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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa aerarium, tributa & vectigalia.
gethan. Ein Herr muß nicht gleich böse werden, wenn man nicht recht
reussiret. Da der pater de Lamy das project gemacht, wie man ein
Lufft-Schiff machen könnte, und nur sechs tausend Thaler verlanget,
hat sich doch niemand wollen finden, der solches gegeben, welches doch
einem grossen Herrn was leichtes wäre, indem ein bouffon vor eine
maitresse offt mehr bekömmt. Ich habe bey dem Sturm in seinem
Collegio curioso gehöret, daß das project in Theoria seine Richtigkeit
habe. Ich will nicht sagen, daß es applicable sey, sondern ich gebe es
nur als ein Gleichniß, daß niemand etwas hazardiren wollen, da doch
der Pere de Lamy, ein Jesuit, von dem nicht zu vermuthen, daß er Geld
machen und die Leute betrügen wollen. Einen fond könnte man leicht
machen. Hat man einen fond a la marine können zuwege bringen,
warum nicht auch zu denen inventis probandis. Dieses muß man ei-
nem Herrn, der noch jung ist, suchen beyzubringen, damit er nicht
denckt, es sey alles schon so gewesen, und könne nicht geändert werden.
Im Alter leiden sie nicht gerne, daß man ihnen was saget, da werden
sie gleich verdrießlich. Ein Herr muß lassen Leute darauf reisen. Offt
kan man Dinge zum Stande bringen, welches man nicht gemeynet.
Wie das Königliche Saltz-Hauß hier angeleget worden, meynte fast
alles, es würde nicht angehen, und doch ist es angegangen. Schrödter
hat es wohl gewußt, wie die financen einzurichten. Er ist in Franck-
reich gewesen zu Colberts Zeiten, von welchem er vieles gelernet, drum
war er auch so beliebt bey dem Hertzog Ernst in Gotha, welcher ihn dem
Leopold überlassen, und hat er auch Willens gehabt Wunder von
Oesterreich zu schreiben, aber sie schnitten ihn den Kopff ab. Hörnigk,
welcher mit ihm nach Wien gegangen, schrieb auch einen Tractat Tit.
Oesterreich über alles, wenn es nur will; Aber, da dieses mit
dem Schrödter vorgegangen, trauete er nicht weiter, und gieng fort.
Denn wo die Noblesse und die Geistlichkeit allzuviel zu sprechen hat,
wie in Oesterreich, da kan man in Cammer-Sachen nicht reussiren.
Die Noblesse hänget sich gleich an die Clerisey, diese aber an den
Pabst, der kommt alsdenn mit seinen Bullen. Ich habe selbst mit dem
Fürsten von Fürstenberg gesprochen, welcher Stadthalter in Dreßden
war, der auch sagte: Die Protestanten hätten zehn mahl bessere Gele-
genheit ihre Cammer-revenüen zu vermehren, als die Catholiquen.
Hierbey muß man auch mercken, was schon offt erinnert worden: Tan-
tum accedit aerario, quantum inutilibus expensis decedit,
daher muß man
acht geben, was utile und was inutile. Es ist offt ein Fehler in der
Cammer, daß man Ausgaben hat, welche man entbehren könnte, daher

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ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
gethan. Ein Herr muß nicht gleich boͤſe werden, wenn man nicht recht
reuſſiret. Da der pater de Lamy das project gemacht, wie man ein
Lufft-Schiff machen koͤnnte, und nur ſechs tauſend Thaler verlanget,
hat ſich doch niemand wollen finden, der ſolches gegeben, welches doch
einem groſſen Herrn was leichtes waͤre, indem ein bouffon vor eine
maitreſſe offt mehr bekoͤmmt. Ich habe bey dem Sturm in ſeinem
Collegio curioſo gehoͤret, daß das project in Theoria ſeine Richtigkeit
habe. Ich will nicht ſagen, daß es applicable ſey, ſondern ich gebe es
nur als ein Gleichniß, daß niemand etwas hazardiren wollen, da doch
der Pere de Lamy, ein Jeſuit, von dem nicht zu vermuthen, daß er Geld
machen und die Leute betruͤgen wollen. Einen fond koͤnnte man leicht
machen. Hat man einen fond a la marine koͤnnen zuwege bringen,
warum nicht auch zu denen inventis probandis. Dieſes muß man ei-
nem Herrn, der noch jung iſt, ſuchen beyzubringen, damit er nicht
denckt, es ſey alles ſchon ſo geweſen, und koͤnne nicht geaͤndert werden.
Im Alter leiden ſie nicht gerne, daß man ihnen was ſaget, da werden
ſie gleich verdrießlich. Ein Herr muß laſſen Leute darauf reiſen. Offt
kan man Dinge zum Stande bringen, welches man nicht gemeynet.
Wie das Koͤnigliche Saltz-Hauß hier angeleget worden, meynte faſt
alles, es wuͤrde nicht angehen, und doch iſt es angegangen. Schrödter
hat es wohl gewußt, wie die finançen einzurichten. Er iſt in Franck-
reich geweſen zu Colberts Zeiten, von welchem er vieles gelernet, drum
war er auch ſo beliebt bey dem Hertzog Ernſt in Gotha, welcher ihn dem
Leopold uͤberlaſſen, und hat er auch Willens gehabt Wunder von
Oeſterreich zu ſchreiben, aber ſie ſchnitten ihn den Kopff ab. Hörnigk,
welcher mit ihm nach Wien gegangen, ſchrieb auch einen Tractat Tit.
Oeſterreich uͤber alles, wenn es nur will; Aber, da dieſes mit
dem Schrödter vorgegangen, trauete er nicht weiter, und gieng fort.
Denn wo die Nobleſſe und die Geiſtlichkeit allzuviel zu ſprechen hat,
wie in Oeſterreich, da kan man in Cammer-Sachen nicht reuſſiren.
Die Nobleſſe haͤnget ſich gleich an die Cleriſey, dieſe aber an den
Pabſt, der kommt alsdenn mit ſeinen Bullen. Ich habe ſelbſt mit dem
Fuͤrſten von Fuͤrſtenberg geſprochen, welcher Stadthalter in Dreßden
war, der auch ſagte: Die Proteſtanten haͤtten zehn mahl beſſere Gele-
genheit ihre Cammer-revenüen zu vermehren, als die Catholiquen.
Hierbey muß man auch mercken, was ſchon offt erinnert worden: Tan-
tum accedit ærario, quantum inutilibus expenſis decedit,
daher muß man
acht geben, was utile und was inutile. Es iſt offt ein Fehler in der
Cammer, daß man Ausgaben hat, welche man entbehren koͤnnte, daher

