Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

alle bewegenden Spiele mit Uebungen der Geistes-
kräfte verbunden. Allein der Trieb zur Thätigkeit
äusert sich oft mehr durch den Körper, daher
körperliche oder Bewegungsspiele; oft mehr und oft
ganz allein durch geistige Kräfte, daher Spiele des
Geistes, die man sitzende, besser Ruhespiele nennt,
weil der Körper dabey weniger, gleichsam nur
beyläufig oder auch gar nicht in Bewegung ge-
setzt wird. So entstehen zwey Klassen der Spie-
le. Eine scharfabschneidende Theilungslinie,
die durch die Natur der Sache selbst sich zöge,
scheint beym ersten Anblicke zwischen beyden
Klassen nicht Statt zu finden, sie ist aber allerdings
da zwischen dem grössten Theile der Spiele.
Nur bey manchen hält es schwerer, ihre Classifi-
cation zu entscheiden. Bey diesen, so wie über-
all, untersuche man den Werth der Uebung, die sie
auf der einen Seite für den Körper, auf der an-
dern für den Geist gewähren. Ist jene bedeuten-
der als diese, so gehören sie unter die Bewe-
gungsspiele und so umgekehrt. So ist z. E. das
Spiel, der König ist nicht zu Hause mit körperli-
cher Bewegung verbunden, allein die Uebung
der Aufmerksamkeit ist doch überwiegender und
bedeutender als die wenige Bewegung im Zim-
mer, ich rechne es daher zu den Ruhespielen;
so bald aber dasselbe Spiel, unter dem Namen
der Bildhauer ist fort, im Freyen getrieben, mit

alle bewegenden Spiele mit Uebungen der Geiſtes-
kräfte verbunden. Allein der Trieb zur Thätigkeit
äuſert ſich oft mehr durch den Körper, daher
körperliche oder Bewegungsſpiele; oft mehr und oft
ganz allein durch geiſtige Kräfte, daher Spiele des
Geiſtes, die man ſitzende, beſſer Ruheſpiele nennt,
weil der Körper dabey weniger, gleichſam nur
beyläufig oder auch gar nicht in Bewegung ge-
ſetzt wird. So entſtehen zwey Klaſſen der Spie-
le. Eine ſcharfabſchneidende Theilungslinie,
die durch die Natur der Sache ſelbſt ſich zöge,
ſcheint beym erſten Anblicke zwiſchen beyden
Klaſſen nicht Statt zu finden, ſie iſt aber allerdings
da zwiſchen dem gröſsten Theile der Spiele.
Nur bey manchen hält es ſchwerer, ihre Claſſifi-
cation zu entſcheiden. Bey dieſen, ſo wie über-
all, unterſuche man den Werth der Uebung, die ſie
auf der einen Seite für den Körper, auf der an-
dern für den Geiſt gewähren. Iſt jene bedeuten-
der als dieſe, ſo gehören ſie unter die Bewe-
gungsſpiele und ſo umgekehrt. So iſt z. E. das
Spiel, der König iſt nicht zu Hauſe mit körperli-
cher Bewegung verbunden, allein die Uebung
der Aufmerkſamkeit iſt doch überwiegender und
bedeutender als die wenige Bewegung im Zim-
mer, ich rechne es daher zu den Ruheſpielen;
ſo bald aber daſſelbe Spiel, unter dem Namen
der Bildhauer iſt fort, im Freyen getrieben, mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="44"/>
alle bewegenden Spiele mit Uebungen der Gei&#x017F;tes-<lb/>
kräfte verbunden. Allein der Trieb zur Thätigkeit<lb/>
äu&#x017F;ert &#x017F;ich oft mehr durch den Körper, daher<lb/>
körperliche oder <hi rendition="#i">Bewegungs&#x017F;piele</hi>; <choice><sic>o&#x017F;t</sic><corr>oft</corr></choice> <hi rendition="#i">mehr</hi> und oft<lb/>
ganz <hi rendition="#i">allein</hi> durch gei&#x017F;tige Kräfte, daher Spiele des<lb/>
