Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Jener grosse Mann bringt sie unter drey Clas-
sen, er theilt sie a) in solche, die bloss auf
Zahlen beruhen, b) bey denen es noch auf
eine bestimmte Lage der Dinge ankommt,
("ou entre encore la situation") und c) in be-
wegende *). Mir gefällt diese Abtheilung nicht,
theils weil sie nicht alle Spiele umfasst, theils,
weil sie bloss nach dem Materiale des Spiels
gemacht ist, welches bey den Spielen bey wei-
ten nicht die Hauptsache ist. Nach der ge-
wöhnlichen Classification zerlegt man die Spie-
le in sitzende **) und bewegende, das ist gut, wenn
man aber ferner von Gesellschafts, belehrenden
und Hasardspielen redet, so ist hier nichts als Ver-
wirrung der Begriffe.

Die einzige richtige Abtheilung der Spiele,
muss, so scheint es mir, von ihrem Hauptprin-
cipe, nämlich von der Thätigkeit hergenommen
werden, indem man sie nach den verschiedenar-
tigen Aeuserungen derselben ordnet. Im Körper
ist nicht der Quell der Thätigkeit, daher giebt es
gar keine reine Körperspiele, man müsste denn
passive Bewegungen des Körpers dafür anneh-
men; sondern allein im Geiste. Eben daher sind

*) In einem Briefe an den Mathematiker Remond. Oevres Tome 5.
p. 28.

Jener groſse Mann bringt ſie unter drey Claſ-
ſen, er theilt ſie a) in ſolche, die bloſs auf
Zahlen beruhen, b) bey denen es noch auf
eine beſtimmte Lage der Dinge ankommt,
(„où entre encore la ſituation“) und c) in be-
wegende *). Mir gefällt dieſe Abtheilung nicht,
theils weil ſie nicht alle Spiele umfaſst, theils,
weil ſie bloſs nach dem Materiale des Spiels
gemacht iſt, welches bey den Spielen bey wei-
ten nicht die Hauptſache iſt. Nach der ge-
wöhnlichen Claſſification zerlegt man die Spie-
le in ſitzende **) und bewegende, das iſt gut, wenn
man aber ferner von Geſellſchafts, belehrenden
und Haſardſpielen redet, ſo iſt hier nichts als Ver-
wirrung der Begriffe.

Die einzige richtige Abtheilung der Spiele,
muſs, ſo ſcheint es mir, von ihrem Hauptprin-
cipe, nämlich von der Thätigkeit hergenommen
werden, indem man ſie nach den verſchiedenar-
tigen Aeuſerungen derſelben ordnet. Im Körper
iſt nicht der Quell der Thätigkeit, daher giebt es
gar keine reine Körperſpiele, man müſste denn
paſſive Bewegungen des Körpers dafür anneh-
men; ſondern allein im Geiſte. Eben daher ſind

*) In einem Briefe an den Mathematiker Remond. Oevres Tome 5.
p. 28.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0075" n="43"/>
Jener gro&#x017F;se Mann bringt <choice><sic>lie</sic><corr>&#x017F;ie</corr></choice> unter drey Cla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, er theilt &#x017F;ie <hi rendition="#i">a</hi>) in &#x017F;olche, die blo&#x017F;s auf<lb/>
Zahlen beruhen, <hi rendition="#i">b</hi>) bey denen es noch auf<lb/>
eine be&#x017F;timmte Lage der Dinge ankommt,<lb/>
(&#x201E;où entre encore la &#x017F;ituation&#x201C;) und <hi rendition="#i">c</hi>) in be-<lb/>
wegende <note place="foot" n="*)">In einem Briefe an den Mathematiker Remond. Oevres Tome 5.<lb/>
p. 28.</note>. Mir gefällt die&#x017F;e Abtheilung nicht,<lb/>
theils weil &#x017F;ie nicht alle Spiele umfa&#x017F;st, theils,<lb/>
weil &#x017F;ie blo&#x017F;s nach dem Materiale des Spiels<lb/>
gemacht i&#x017F;t, welches bey den Spielen bey wei-<lb/>
ten nicht die Haupt&#x017F;ache i&#x017F;t. Nach der ge-<lb/>
wöhnlichen Cla&#x017F;&#x017F;ification zerlegt man die Spie-<lb/>
le in <hi rendition="#i">&#x017F;itzende</hi> **) und <hi rendition="#i">bewegende</hi>, das i&#x017F;t gut, wenn<lb/>
man aber ferner von Ge&#x017F;ell&#x017F;chafts, belehrenden<lb/>
und Ha&#x017F;ard&#x017F;pielen redet, &#x017F;o i&#x017F;t hier nichts als Ver-<lb/>
wirrung der Begriffe.</p><lb/>
        <p>Die einzige richtige Abtheilung der Spiele,<lb/>
mu&#x017F;s, &#x017F;o &#x017F;cheint es mir, von ihrem Hauptprin-<lb/>
cipe, nämlich von der <hi rendition="#i">Thätigkeit</hi> hergenommen<lb/>
werden, indem man &#x017F;ie nach den ver&#x017F;chiedenar-<lb/>
tigen Aeu&#x017F;erungen der&#x017F;elben ordnet. Im Körper<lb/>
i&#x017F;t nicht der Quell der Thätigkeit, daher giebt es<lb/>
gar keine reine Körper&#x017F;piele, man mü&#x017F;ste denn<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;ive Bewegungen des <choice><sic>Körpes</sic><corr>Körpers</corr></choice> dafür anneh-<lb/>
men; &#x017F;ondern allein im Gei&#x017F;te. Eben daher &#x017F;ind<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0075] Jener groſse Mann bringt ſie unter drey Claſ- ſen, er theilt ſie a) in ſolche, die bloſs auf Zahlen beruhen, b) bey denen es noch auf eine beſtimmte Lage der Dinge ankommt, („où entre encore la ſituation“) und c) in be- wegende *). Mir gefällt dieſe Abtheilung nicht, theils weil ſie nicht alle Spiele umfaſst, theils, weil ſie bloſs nach dem Materiale des Spiels gemacht iſt, welches bey den Spielen bey wei- ten nicht die Hauptſache iſt. Nach der ge- wöhnlichen Claſſification zerlegt man die Spie- le in ſitzende **) und bewegende, das iſt gut, wenn man aber ferner von Geſellſchafts, belehrenden und Haſardſpielen redet, ſo iſt hier nichts als Ver- wirrung der Begriffe. Die einzige richtige Abtheilung der Spiele, muſs, ſo ſcheint es mir, von ihrem Hauptprin- cipe, nämlich von der Thätigkeit hergenommen werden, indem man ſie nach den verſchiedenar- tigen Aeuſerungen derſelben ordnet. Im Körper iſt nicht der Quell der Thätigkeit, daher giebt es gar keine reine Körperſpiele, man müſste denn paſſive Bewegungen des Körpers dafür anneh- men; ſondern allein im Geiſte. Eben daher ſind *) In einem Briefe an den Mathematiker Remond. Oevres Tome 5. p. 28.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/75
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/75>, abgerufen am 02.05.2024.