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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa aerarium, tributa & vectigalia.
Pacht vorgebracht werden, machen nicht viel aus, man wird auch diese
quaestion nicht ausmachen, und gefällt mir wohl von dem Law, wenn er
sagt, es möge ein Herr seine Güther in Erb- oder Zeit-Pacht geben, so
könnte alles beydes defendiret werden. Diejenigen, welche vor dem
Zeit-Pacht sind, haben noch dieses starcke argument, daß sie sagen: Laßt
uns forttreiben mit dem Zeit-Pacht, es steigen die pretia rerum, da stei-
get auch der Zeit-Pacht, kan man es nicht höher bringen, so kan man
alsdenn den Erb-Pacht nehmen, das läßt sich wohl hören. Es gehet
auch an, daß man bisweilen die jurisdiction verkauffet. Die Sachsen
haben es gethan unter dem Ernesto und Alberto Animoso, wovon man
in des Ant. Wecks Dresdnische Chron. Nachricht finden kan. Die
kleinen Edelleute haben vor dem keine jurisdiction gehabt, sondern ihre
Bauren gehörten alle vor die praefecturen, und was man hier zu Lande
heißt ein Amt, das wird im Reiche die Zent-Gerichte genennet. Ein
Edelmann hat nun gerne die jurisdictionem superiorem & inferiorem bey
seinem Guthe, daher haben sie in Sachsen ihnen solche verkaufft, und
gesagt, was thut es. Wenn bey dem Amt dieses oder jenes Guth ent-
zogen wird, deßwegen bleibt es doch ein Amt. Die jurisdictio crimina-
lis
kostet ohnedem dem Herrn nur Geld. In Bayern hat man es eben
so gemachet, wie man aus des Baron Schmid Commentario ad Ius Ba-
var.
sehen kan. Der Hertzog von Bayern, Otto, welcher tempore Al-
berti
und Henrici Luzelburg. gelebet, und König in Ungarn werden woll-
te, hat angefangen, denen Edelleuten die jurisdiction zu verkauffen. Ci-
vilem jurisdictionem
haben die meisten Edelleute schon vorhero gehabt,
über ihre Bauren, welches man eben die Erb-Gerichte genennet, i. e.
die zum Erbe gehöre. Darauf halte ich gar nichts, wenn ein Herr sei-
ne Güther auf administration giebt, welcher modus auch höchst ausgestri-
chen, wie die Philosophia Aristotelica. Wer seine Güther noch auf ad-
ministration
giebet, gehöret unter die Scholasticos, der hat noch keine
rechten Cammer-Gedancken gehabt. Die Unterthanen leiden gar nichts,
wenn ein Herr seine Güther verpachtet: Denn der Pachter kan deßwe-
gen denen Unterthanen nicht mehr auflegen, als der Herr sonst gethan,
und wird sehr genau darauf acht gegeben, so daß einem nicht zu rathen,
die leges zu überschreiten. Das considerableste, welches man wider al-
le Pächte vorzubringen pflegt, bestehet darinnen: Wo der Herr die Gü-
ther lässet administriren, da ist es wohlfeil, wo es wohlfeil ist, da flori-
ren die manufacturen. Aber das kömmet eben nicht daher, daß der
Amtmann das Korn aufschüttet, sondern es ist eine andere Ursache wel-
che ein Frantzose observiret in einem artigen Tractat in 12 mo sub tit. le

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ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia.
Pacht vorgebracht werden, machen nicht viel aus, man wird auch dieſe
quæſtion nicht ausmachen, und gefaͤllt mir wohl von dem Law, wenn er
ſagt, es moͤge ein Herr ſeine Guͤther in Erb- oder Zeit-Pacht geben, ſo
koͤnnte alles beydes defendiret werden. Diejenigen, welche vor dem
Zeit-Pacht ſind, haben noch dieſes ſtarcke argument, daß ſie ſagen: Laßt
uns forttreiben mit dem Zeit-Pacht, es ſteigen die pretia rerum, da ſtei-
get auch der Zeit-Pacht, kan man es nicht hoͤher bringen, ſo kan man
alsdenn den Erb-Pacht nehmen, das laͤßt ſich wohl hoͤren. Es gehet
auch an, daß man bisweilen die jurisdiction verkauffet. Die Sachſen
haben es gethan unter dem Erneſto und Alberto Animoſo, wovon man
in des Ant. Wecks Dresdniſche Chron. Nachricht finden kan. Die
kleinen Edelleute haben vor dem keine jurisdiction gehabt, ſondern ihre
Bauren gehoͤrten alle vor die præfecturen, und was man hier zu Lande
heißt ein Amt, das wird im Reiche die Zent-Gerichte genennet. Ein
Edelmann hat nun gerne die jurisdictionem ſuperiorem & inferiorem bey
ſeinem Guthe, daher haben ſie in Sachſen ihnen ſolche verkaufft, und
geſagt, was thut es. Wenn bey dem Amt dieſes oder jenes Guth ent-
zogen wird, deßwegen bleibt es doch ein Amt. Die jurisdictio crimina-
lis
koſtet ohnedem dem Herrn nur Geld. In Bayern hat man es eben
ſo gemachet, wie man aus des Baron Schmid Commentario ad Ius Ba-
var.
ſehen kan. Der Hertzog von Bayern, Otto, welcher tempore Al-
berti
und Henrici Luzelburg. gelebet, und Koͤnig in Ungarn werden woll-
te, hat angefangen, denen Edelleuten die jurisdiction zu verkauffen. Ci-
vilem jurisdictionem
haben die meiſten Edelleute ſchon vorhero gehabt,
uͤber ihre Bauren, welches man eben die Erb-Gerichte genennet, i. e.
die zum Erbe gehoͤre. Darauf halte ich gar nichts, wenn ein Herr ſei-
ne Guͤther auf adminiſtration giebt, welcher modus auch hoͤchſt ausgeſtri-
chen, wie die Philoſophia Ariſtotelica. Wer ſeine Guͤther noch auf ad-
miniſtration
giebet, gehoͤret unter die Scholaſticos, der hat noch keine
rechten Cammer-Gedancken gehabt. Die Unterthanen leiden gar nichts,
wenn ein Herr ſeine Guͤther verpachtet: Denn der Pachter kan deßwe-
gen denen Unterthanen nicht mehr auflegen, als der Herr ſonſt gethan,
und wird ſehr genau darauf acht gegeben, ſo daß einem nicht zu rathen,
die leges zu uͤberſchreiten. Das conſiderableſte, welches man wider al-
le Paͤchte vorzubringen pflegt, beſtehet darinnen: Wo der Herr die Guͤ-
ther laͤſſet adminiſtriren, da iſt es wohlfeil, wo es wohlfeil iſt, da flori-
ren die manufacturen. Aber das koͤmmet eben nicht daher, daß der
Amtmann das Korn aufſchuͤttet, ſondern es iſt eine andere Urſache wel-
che ein Frantzoſe obſerviret in einem artigen Tractat in 12 mo ſub tit. le