Gei&#x017F;tes, die man <hi rendition="#i">&#x017F;itzende</hi>, be&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#i">Ruhe&#x017F;piele</hi> nennt,<lb/><choice><sic>weïl</sic><corr>weil</corr></choice> der Körper dabey weniger, gleich&#x017F;am nur<lb/>
beyläufig oder auch gar nicht in Bewegung ge-<lb/>
&#x017F;etzt wird. So ent&#x017F;tehen zwey <hi rendition="#i">Kla&#x017F;&#x017F;en</hi> der Spie-<lb/>
le. Eine <choice><sic>fcharfab&#x017F;chneidende</sic><corr>&#x017F;charfab&#x017F;chneidende</corr></choice> Theilungslinie,<lb/>
die durch die Natur der Sache &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich zöge,<lb/>
&#x017F;cheint beym er&#x017F;ten Anblicke zwi&#x017F;chen beyden<lb/>
Kla&#x017F;&#x017F;en nicht Statt zu finden, &#x017F;ie i&#x017F;t aber allerdings<lb/>
da zwi&#x017F;chen dem grö&#x017F;sten Theile der Spiele.<lb/>
Nur bey manchen hält es &#x017F;chwerer, ihre Cla&#x017F;&#x017F;ifi-<lb/>
cation zu ent&#x017F;cheiden. Bey die&#x017F;en, &#x017F;o wie über-<lb/>
all, unter&#x017F;uche man den Werth der Uebung, die &#x017F;ie<lb/>
auf der einen Seite für den Körper, auf der an-<lb/>
dern für den Gei&#x017F;t gewähren. I&#x017F;t jene bedeuten-<lb/>
der als die&#x017F;e, &#x017F;o gehören &#x017F;ie unter die Bewe-<lb/>
gungs&#x017F;piele und &#x017F;o umgekehrt. So i&#x017F;t z. E. das<lb/>
Spiel, <hi rendition="#i">der König i&#x017F;t nicht zu Hau&#x017F;e</hi> mit körperli-<lb/>
cher Bewegung verbunden, allein die Uebung<lb/>
der Aufmerk&#x017F;amkeit i&#x017F;t doch überwiegender und<lb/>
bedeutender als die wenige Bewegung im Zim-<lb/>
mer, ich rechne es daher zu den Ruhe&#x017F;pielen;<lb/>
&#x017F;o bald aber da&#x017F;&#x017F;elbe Spiel, unter dem Namen<lb/><hi rendition="#i">der Bildhauer i&#x017F;t fort</hi>, im Freyen getrieben, mit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0076] alle bewegenden Spiele mit Uebungen der Geiſtes- kräfte verbunden. Allein der Trieb zur Thätigkeit äuſert ſich oft mehr durch den Körper, daher körperliche oder Bewegungsſpiele; oft mehr und oft ganz allein durch geiſtige Kräfte, daher Spiele des Geiſtes, die man ſitzende, beſſer Ruheſpiele nennt, weil der Körper dabey weniger, gleichſam nur beyläufig oder auch gar nicht in Bewegung ge- ſetzt wird. So entſtehen zwey Klaſſen der Spie- le. Eine ſcharfabſchneidende Theilungslinie, die durch die Natur der Sache ſelbſt ſich zöge, ſcheint beym erſten Anblicke zwiſchen beyden Klaſſen nicht Statt zu finden, ſie iſt aber allerdings da zwiſchen dem gröſsten Theile der Spiele. Nur bey manchen hält es ſchwerer, ihre Claſſifi- cation zu entſcheiden. Bey dieſen, ſo wie über- all, unterſuche man den Werth der Uebung, die ſie auf der einen Seite für den Körper, auf der an- dern für den Geiſt gewähren. Iſt jene bedeuten- der als dieſe, ſo gehören ſie unter die Bewe- gungsſpiele und ſo umgekehrt. So iſt z. E. das Spiel, der König iſt nicht zu Hauſe mit körperli- cher Bewegung verbunden, allein die Uebung der Aufmerkſamkeit iſt doch überwiegender und bedeutender als die wenige Bewegung im Zim- mer, ich rechne es daher zu den Ruheſpielen; ſo bald aber daſſelbe Spiel, unter dem Namen der Bildhauer iſt fort, im Freyen getrieben, mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/76
Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/76>, abgerufen am 02.05.2024.