Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa bellum & pacem. hat doch durch die Gesandten erst der Friede müssen geschlossen werden.Dicis: Thut man nicht wohl, wenn man mediateurs nimmt? Respond. Sie sind ein nothwendiges Ubel; Denn wie sie Grotius beschreibt, daß sie sollen unpartheyisch seyn, dergleichen findet man wohl auf dem Pa- pier, aber sonst trifft man sie nicht an. Wie Engeland mit Franckreich letztens tractireten, wollten sie keine mediateurs haben. Auf den Frieden zu Ryswick haben sie die Schweden gehabt, aber der Baron Lilienroth hat viele intriguen gemacht; Der Mazarini, wie er mit Spanien tra- ctirete, hat keine mediateurs angenommen. Der Pabst, Urbanus VIII. hat sich zum mediateur angegeben, aber Mazarini wollte ihn nicht haben; Daher erzehlet man auch, daß, als sich vor des Pabsts seinem Palais zwey Jungen geschlagen, und man sie wollen von einander reissen, habe er gesagt: sie sollten sie lassen gehen, er wollte sehen, wie es ablauffen würde, da sie denn endlich aufgehöret, und einander die Hände gegeben, darauf sagte er, so würde es auch gehen, auf den Frieden zu Jean de Luz. Die Spanier und Frantzosen hätten sich gnug mit einander herum ge- schlagen, nun würden sie sich wieder vertragen, welches auch geschehen. Wie mediateurs sollen beschaffen seyn, kan man in VViquefort seinem tractat de l'Ambassadeur & de ses fonctions lesen. Wo ein gantz infir- mus vorhanden, da ist gut mediateurs zu halten. §. 35-38. Bellum civile est mors civitatis, denn die civitas ist zu-Von Bürger- heit J i i 2
ſtatus circa bellum & pacem. hat doch durch die Geſandten erſt der Friede muͤſſen geſchloſſen werden.Dicis: Thut man nicht wohl, wenn man mediateurs nimmt? Reſpond. Sie ſind ein nothwendiges Ubel; Denn wie ſie Grotius beſchreibt, daß ſie ſollen unpartheyiſch ſeyn, dergleichen findet man wohl auf dem Pa- pier, aber ſonſt trifft man ſie nicht an. Wie Engeland mit Franckreich letztens tractireten, wollten ſie keine mediateurs haben. Auf den Frieden zu Ryswick haben ſie die Schweden gehabt, aber der Baron Lilienroth hat viele intriguen gemacht; Der Mazarini, wie er mit Spanien tra- ctirete, hat keine mediateurs angenommen. Der Pabſt, Urbanus VIII. hat ſich zum mediateur angegeben, aber Mazarini wollte ihn nicht haben; Daher erzehlet man auch, daß, als ſich vor des Pabſts ſeinem Palais zwey Jungen geſchlagen, und man ſie wollen von einander reiſſen, habe er geſagt: ſie ſollten ſie laſſen gehen, er wollte ſehen, wie es ablauffen wuͤrde, da ſie denn endlich aufgehoͤret, und einander die Haͤnde gegeben, darauf ſagte er, ſo wuͤrde es auch gehen, auf den Frieden zu Jean de Luz. Die Spanier und Frantzoſen haͤtten ſich gnug mit einander herum ge- ſchlagen, nun wuͤrden ſie ſich wieder vertragen, welches auch geſchehen. Wie mediateurs ſollen beſchaffen ſeyn, kan man in VViquefort ſeinem tractat de l’Ambaſſadeur & de ſes fonctions leſen. Wo ein gantz infir- mus vorhanden, da iſt gut mediateurs zu halten. §. 35-38. Bellum civile eſt mors civitatis, denn die civitas iſt zu-Von Buͤrger- heit J i i 2
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ſtatus circa bellum & pacem.
hat doch durch die Geſandten erſt der Friede muͤſſen geſchloſſen werden.
Dicis: Thut man nicht wohl, wenn man mediateurs nimmt? Reſpond.
Sie ſind ein nothwendiges Ubel; Denn wie ſie Grotius beſchreibt, daß
ſie ſollen unpartheyiſch ſeyn, dergleichen findet man wohl auf dem Pa-
pier, aber ſonſt trifft man ſie nicht an. Wie Engeland mit Franckreich
letztens tractireten, wollten ſie keine mediateurs haben. Auf den Frieden
zu Ryswick haben ſie die Schweden gehabt, aber der Baron Lilienroth
hat viele intriguen gemacht; Der Mazarini, wie er mit Spanien tra-
ctirete, hat keine mediateurs angenommen. Der Pabſt, Urbanus VIII.
hat ſich zum mediateur angegeben, aber Mazarini wollte ihn nicht haben;
Daher erzehlet man auch, daß, als ſich vor des Pabſts ſeinem Palais
zwey Jungen geſchlagen, und man ſie wollen von einander reiſſen, habe
er geſagt: ſie ſollten ſie laſſen gehen, er wollte ſehen, wie es ablauffen
wuͤrde, da ſie denn endlich aufgehoͤret, und einander die Haͤnde gegeben,
darauf ſagte er, ſo wuͤrde es auch gehen, auf den Frieden zu Jean de Luz.
Die Spanier und Frantzoſen haͤtten ſich gnug mit einander herum ge-
ſchlagen, nun wuͤrden ſie ſich wieder vertragen, welches auch geſchehen.
Wie mediateurs ſollen beſchaffen ſeyn, kan man in VViquefort ſeinem
tractat de l’Ambaſſadeur & de ſes fonctions leſen. Wo ein gantz infir-
mus vorhanden, da iſt gut mediateurs zu halten.
§. 35-38. Bellum civile eſt mors civitatis, denn die civitas iſt zu-
ſammen kommen per pactum, es iſt morale vinculum vorhanden, quod
totum civile adeſt. Der imperans kan alsdenn nicht mehr ſagen, es ſind
meine ſubditi, ſondern es ſind ſeine hoſtes. Niemand hat beſſer de
morte civili raiſonniret, als der Campanellus in ſeiner Politic. Seine
Politic hat Grotius unter ſeinen Mstis gehabt, und ſind ſelbe hernach mit
Grotii Opuſc. Poſthumis aufgeleget worden. Wer de bellis civilibus
recht will urtheilen, muß cauſas civilium bellorum betrachten. Es entſte-
hen aber innerliche Kriege auf dreyerley Weiſe: 1) vel eſt homo am-
bitioſus, wie der Cæſar, welcher ſtatum reipublicæ umgekehret, 2) vel in-
opia cives ad deſperationem agit. Wie man in bello Catilinario ſiehet,
davon uns Salluſtius Nachricht giebet; ingleichen die Orationes Cicero-
nis contra Catilinam. David, wie er iſt fluͤchtig geweſen, hat er auch
eine Armee geſammlet, von lauter preßhafften Leuten, und iſt es allezeit
ſo in der Welt geweſen. Inopia excitat ſeditiones, 3) Wenn Tyran-
nen regieren, es ſey in Polyarchia oder in Monarchia, ſo giebt es ſeditio-
nes. Keiner hat die cauſas und remedia ſeditionum beſſer beſchrieben, als
Hobbeſius. Obgleich derſelbe den Principem ſehr erhoben hat, ſo hat er
doch auch denſelben inſtruiret, daß er nicht ſolle zu ſeditionibus Gelegen-
heit
Von Buͤrger-
lichen Kriegen.
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