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[299/0319] ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. gethan. Ein Herr muß nicht gleich boͤſe werden, wenn man nicht recht reuſſiret. Da der pater de Lamy das project gemacht, wie man ein Lufft-Schiff machen koͤnnte, und nur ſechs tauſend Thaler verlanget, hat ſich doch niemand wollen finden, der ſolches gegeben, welches doch einem groſſen Herrn was leichtes waͤre, indem ein bouffon vor eine maitreſſe offt mehr bekoͤmmt. Ich habe bey dem Sturm in ſeinem Collegio curioſo gehoͤret, daß das project in Theoria ſeine Richtigkeit habe. Ich will nicht ſagen, daß es applicable ſey, ſondern ich gebe es nur als ein Gleichniß, daß niemand etwas hazardiren wollen, da doch der Pere de Lamy, ein Jeſuit, von dem nicht zu vermuthen, daß er Geld machen und die Leute betruͤgen wollen. Einen fond koͤnnte man leicht machen. Hat man einen fond a la marine koͤnnen zuwege bringen, warum nicht auch zu denen inventis probandis. Dieſes muß man ei- nem Herrn, der noch jung iſt, ſuchen beyzubringen, damit er nicht denckt, es ſey alles ſchon ſo geweſen, und koͤnne nicht geaͤndert werden. Im Alter leiden ſie nicht gerne, daß man ihnen was ſaget, da werden ſie gleich verdrießlich. Ein Herr muß laſſen Leute darauf reiſen. Offt kan man Dinge zum Stande bringen, welches man nicht gemeynet. Wie das Koͤnigliche Saltz-Hauß hier angeleget worden, meynte faſt alles, es wuͤrde nicht angehen, und doch iſt es angegangen. Schrödter hat es wohl gewußt, wie die finançen einzurichten. Er iſt in Franck- reich geweſen zu Colberts Zeiten, von welchem er vieles gelernet, drum war er auch ſo beliebt bey dem Hertzog Ernſt in Gotha, welcher ihn dem Leopold uͤberlaſſen, und hat er auch Willens gehabt Wunder von Oeſterreich zu ſchreiben, aber ſie ſchnitten ihn den Kopff ab. Hörnigk, welcher mit ihm nach Wien gegangen, ſchrieb auch einen Tractat Tit. Oeſterreich uͤber alles, wenn es nur will; Aber, da dieſes mit dem Schrödter vorgegangen, trauete er nicht weiter, und gieng fort. Denn wo die Nobleſſe und die Geiſtlichkeit allzuviel zu ſprechen hat, wie in Oeſterreich, da kan man in Cammer-Sachen nicht reuſſiren. Die Nobleſſe haͤnget ſich gleich an die Cleriſey, dieſe aber an den Pabſt, der kommt alsdenn mit ſeinen Bullen. Ich habe ſelbſt mit dem Fuͤrſten von Fuͤrſtenberg geſprochen, welcher Stadthalter in Dreßden war, der auch ſagte: Die Proteſtanten haͤtten zehn mahl beſſere Gele- genheit ihre Cammer-revenüen zu vermehren, als die Catholiquen. Hierbey muß man auch mercken, was ſchon offt erinnert worden: Tan- tum accedit ærario, quantum inutilibus expenſis decedit, daher muß man acht geben, was utile und was inutile. Es iſt offt ein Fehler in der Cammer, daß man Ausgaben hat, welche man entbehren koͤnnte, daher faͤllt P p 2

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/319>, abgerufen am 24.11.2024.