt ſich zuruͤck von dieſem<lb/> Spiele alter militairiſcher Schatten, hirndefekter Hof¬<lb/> leute und jeden Moment die Aufdeckung ihrer Bloͤße<lb/> erwartender Rou<hi rendition="#aq">é</hi>s: die Belohnungen reizen es nicht:<lb/> es ſpart fuͤr die Zukunft ſeinen Geiſt und ſeine Kennt¬<lb/> niſſe, und findet bis jetzt ſeinen Ehrgeiz nur darin, zu¬<lb/> ruͤckzuhalten und die rechte Stunde abzuwarten.</p><lb/> <p>Beurtheilt man den National nur nach dem Ma߬<lb/> ſtabe der franzoͤſiſchen Revolution, ſo wird man ſehr<lb/> raſch zur Hand ſein, ihn nur eine wiederholte Auflage<lb/> des Feuillantismus zu nennen.</p><lb/> <p>Dis iſt eine große Ungerechtigkeit; denn die Gi¬<lb/> ronde verbrach nicht an der Republik, ſondern an der<lb/> Revolution; der National aber uͤberſieht die Revolution,<lb/> weil es in menſchlicher Berechnung nicht liegt, die<lb/> Dinge zu beſtimmen, wie ſie werden und wodurch ſie<lb/> kommen.</p><lb/> <p>Ja wir geben ſogar zu, daß die Ungluͤcksfaͤlle der<lb/> Tribuͤne die Sympathie erwecken, und ihr ſteter Ent¬<lb/> ſchluß, das Blut ihres Herzens zu verſtroͤmen, der kal¬<lb/> ten Reſignation des National gegenuͤber, eine Anklage<lb/> gegen den letztern iſt.</p><lb/> <p>Aber man wird bald hiervon zuruͤckkommen; denn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0254]
Armand Carrel.
Das junge Frankreich, welches zuerſt die Ehre liebt,
und dann die Freiheit, haͤlt ſich zuruͤck von dieſem
Spiele alter militairiſcher Schatten, hirndefekter Hof¬
leute und jeden Moment die Aufdeckung ihrer Bloͤße
erwartender Roués: die Belohnungen reizen es nicht:
es ſpart fuͤr die Zukunft ſeinen Geiſt und ſeine Kennt¬
niſſe, und findet bis jetzt ſeinen Ehrgeiz nur darin, zu¬
ruͤckzuhalten und die rechte Stunde abzuwarten.
Beurtheilt man den National nur nach dem Ma߬
ſtabe der franzoͤſiſchen Revolution, ſo wird man ſehr
raſch zur Hand ſein, ihn nur eine wiederholte Auflage
des Feuillantismus zu nennen.
Dis iſt eine große Ungerechtigkeit; denn die Gi¬
ronde verbrach nicht an der Republik, ſondern an der
Revolution; der National aber uͤberſieht die Revolution,
weil es in menſchlicher Berechnung nicht liegt, die
Dinge zu beſtimmen, wie ſie werden und wodurch ſie
kommen.
Ja wir geben ſogar zu, daß die Ungluͤcksfaͤlle der
Tribuͤne die Sympathie erwecken, und ihr ſteter Ent¬
ſchluß, das Blut ihres Herzens zu verſtroͤmen, der kal¬
ten Reſignation des National gegenuͤber, eine Anklage
gegen den letztern iſt.
Aber man wird bald hiervon zuruͤckkommen; denn
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