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Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796.

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Es giebt mehrere Arten von Spielen, Sitzen-
de
*) Bewegende, Instructive, Gesellschafftsspiele, Kar-
ten- Würfel
- und Hasard-Spiele. Welche Spiele sind die
besten? welche soll man vorzüglich spielen
?

Ich bin weit davon entfernt, die eigentlich
sitzenden, nämlich Würfel- und Hasardspiele zu
befördern, dass es vielmehr bey diesem Buche
eine meiner Hauptabsichten ist, den Geschmack
an denselben, aus den jugendlichen Zirkeln ver-
drängen zu helfen. Diese abscheulichen Spiele,
die weder für Körper noch Geist etwas leisten,
sondern für beyde gleich schädlich sind, ge-
hören entweder auf die unterste Stufe der
Menschheit, in die Hände des rohen Wilden,
der nicht denken kann; oder in die des
schwachen Verfeinerten; der nicht denken mag,
sondern nur leidend sich vom Zufall kitzeln lässt.
Beydes soll die gutgezogene Jugend nicht seyn,
sie müsse also beyderley Spiele gar nicht kennen
lernen. Auch die besten Kartenspiele gehören
nicht in den Bildungsplan der Jugend. Wenn
ich sie auf der einem Seite dem Manne, dessen
Kräfte den Tag über die Handarbeiten zerbra-

*) Spiele sitzen freylich nicht, so wenig als Lebensart sitzt, und doch
sagt man Sitzende Lebensart. Sitzespiele wäre freylich bes-
ser, ist aber ungewöhnlich.

Es giebt mehrere Arten von Spielen, Sitzen-
de
*) Bewegende, Inſtructive, Geſellſchafftsſpiele, Kar-
ten- Würfel
- und Haſard-Spiele. Welche Spiele ſind die
beſten? welche ſoll man vorzüglich ſpielen
?

Ich bin weit davon entfernt, die eigentlich
ſitzenden, nämlich Würfel- und Haſardſpiele zu
befördern, daſs es vielmehr bey dieſem Buche
eine meiner Hauptabſichten iſt, den Geſchmack
an denſelben, aus den jugendlichen Zirkeln ver-
drängen zu helfen. Dieſe abſcheulichen Spiele,
die weder für Körper noch Geiſt etwas leiſten,
ſondern für beyde gleich ſchädlich ſind, ge-
hören entweder auf die unterſte Stufe der
Menſchheit, in die Hände des rohen Wilden,
der nicht denken kann; oder in die des
ſchwachen Verfeinerten; der nicht denken mag,
ſondern nur leidend ſich vom Zufall kitzeln läſst.
Beydes ſoll die gutgezogene Jugend nicht ſeyn,
ſie müſſe alſo beyderley Spiele gar nicht kennen
lernen. Auch die beſten Kartenſpiele gehören
nicht in den Bildungsplan der Jugend. Wenn
ich ſie auf der einem Seite dem Manne, deſſen
Kräfte den Tag über die Handarbeiten zerbra-

*) Spiele ſitzen freylich nicht, ſo wenig als Lebensart ſitzt, und doch
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[34/0066] Es giebt mehrere Arten von Spielen, Sitzen- de *) Bewegende, Inſtructive, Geſellſchafftsſpiele, Kar- ten- Würfel- und Haſard-Spiele. Welche Spiele ſind die beſten? welche ſoll man vorzüglich ſpielen? Ich bin weit davon entfernt, die eigentlich ſitzenden, nämlich Würfel- und Haſardſpiele zu befördern, daſs es vielmehr bey dieſem Buche eine meiner Hauptabſichten iſt, den Geſchmack an denſelben, aus den jugendlichen Zirkeln ver- drängen zu helfen. Dieſe abſcheulichen Spiele, die weder für Körper noch Geiſt etwas leiſten, ſondern für beyde gleich ſchädlich ſind, ge- hören entweder auf die unterſte Stufe der Menſchheit, in die Hände des rohen Wilden, der nicht denken kann; oder in die des ſchwachen Verfeinerten; der nicht denken mag, ſondern nur leidend ſich vom Zufall kitzeln läſst. Beydes ſoll die gutgezogene Jugend nicht ſeyn, ſie müſſe alſo beyderley Spiele gar nicht kennen lernen. Auch die beſten Kartenſpiele gehören nicht in den Bildungsplan der Jugend. Wenn ich ſie auf der einem Seite dem Manne, deſſen Kräfte den Tag über die Handarbeiten zerbra- *) Spiele ſitzen freylich nicht, ſo wenig als Lebensart ſitzt, und doch ſagt man Sitzende Lebensart. Sitzeſpiele wäre freylich beſ- ſer, iſt aber ungewöhnlich.

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Zitationshilfe: Guts Muths, Johann Christoph Friedrich: Spiele zur Übung und Erholung des Körpers und Geistes. Schnepfenthal, 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutsmuths_spiele_1796/66>, abgerufen am 25.11.2024.