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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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glänzend heitre Aussicht. Börne hat auch in spätern Jahren nie aufgehört, von Berlin einzugestehen, daß er es wohl leiden möge. Selbst zuletzt, als das öffentliche Gespräch in Berlin sich nicht mehr um die Fragen der Politik und Literatur drehte, sondern wie er selbst sagt, um die Tänzerinnen der Oper und die Prinzen des Königlichen Hauses, machte er sich anheischig, vier Wochen in Berlin mit der größten Befriedigung auszudauern. Dazu kam, daß Börne sogar von den Heiligthümern Preußens Eines verehrte, wie keines vom gleichen Range, nämlich Friedrich den Großen. Noch später, als er schon die Pariser Briefe geschrieben hatte, hörte er im Gespräch nicht auf, von den klaren, blauen Augen dieses Berliner Friedrichs zu reden, von seiner Enthaltsamkeit, Mäßigung, von seinem Esprit, von seiner Achtung vor berühmten Männern, und dem Ehrgeize, mit ihnen umzugehen. Friedrich der Große und Heinrich IV. von Frankreich waren die einzigen Könige, von denen Börne mit gemüthlicher Theilnahme sprach.

Von den medizinischen Studien scheint indessen in Berlin nicht viel geworden zu sein. Marcus Herz war mit seiner Praxis übermäßig beschäftigt. Die Beziehungen des Hauses, die häufigen Gesellschaften,

glänzend heitre Aussicht. Börne hat auch in spätern Jahren nie aufgehört, von Berlin einzugestehen, daß er es wohl leiden möge. Selbst zuletzt, als das öffentliche Gespräch in Berlin sich nicht mehr um die Fragen der Politik und Literatur drehte, sondern wie er selbst sagt, um die Tänzerinnen der Oper und die Prinzen des Königlichen Hauses, machte er sich anheischig, vier Wochen in Berlin mit der größten Befriedigung auszudauern. Dazu kam, daß Börne sogar von den Heiligthümern Preußens Eines verehrte, wie keines vom gleichen Range, nämlich Friedrich den Großen. Noch später, als er schon die Pariser Briefe geschrieben hatte, hörte er im Gespräch nicht auf, von den klaren, blauen Augen dieses Berliner Friedrichs zu reden, von seiner Enthaltsamkeit, Mäßigung, von seinem Esprit, von seiner Achtung vor berühmten Männern, und dem Ehrgeize, mit ihnen umzugehen. Friedrich der Große und Heinrich IV. von Frankreich waren die einzigen Könige, von denen Börne mit gemüthlicher Theilnahme sprach.

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[67/0109] glänzend heitre Aussicht. Börne hat auch in spätern Jahren nie aufgehört, von Berlin einzugestehen, daß er es wohl leiden möge. Selbst zuletzt, als das öffentliche Gespräch in Berlin sich nicht mehr um die Fragen der Politik und Literatur drehte, sondern wie er selbst sagt, um die Tänzerinnen der Oper und die Prinzen des Königlichen Hauses, machte er sich anheischig, vier Wochen in Berlin mit der größten Befriedigung auszudauern. Dazu kam, daß Börne sogar von den Heiligthümern Preußens Eines verehrte, wie keines vom gleichen Range, nämlich Friedrich den Großen. Noch später, als er schon die Pariser Briefe geschrieben hatte, hörte er im Gespräch nicht auf, von den klaren, blauen Augen dieses Berliner Friedrichs zu reden, von seiner Enthaltsamkeit, Mäßigung, von seinem Esprit, von seiner Achtung vor berühmten Männern, und dem Ehrgeize, mit ihnen umzugehen. Friedrich der Große und Heinrich IV. von Frankreich waren die einzigen Könige, von denen Börne mit gemüthlicher Theilnahme sprach. Von den medizinischen Studien scheint indessen in Berlin nicht viel geworden zu sein. Marcus Herz war mit seiner Praxis übermäßig beschäftigt. Die Beziehungen des Hauses, die häufigen Gesellschaften,

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/109>, abgerufen am 23.11.2024.