Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Armand Carrel. tional unwesentlich. Es ist nicht Grausamkeit, wenner bei den nothwendigen Opfern neuer Zustände stumm die Achseln zuckt: er vergleicht das Werdende wie Mi¬ rabeau mit den Kindern, welche in Schmerz aufwach¬ sen unter tranchees maux de dens et rugissemens. Der Uebergang vom Schlechten zum Guten ist oft übler, als das Schlechte selbst, aber er ist unvermeidlich. Die Philosophie des National verbietet ihm auch, Das wahre Geschäft des National fängt erst da Der National spricht nie von Trümmern, von Un¬ Armand Carrel. tional unweſentlich. Es iſt nicht Grauſamkeit, wenner bei den nothwendigen Opfern neuer Zuſtaͤnde ſtumm die Achſeln zuckt: er vergleicht das Werdende wie Mi¬ rabeau mit den Kindern, welche in Schmerz aufwach¬ ſen unter tranchées maux de dens et rugissemens. Der Uebergang vom Schlechten zum Guten iſt oft uͤbler, als das Schlechte ſelbſt, aber er iſt unvermeidlich. Die Philoſophie des National verbietet ihm auch, Das wahre Geſchaͤft des National faͤngt erſt da Der National ſpricht nie von Truͤmmern, von Un¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0251" n="233"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Armand Carrel</hi>.<lb/></fw>tional unweſentlich. Es iſt nicht Grauſamkeit, wenn<lb/> er bei den nothwendigen Opfern neuer Zuſtaͤnde ſtumm<lb/> die Achſeln zuckt: er vergleicht das Werdende wie Mi¬<lb/> rabeau mit den Kindern, welche in Schmerz aufwach¬<lb/> ſen unter <hi rendition="#aq">tranchées maux de dens et rugissemens</hi>.<lb/> Der Uebergang vom Schlechten zum Guten iſt oft<lb/> uͤbler, als das Schlechte ſelbſt, aber er iſt unvermeidlich.</p><lb/> <p>Die Philoſophie des National verbietet ihm auch,<lb/> zu konſpiriren. Er uͤberlaͤßt den Durchbruch der Zaͤhne,<lb/> um in Mirabeaus Bilde zu bleiben, den Leidenſchaften,<lb/> dem Unverſtande und vor Allem der heiligen Nothwen¬<lb/> digkeit, welche nichts ungeſchehen laſſen wird, und welche<lb/> noch Niemanden betrogen hat, der ſich auf die Hoͤhe<lb/> des Entwickelungsganges der Menſchheit zu ſtellen<lb/> wußte.</p><lb/> <p>Das wahre Geſchaͤft des National faͤngt erſt da<lb/> an, wenn die Straßen vom Schutt der Zerſtoͤrung<lb/> gereinigt ſind, wenn die Tafel der Vergangenheit rein<lb/> ausgeloͤſcht iſt, und die Sehnſucht der Voͤlker erwacht,<lb/> an die Stelle des Alten Neues, fuͤr die zerbrochenen<lb/> Formen andre zu geben, welche die unabweisliche Glau¬<lb/> bensluſt der Gemuͤther befriedigen koͤnnen.</p><lb/> <p>Der National ſpricht nie von Truͤmmern, von Un¬<lb/> tergang, dieſen gefaͤhrlichen Ausdruͤcken fuͤr Ereigniſſe,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0251]
Armand Carrel.
tional unweſentlich. Es iſt nicht Grauſamkeit, wenn
er bei den nothwendigen Opfern neuer Zuſtaͤnde ſtumm
die Achſeln zuckt: er vergleicht das Werdende wie Mi¬
rabeau mit den Kindern, welche in Schmerz aufwach¬
ſen unter tranchées maux de dens et rugissemens.
Der Uebergang vom Schlechten zum Guten iſt oft
uͤbler, als das Schlechte ſelbſt, aber er iſt unvermeidlich.
Die Philoſophie des National verbietet ihm auch,
zu konſpiriren. Er uͤberlaͤßt den Durchbruch der Zaͤhne,
um in Mirabeaus Bilde zu bleiben, den Leidenſchaften,
dem Unverſtande und vor Allem der heiligen Nothwen¬
digkeit, welche nichts ungeſchehen laſſen wird, und welche
noch Niemanden betrogen hat, der ſich auf die Hoͤhe
des Entwickelungsganges der Menſchheit zu ſtellen
wußte.
Das wahre Geſchaͤft des National faͤngt erſt da
an, wenn die Straßen vom Schutt der Zerſtoͤrung
gereinigt ſind, wenn die Tafel der Vergangenheit rein
ausgeloͤſcht iſt, und die Sehnſucht der Voͤlker erwacht,
an die Stelle des Alten Neues, fuͤr die zerbrochenen
Formen andre zu geben, welche die unabweisliche Glau¬
bensluſt der Gemuͤther befriedigen koͤnnen.
Der National ſpricht nie von Truͤmmern, von Un¬
tergang, dieſen gefaͤhrlichen Ausdruͤcken fuͤr Ereigniſſe,
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