Jener grosse Mann bringt sie unter drey Clas- sen, er theilt sie a) in solche, die bloss auf Zahlen beruhen, b) bey denen es noch auf eine bestimmte Lage der Dinge ankommt, ("ou entre encore la situation") und c) in be- wegende *). Mir gefällt diese Abtheilung nicht, theils weil sie nicht alle Spiele umfasst, theils, weil sie bloss nach dem Materiale des Spiels gemacht ist, welches bey den Spielen bey wei- ten nicht die Hauptsache ist. Nach der ge- wöhnlichen Classification zerlegt man die Spie- le in sitzende **) und bewegende, das ist gut, wenn man aber ferner von Gesellschafts, belehrenden und Hasardspielen redet, so ist hier nichts als Ver- wirrung der Begriffe.
Die einzige richtige Abtheilung der Spiele, muss, so scheint es mir, von ihrem Hauptprin- cipe, nämlich von der Thätigkeit hergenommen werden, indem man sie nach den verschiedenar- tigen Aeuserungen derselben ordnet. Im Körper ist nicht der Quell der Thätigkeit, daher giebt es gar keine reine Körperspiele, man müsste denn passive Bewegungen des Körpers dafür anneh- men; sondern allein im Geiste. Eben daher sind
*) In einem Briefe an den Mathematiker Remond. Oevres Tome 5. p. 28.
Jener groſse Mann bringt ſie unter drey Claſ- ſen, er theilt ſie a) in ſolche, die bloſs auf Zahlen beruhen, b) bey denen es noch auf eine beſtimmte Lage der Dinge ankommt, („où entre encore la ſituation“) und c) in be- wegende *). Mir gefällt dieſe Abtheilung nicht, theils weil ſie nicht alle Spiele umfaſst, theils, weil ſie bloſs nach dem Materiale des Spiels gemacht iſt, welches bey den Spielen bey wei- ten nicht die Hauptſache iſt. Nach der ge- wöhnlichen Claſſification zerlegt man die Spie- le in ſitzende **) und bewegende, das iſt gut, wenn man aber ferner von Geſellſchafts, belehrenden und Haſardſpielen redet, ſo iſt hier nichts als Ver- wirrung der Begriffe.
Die einzige richtige Abtheilung der Spiele, muſs, ſo ſcheint es mir, von ihrem Hauptprin- cipe, nämlich von der Thätigkeit hergenommen werden, indem man ſie nach den verſchiedenar- tigen Aeuſerungen derſelben ordnet. Im Körper iſt nicht der Quell der Thätigkeit, daher giebt es gar keine reine Körperſpiele, man müſste denn paſſive Bewegungen des Körpers dafür anneh- men; ſondern allein im Geiſte. Eben daher ſind
*) In einem Briefe an den Mathematiker Remond. Oevres Tome 5. p. 28.
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Jener groſse Mann bringt ſie unter drey Claſ-
ſen, er theilt ſie a) in ſolche, die bloſs auf
Zahlen beruhen, b) bey denen es noch auf
eine beſtimmte Lage der Dinge ankommt,
(„où entre encore la ſituation“) und c) in be-
wegende *). Mir gefällt dieſe Abtheilung nicht,
theils weil ſie nicht alle Spiele umfaſst, theils,
weil ſie bloſs nach dem Materiale des Spiels
gemacht iſt, welches bey den Spielen bey wei-
ten nicht die Hauptſache iſt. Nach der ge-
wöhnlichen Claſſification zerlegt man die Spie-
le in ſitzende **) und bewegende, das iſt gut, wenn
man aber ferner von Geſellſchafts, belehrenden
und Haſardſpielen redet, ſo iſt hier nichts als Ver-
wirrung der Begriffe.
Die einzige richtige Abtheilung der Spiele,
muſs, ſo ſcheint es mir, von ihrem Hauptprin-
cipe, nämlich von der Thätigkeit hergenommen
werden, indem man ſie nach den verſchiedenar-
tigen Aeuſerungen derſelben ordnet. Im Körper
iſt nicht der Quell der Thätigkeit, daher giebt es
gar keine reine Körperſpiele, man müſste denn
paſſive Bewegungen des Körpers dafür anneh-
men; ſondern allein im Geiſte. Eben daher ſind
*) In einem Briefe an den Mathematiker Remond. Oevres Tome 5.
p. 28.
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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/75>, abgerufen am 22.11.2024.
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