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[289/0309] ſtatus circa ærarium, tributa & vectigalia. Pacht vorgebracht werden, machen nicht viel aus, man wird auch dieſe quæſtion nicht ausmachen, und gefaͤllt mir wohl von dem Law, wenn er ſagt, es moͤge ein Herr ſeine Guͤther in Erb- oder Zeit-Pacht geben, ſo koͤnnte alles beydes defendiret werden. Diejenigen, welche vor dem Zeit-Pacht ſind, haben noch dieſes ſtarcke argument, daß ſie ſagen: Laßt uns forttreiben mit dem Zeit-Pacht, es ſteigen die pretia rerum, da ſtei- get auch der Zeit-Pacht, kan man es nicht hoͤher bringen, ſo kan man alsdenn den Erb-Pacht nehmen, das laͤßt ſich wohl hoͤren. Es gehet auch an, daß man bisweilen die jurisdiction verkauffet. Die Sachſen haben es gethan unter dem Erneſto und Alberto Animoſo, wovon man in des Ant. Wecks Dresdniſche Chron. Nachricht finden kan. Die kleinen Edelleute haben vor dem keine jurisdiction gehabt, ſondern ihre Bauren gehoͤrten alle vor die præfecturen, und was man hier zu Lande heißt ein Amt, das wird im Reiche die Zent-Gerichte genennet. Ein Edelmann hat nun gerne die jurisdictionem ſuperiorem & inferiorem bey ſeinem Guthe, daher haben ſie in Sachſen ihnen ſolche verkaufft, und geſagt, was thut es. Wenn bey dem Amt dieſes oder jenes Guth ent- zogen wird, deßwegen bleibt es doch ein Amt. Die jurisdictio crimina- lis koſtet ohnedem dem Herrn nur Geld. In Bayern hat man es eben ſo gemachet, wie man aus des Baron Schmid Commentario ad Ius Ba- var. ſehen kan. Der Hertzog von Bayern, Otto, welcher tempore Al- berti und Henrici Luzelburg. gelebet, und Koͤnig in Ungarn werden woll- te, hat angefangen, denen Edelleuten die jurisdiction zu verkauffen. Ci- vilem jurisdictionem haben die meiſten Edelleute ſchon vorhero gehabt, uͤber ihre Bauren, welches man eben die Erb-Gerichte genennet, i. e. die zum Erbe gehoͤre. Darauf halte ich gar nichts, wenn ein Herr ſei- ne Guͤther auf adminiſtration giebt, welcher modus auch hoͤchſt ausgeſtri- chen, wie die Philoſophia Ariſtotelica. Wer ſeine Guͤther noch auf ad- miniſtration giebet, gehoͤret unter die Scholaſticos, der hat noch keine rechten Cammer-Gedancken gehabt. Die Unterthanen leiden gar nichts, wenn ein Herr ſeine Guͤther verpachtet: Denn der Pachter kan deßwe- gen denen Unterthanen nicht mehr auflegen, als der Herr ſonſt gethan, und wird ſehr genau darauf acht gegeben, ſo daß einem nicht zu rathen, die leges zu uͤberſchreiten. Das conſiderableſte, welches man wider al- le Paͤchte vorzubringen pflegt, beſtehet darinnen: Wo der Herr die Guͤ- ther laͤſſet adminiſtriren, da iſt es wohlfeil, wo es wohlfeil iſt, da flori- ren die manufacturen. Aber das koͤmmet eben nicht daher, daß der Amtmann das Korn aufſchuͤttet, ſondern es iſt eine andere Urſache wel- che ein Frantzoſe obſerviret in einem artigen Tractat in 12 mo ſub tit. le Taille O o

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/309>, abgerufen am 24.11.2024.