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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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chen, am Abend nicht ganz entreissen mögte, ob
sich gleich weit bessere Spiele an ihre Stelle setzen
liessen: so bleiben sie doch auf der andern Seite
für alle die, welche nicht mit ihm im Falle des
Handarbeitens sind, verwerflich. Der Lydische
König Atys war nach Herodot der Erfinder der
meisten altgriechischen Spiele. Sein Land kam
in unabwendbare Hungersnoth; Noth weckt jede
Kraft, bey ihm die Erfindungskraft; so erhielten
die Spiele einen majestätischen Ursprung. Er
verkürzte durch sie seinem Völkchen die Zeit,
welche es beym Hungern natürlicher Weise sehr
langweilig finden musste. Er theilte es in zwey
Theile; der erste ass heute, indess der andere
spielte, morgen wars umgekehrt. Jederman
wird mit diesem Zuge eines königlichen Kopfs
zufrieden seyn; wer wird aber nicht lachen, wenn
er zugleich vernimt, dass Atys auch Bewegungs-
spiele z. E. das Ballspiel vornehmen liess, das wohl
bequem ist, den Hunger zu erregen, aber nicht
zu stillen. Im Grunde ist doch diese Albernheit
noch nicht so gross, als eine ähnliche, wo nicht
noch grössere, die von den kultivirtesten Classen
der Europäer begangen wird, welche doch wohl
einsichtsvoller seyn sollten, als weyland König
Atys zwey und ein halb Jahrhundert vor dem
Trojanischen Kriege? Was würde denn wohl die-
ser sagen, wenn er von ihnen hörte, dass sie

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chen, am Abend nicht ganz entreiſsen mögte, ob
ſich gleich weit beſſere Spiele an ihre Stelle ſetzen
lieſsen: ſo bleiben ſie doch auf der andern Seite
für alle die, welche nicht mit ihm im Falle des
Handarbeitens ſind, verwerflich. Der Lydiſche
König Atys war nach Herodot der Erfinder der
meiſten altgriechiſchen Spiele. Sein Land kam
in unabwendbare Hungersnoth; Noth weckt jede
Kraft, bey ihm die Erfindungskraft; ſo erhielten
die Spiele einen majeſtätiſchen Urſprung. Er
verkürzte durch ſie ſeinem Völkchen die Zeit,
welche es beym Hungern natürlicher Weiſe ſehr
langweilig finden muſste. Er theilte es in zwey
Theile; der erſte aſs heute, indeſs der andere
ſpielte, morgen wars umgekehrt. Jederman
wird mit dieſem Zuge eines königlichen Kopfs
zufrieden ſeyn; wer wird aber nicht lachen, wenn
er zugleich vernimt, daſs Atys auch Bewegungs-
ſpiele z. E. das Ballſpiel vornehmen lieſs, das wohl
bequem iſt, den Hunger zu erregen, aber nicht
zu ſtillen. Im Grunde iſt doch dieſe Albernheit
noch nicht ſo groſs, als eine ähnliche, wo nicht
noch gröſsere, die von den kultivirteſten Claſſen
der Europäer begangen wird, welche doch wohl
einſichtsvoller ſeyn ſollten, als weyland König
Atys zwey und ein halb Jahrhundert vor dem
Trojaniſchen Kriege? Was würde denn wohl die-
ſer ſagen, wenn er von ihnen hörte, daſs ſie

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[35/0067] chen, am Abend nicht ganz entreiſsen mögte, ob ſich gleich weit beſſere Spiele an ihre Stelle ſetzen lieſsen: ſo bleiben ſie doch auf der andern Seite für alle die, welche nicht mit ihm im Falle des Handarbeitens ſind, verwerflich. Der Lydiſche König Atys war nach Herodot der Erfinder der meiſten altgriechiſchen Spiele. Sein Land kam in unabwendbare Hungersnoth; Noth weckt jede Kraft, bey ihm die Erfindungskraft; ſo erhielten die Spiele einen majeſtätiſchen Urſprung. Er verkürzte durch ſie ſeinem Völkchen die Zeit, welche es beym Hungern natürlicher Weiſe ſehr langweilig finden muſste. Er theilte es in zwey Theile; der erſte aſs heute, indeſs der andere ſpielte, morgen wars umgekehrt. Jederman wird mit dieſem Zuge eines königlichen Kopfs zufrieden ſeyn; wer wird aber nicht lachen, wenn er zugleich vernimt, daſs Atys auch Bewegungs- ſpiele z. E. das Ballſpiel vornehmen lieſs, das wohl bequem iſt, den Hunger zu erregen, aber nicht zu ſtillen. Im Grunde iſt doch dieſe Albernheit noch nicht ſo groſs, als eine ähnliche, wo nicht noch gröſsere, die von den kultivirteſten Claſſen der Europäer begangen wird, welche doch wohl einſichtsvoller ſeyn ſollten, als weyland König Atys zwey und ein halb Jahrhundert vor dem Trojaniſchen Kriege? Was würde denn wohl die- ſer ſagen, wenn er von ihnen hörte, daſs ſie C 2

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/67>, abgerufen am 18.12.2024.