Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Armand Carrel. die auch seiner Positivität voran gehen müssen; erschiebt nichts auf die Bank einer künftigen Berathung, er schildert das Neue weder so, wie es gewesen ist, noch als etwas Unerhörtes, wovor die Menschheit er¬ schrecken könnte, sondern als einen Zustand, in welchem wir uns Alle so gleich stehen, wie jetzt, in welchem wir unsre kleinen Neigungen befriedigen mögen, wie immer und vom Leben alle die Vortheile ziehen, die uns mit dem Schöpfer versöhnen, wenn wir oft nicht begreifen können, warum wir sind. Sogar die tägliche Opposition des National, dieser Armand Carrel. die auch ſeiner Poſitivitaͤt voran gehen muͤſſen; erſchiebt nichts auf die Bank einer kuͤnftigen Berathung, er ſchildert das Neue weder ſo, wie es geweſen iſt, noch als etwas Unerhoͤrtes, wovor die Menſchheit er¬ ſchrecken koͤnnte, ſondern als einen Zuſtand, in welchem wir uns Alle ſo gleich ſtehen, wie jetzt, in welchem wir unſre kleinen Neigungen befriedigen moͤgen, wie immer und vom Leben alle die Vortheile ziehen, die uns mit dem Schoͤpfer verſoͤhnen, wenn wir oft nicht begreifen koͤnnen, warum wir ſind. Sogar die taͤgliche Oppoſition des National, dieſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0252" n="234"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Armand Carrel</hi>.<lb/></fw> die auch ſeiner Poſitivitaͤt voran gehen muͤſſen; er<lb/> ſchiebt nichts auf die Bank einer kuͤnftigen Berathung,<lb/> er ſchildert das Neue weder ſo, wie es geweſen iſt,<lb/> noch als etwas Unerhoͤrtes, wovor die Menſchheit er¬<lb/> ſchrecken koͤnnte, ſondern als einen Zuſtand, in welchem<lb/> wir uns Alle ſo gleich ſtehen, wie jetzt, in welchem<lb/> wir unſre kleinen Neigungen befriedigen moͤgen, wie<lb/> immer und vom Leben alle die Vortheile ziehen, die<lb/> uns mit dem Schoͤpfer verſoͤhnen, wenn wir oft nicht<lb/> begreifen koͤnnen, warum wir ſind.</p><lb/> <p>Sogar die taͤgliche Oppoſition des National, dieſer<lb/> ewige Widerſpruch, der ſich an jede halbe Maaßregel<lb/> der Regierung, an jeden Verrath der Vaterlandsehre,<lb/> an die ganze Tagesordnung in Paris anknuͤpft, iſt nie<lb/> ohne Poſition; jedem Ungeſchick werden die Handgriffe<lb/> vorgemacht, wie ſie die Zukunft, wenn ſie ſchon ihre<lb/> Rechte haͤtte, zeigen wuͤrde: nicht aus einer weiten Ab¬<lb/> ſtraktion, aus einem idealen Jenſeits, fuͤr welches es<lb/> keine Bruͤcke gibt zum heutigen Leibgericht des Buͤrgers<lb/> und zur guten Hoffnung ſeiner Ehehaͤlfte, winkt der<lb/> Vorwurf mit nebelhaften Contouren, ſondern der Na¬<lb/> tional iſt uͤberall gegenwaͤrtig, iſt unterrichtet, iſt<lb/> Staatsmann auf eigne Hand, iſt anſtaͤndig und zu¬<lb/> laͤſſig in gute Geſellſchaft: er hat die Praͤcedentien des<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0252]
Armand Carrel.
die auch ſeiner Poſitivitaͤt voran gehen muͤſſen; er
ſchiebt nichts auf die Bank einer kuͤnftigen Berathung,
er ſchildert das Neue weder ſo, wie es geweſen iſt,
noch als etwas Unerhoͤrtes, wovor die Menſchheit er¬
ſchrecken koͤnnte, ſondern als einen Zuſtand, in welchem
wir uns Alle ſo gleich ſtehen, wie jetzt, in welchem
wir unſre kleinen Neigungen befriedigen moͤgen, wie
immer und vom Leben alle die Vortheile ziehen, die
uns mit dem Schoͤpfer verſoͤhnen, wenn wir oft nicht
begreifen koͤnnen, warum wir ſind.
Sogar die taͤgliche Oppoſition des National, dieſer
ewige Widerſpruch, der ſich an jede halbe Maaßregel
der Regierung, an jeden Verrath der Vaterlandsehre,
an die ganze Tagesordnung in Paris anknuͤpft, iſt nie
ohne Poſition; jedem Ungeſchick werden die Handgriffe
vorgemacht, wie ſie die Zukunft, wenn ſie ſchon ihre
Rechte haͤtte, zeigen wuͤrde: nicht aus einer weiten Ab¬
ſtraktion, aus einem idealen Jenſeits, fuͤr welches es
keine Bruͤcke gibt zum heutigen Leibgericht des Buͤrgers
und zur guten Hoffnung ſeiner Ehehaͤlfte, winkt der
Vorwurf mit nebelhaften Contouren, ſondern der Na¬
tional iſt uͤberall gegenwaͤrtig, iſt unterrichtet, iſt
Staatsmann auf eigne Hand, iſt anſtaͤndig und zu¬
laͤſſig in gute Geſellſchaft: er hat die Praͤcedentien des
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