Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Bildung ein Gegenmittel gegen die zu üppige Manier Jean Pauls. Es war dies von Voltaire und Johannes von Müller her seine Neigung zur Aphorisme, zur Sentenz, zur Antithese. Börne hatte sogar großes Talent zum Französischschreiben; nur jener rhetorische Abandon, der das eigentliche Geheimniß des französischen Styls ist, mochte ihm fehlen; das Talent der Antithese besaß er im höchsten Grade. Börne mochte dies fühlen und darum von dem Wunsche, französisch zu schreiben, so oft heimgesucht werden. Er hatte Aussicht, in Frankreich mit seinem Style (es war ihm aber mehr um die Ideen zu thun) weit heimischer zu werden, als Heine, dessen Manier in Frankreich nicht verstanden wird. Es finden sich Stellen bei Börne, die, wenn sie wörtlich ins Französische übersetzt würden, dort das größte Glück machen müßten; z. B. ist folgende in stylischer Hinsicht durchaus französisch gedacht: "Mirabeau war der Talma der Revolution, der einen antiken Charakter gut zu spielen verstand. Doch Mirabeau als Mensch und Bürger war schlechter, als Robespierre. Diesen verleitete der Fanatismus der Tugend zu Uebelthaten; jener ließ sich von der kalten Berechnung des Eigennutzes zum Guten bewegen. Robespierre war unbestechlich und erwürgte, Mirabeau Bildung ein Gegenmittel gegen die zu üppige Manier Jean Pauls. Es war dies von Voltaire und Johannes von Müller her seine Neigung zur Aphorisme, zur Sentenz, zur Antithese. Börne hatte sogar großes Talent zum Französischschreiben; nur jener rhetorische Abandon, der das eigentliche Geheimniß des französischen Styls ist, mochte ihm fehlen; das Talent der Antithese besaß er im höchsten Grade. Börne mochte dies fühlen und darum von dem Wunsche, französisch zu schreiben, so oft heimgesucht werden. Er hatte Aussicht, in Frankreich mit seinem Style (es war ihm aber mehr um die Ideen zu thun) weit heimischer zu werden, als Heine, dessen Manier in Frankreich nicht verstanden wird. Es finden sich Stellen bei Börne, die, wenn sie wörtlich ins Französische übersetzt würden, dort das größte Glück machen müßten; z. B. ist folgende in stylischer Hinsicht durchaus französisch gedacht: „Mirabeau war der Talma der Revolution, der einen antiken Charakter gut zu spielen verstand. Doch Mirabeau als Mensch und Bürger war schlechter, als Robespierre. Diesen verleitete der Fanatismus der Tugend zu Uebelthaten; jener ließ sich von der kalten Berechnung des Eigennutzes zum Guten bewegen. Robespierre war unbestechlich und erwürgte, Mirabeau <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0206" n="164"/> Bildung ein Gegenmittel gegen die zu üppige Manier Jean Pauls. Es war dies von Voltaire und Johannes von Müller her seine Neigung zur Aphorisme, zur Sentenz, zur Antithese. Börne hatte sogar großes Talent zum Französischschreiben; nur jener rhetorische Abandon, der das eigentliche Geheimniß des französischen Styls ist, mochte ihm fehlen; das Talent der Antithese besaß er im höchsten Grade. Börne mochte dies fühlen und darum von dem Wunsche, französisch zu schreiben, so oft heimgesucht werden. Er hatte Aussicht, in Frankreich mit seinem Style (es war ihm aber mehr um die Ideen zu thun) weit heimischer zu werden, als Heine, dessen Manier in Frankreich nicht verstanden wird. Es finden sich Stellen bei Börne, die, wenn sie wörtlich ins Französische übersetzt würden, dort das größte Glück machen müßten; z. B. ist folgende in stylischer Hinsicht durchaus französisch gedacht: „Mirabeau war der Talma der Revolution, der einen antiken Charakter gut zu spielen verstand. Doch Mirabeau als Mensch und Bürger war schlechter, als Robespierre. Diesen verleitete der Fanatismus der Tugend zu Uebelthaten; jener ließ sich von der kalten Berechnung des Eigennutzes zum Guten bewegen. Robespierre war unbestechlich und erwürgte, Mirabeau </p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0206]
Bildung ein Gegenmittel gegen die zu üppige Manier Jean Pauls. Es war dies von Voltaire und Johannes von Müller her seine Neigung zur Aphorisme, zur Sentenz, zur Antithese. Börne hatte sogar großes Talent zum Französischschreiben; nur jener rhetorische Abandon, der das eigentliche Geheimniß des französischen Styls ist, mochte ihm fehlen; das Talent der Antithese besaß er im höchsten Grade. Börne mochte dies fühlen und darum von dem Wunsche, französisch zu schreiben, so oft heimgesucht werden. Er hatte Aussicht, in Frankreich mit seinem Style (es war ihm aber mehr um die Ideen zu thun) weit heimischer zu werden, als Heine, dessen Manier in Frankreich nicht verstanden wird. Es finden sich Stellen bei Börne, die, wenn sie wörtlich ins Französische übersetzt würden, dort das größte Glück machen müßten; z. B. ist folgende in stylischer Hinsicht durchaus französisch gedacht: „Mirabeau war der Talma der Revolution, der einen antiken Charakter gut zu spielen verstand. Doch Mirabeau als Mensch und Bürger war schlechter, als Robespierre. Diesen verleitete der Fanatismus der Tugend zu Uebelthaten; jener ließ sich von der kalten Berechnung des Eigennutzes zum Guten bewegen. Robespierre war unbestechlich und erwürgte, Mirabeau
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