Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.flachen Weise, wie in Frankfurt (noch jetzt) Zeitungen nur erscheinen dürfen, jeder Andre dem Buchdrucker sein Blatt eben so gut und noch mit weniger Kostenaufwand für diesen redigiren würde und gab es ab. Diese vier Monate hatten ihm Nachtwachen, Geldstrafen, die witzigsten Gedanken und treffendsten Wahrheiten gekostet und nichts eingetragen, als die Ueberzeugung, daß man unter dem Damoklesschwerte der Censur höchstens für seinen Styl manche Feinheiten, manche diplomatische Unbestimmtheiten und graziösen Zweideutigkeiten lernen könne. Börne sagte oft scherzhaft und ließ es drucken, daß man mit Einführung der Preßfreiheit auch der Ausbildung des deutschen Styls schaden würde; fein, witzig, behutsam und graziös ließe sich nur schreiben, wenn mit uns die Katze Censur schäkerte. Nach Börne versuchte es Friedrich Murhard eine Zeitlang, in Frankfurt den Postillon der Geschichte zu spielen; aber auch er ward es bald müde. Die stolze Posaune der Fama bekömmt in Frankfurt so viel Beulen, daß sie einen so kläglichen Ton wie eine Nürnberger Kindertrompete von sich giebt. Uebrigens blieb das Wenner'sche Haus für Börne ein Ort, den er um sich zu erholen, gern aufsuchte. Mad. Wenner, die Schwester des bekann- flachen Weise, wie in Frankfurt (noch jetzt) Zeitungen nur erscheinen dürfen, jeder Andre dem Buchdrucker sein Blatt eben so gut und noch mit weniger Kostenaufwand für diesen redigiren würde und gab es ab. Diese vier Monate hatten ihm Nachtwachen, Geldstrafen, die witzigsten Gedanken und treffendsten Wahrheiten gekostet und nichts eingetragen, als die Ueberzeugung, daß man unter dem Damoklesschwerte der Censur höchstens für seinen Styl manche Feinheiten, manche diplomatische Unbestimmtheiten und graziösen Zweideutigkeiten lernen könne. Börne sagte oft scherzhaft und ließ es drucken, daß man mit Einführung der Preßfreiheit auch der Ausbildung des deutschen Styls schaden würde; fein, witzig, behutsam und graziös ließe sich nur schreiben, wenn mit uns die Katze Censur schäkerte. Nach Börne versuchte es Friedrich Murhard eine Zeitlang, in Frankfurt den Postillon der Geschichte zu spielen; aber auch er ward es bald müde. Die stolze Posaune der Fama bekömmt in Frankfurt so viel Beulen, daß sie einen so kläglichen Ton wie eine Nürnberger Kindertrompete von sich giebt. Uebrigens blieb das Wenner’sche Haus für Börne ein Ort, den er um sich zu erholen, gern aufsuchte. Mad. Wenner, die Schwester des bekann- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0188" n="146"/> flachen Weise, wie in Frankfurt (noch jetzt) Zeitungen nur erscheinen <hi rendition="#g">dürfen</hi>, jeder Andre dem Buchdrucker sein Blatt eben so gut und noch mit weniger Kostenaufwand für diesen redigiren würde und gab es ab. Diese vier Monate hatten ihm Nachtwachen, Geldstrafen, die witzigsten Gedanken und treffendsten Wahrheiten gekostet und nichts eingetragen, als die Ueberzeugung, daß man unter dem Damoklesschwerte der Censur höchstens für seinen Styl manche Feinheiten, manche diplomatische Unbestimmtheiten und graziösen Zweideutigkeiten lernen könne. Börne sagte oft scherzhaft und ließ es drucken, daß man mit Einführung der Preßfreiheit auch der Ausbildung des deutschen Styls schaden würde; fein, witzig, behutsam und graziös ließe sich nur schreiben, wenn mit uns die Katze Censur schäkerte. Nach Börne versuchte es Friedrich Murhard eine Zeitlang, in Frankfurt den Postillon der Geschichte zu spielen; aber auch er ward es bald müde. Die stolze Posaune der Fama bekömmt in Frankfurt so viel Beulen, daß sie einen so kläglichen Ton wie eine Nürnberger Kindertrompete von sich giebt. Uebrigens blieb das Wenner’sche Haus für Börne ein Ort, den er um sich zu erholen, gern aufsuchte. Mad. Wenner, die Schwester des bekann- </p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0188]
flachen Weise, wie in Frankfurt (noch jetzt) Zeitungen nur erscheinen dürfen, jeder Andre dem Buchdrucker sein Blatt eben so gut und noch mit weniger Kostenaufwand für diesen redigiren würde und gab es ab. Diese vier Monate hatten ihm Nachtwachen, Geldstrafen, die witzigsten Gedanken und treffendsten Wahrheiten gekostet und nichts eingetragen, als die Ueberzeugung, daß man unter dem Damoklesschwerte der Censur höchstens für seinen Styl manche Feinheiten, manche diplomatische Unbestimmtheiten und graziösen Zweideutigkeiten lernen könne. Börne sagte oft scherzhaft und ließ es drucken, daß man mit Einführung der Preßfreiheit auch der Ausbildung des deutschen Styls schaden würde; fein, witzig, behutsam und graziös ließe sich nur schreiben, wenn mit uns die Katze Censur schäkerte. Nach Börne versuchte es Friedrich Murhard eine Zeitlang, in Frankfurt den Postillon der Geschichte zu spielen; aber auch er ward es bald müde. Die stolze Posaune der Fama bekömmt in Frankfurt so viel Beulen, daß sie einen so kläglichen Ton wie eine Nürnberger Kindertrompete von sich giebt. Uebrigens blieb das Wenner’sche Haus für Börne ein Ort, den er um sich zu erholen, gern aufsuchte. Mad. Wenner, die Schwester des bekann-
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/188>, abgerufen am 23.07.2024. |