Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.Von dem Eigenthum und Gebiete der Völker nium non amittitur. Fac ergo rem a domino abiici,non tamen ea mente vt eam amplius suam esse nolit, nihil hic amittetur. Puffend. I. N. et G. L. IV. c. 6. §. 12. Dies liesse sich alleufals behaupten, wenn der Eigenthümer eine solche gegentheilige Willensmeinung dabey ausdrücklich erklärte, sonst wüste ich nicht, wofür man das Wegwerfen oder Verlassen anders annehmen könte als für ein Aufgeben des Eigenthums. Barbay- rac [in den Noten über vorangezogenes Kapitel des Puffendorf §. 1.] sagt, indem er die Fortdauer des Eigenthums ohne Besitz recht einleuchtend machen will: La possession ne fait rien la, qu'autant qu'elle est vne marque incontestable de la volonte qu'on a de retenir ce dont on s'est empare. Pour etre donc autorise a regarder comme abandonnee vne ehose dont celui a qui elle appartenoit ne se trouve plus en possession, il saut qu'on ait lieu d'ailleurs de croire qu'il a renonce au droit particulier qu'il avoit acquis. Warum soll aber das freiwillige gänzliche Aufgeben des Besitzes nicht ein eben so untrügliches Merkmal des ver- lassenen Eigenthums seyn? Indes sind auch die europäischen Nazionen in ihren Grundsätzen hierüber nicht einig, und scheinen nicht durchgängig die blosse Verlassung eines Landes für eine Aufgabe des Eigenthums ansehen zu wollen. Ausser dem schon obenangeführten hieß es 1782. das kaiserliche Schif Joseph und Theresia hat auf den Nicobar-Inseln Nancaveri, Souri, Iricutte und Catesiout Besitz genom- men. Sie sind aber schon 1756. von der dänisch-ostindischen Compagnie in Besitz genommen und 1773 erst, wegen des ungesunden Klima, verlassen worden. Doch hat die Krone Dänemark ihr Recht daran noch behalten, worüber aber be- reits vor einigen Jahren der kaiserliche Hof dem dänischen hinreichende Genugthuung zu leisten versprochen hat. Polit. Journ. 1782. Aug. S. 175. Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker nium non amittitur. Fac ergo rem a domino abiici,non tamen ea mente vt eam amplius ſuam eſſe nolit, nihil hic amittetur. Puffend. I. N. et G. L. IV. c. 6. §. 12. Dies lieſſe ſich alleufals behaupten, wenn der Eigenthuͤmer eine ſolche gegentheilige Willensmeinung dabey ausdruͤcklich erklaͤrte, ſonſt wuͤſte ich nicht, wofuͤr man das Wegwerfen oder Verlaſſen anders annehmen koͤnte als fuͤr ein Aufgeben des Eigenthums. Barbay- rac [in den Noten uͤber vorangezogenes Kapitel des Puffendorf §. 1.] ſagt, indem er die Fortdauer des Eigenthums ohne Beſitz recht einleuchtend machen will: La poſſeſſion ne fait rien là, qu’autant qu’elle eſt vne marque inconteſtable de la volonté qu’on a de retenir ce dont on s’eſt emparé. Pour être donc autoriſé à regarder comme abandonnée vne ehoſe dont celui à qui elle appartenoit ne ſe trouve plus en poſſeſſion, il ſaut qu’on ait lieu d’ailleurs de croire qu’il a renoncé au droit particulier qu’il avoit acquis. Warum ſoll aber das freiwillige gaͤnzliche Aufgeben des Beſitzes nicht ein eben ſo untruͤgliches Merkmal des ver- laſſenen Eigenthums ſeyn? Indes ſind auch die europaͤiſchen Nazionen in ihren Grundſaͤtzen hieruͤber nicht einig, und ſcheinen nicht durchgaͤngig die bloſſe Verlaſſung eines Landes fuͤr eine Aufgabe des Eigenthums anſehen zu wollen. Auſſer dem ſchon obenangefuͤhrten hieß es 1782. das kaiſerliche Schif Joſeph und Thereſia hat auf den Nicobar-Inſeln Nancaveri, Souri, Iricutte und Cateſiout Beſitz genom- men. Sie ſind aber ſchon 1756. von der daͤniſch-oſtindiſchen Compagnie in Beſitz genommen und 1773 erſt, wegen des ungeſunden Klima, verlaſſen worden. Doch hat die Krone Daͤnemark ihr Recht daran noch behalten, woruͤber aber be- reits vor einigen Jahren der kaiſerliche Hof dem daͤniſchen hinreichende Genugthuung zu leiſten verſprochen hat. Polit. Journ. 1782. Aug. S. 175. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <note place="end" n="c]"><pb facs="#f0082" n="68"/><fw place="top" type="header">Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker</fw><lb/><hi rendition="#aq">nium non amittitur. Fac ergo rem a domino abiici,<lb/> non tamen ea mente vt eam amplius ſuam eſſe nolit,<lb/> nihil hic amittetur. <hi rendition="#i">Puffend.</hi> I. N. et G. L. IV. c.</hi> 6.<lb/> §. 12. 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Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
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nium non amittitur. Fac ergo rem a domino abiici,
non tamen ea mente vt eam amplius ſuam eſſe nolit,
nihil hic amittetur. Puffend. I. N. et G. L. IV. c. 6.
§. 12. Dies lieſſe ſich alleufals behaupten, wenn der
Eigenthuͤmer eine ſolche gegentheilige Willensmeinung
dabey ausdruͤcklich erklaͤrte, ſonſt wuͤſte ich nicht, wofuͤr
man das Wegwerfen oder Verlaſſen anders annehmen
koͤnte als fuͤr ein Aufgeben des Eigenthums. Barbay-
rac [in den Noten uͤber vorangezogenes Kapitel des
Puffendorf §. 1.] ſagt, indem er die Fortdauer des
Eigenthums ohne Beſitz recht einleuchtend machen will:
La poſſeſſion ne fait rien là, qu’autant qu’elle eſt
vne marque inconteſtable de la volonté qu’on a de
retenir ce dont on s’eſt emparé. Pour être donc
autoriſé à regarder comme abandonnée vne ehoſe
dont celui à qui elle appartenoit ne ſe trouve plus en
poſſeſſion, il ſaut qu’on ait lieu d’ailleurs de croire
qu’il a renoncé au droit particulier qu’il avoit acquis.
Warum ſoll aber das freiwillige gaͤnzliche Aufgeben des
Beſitzes nicht ein eben ſo untruͤgliches Merkmal des ver-
laſſenen Eigenthums ſeyn?
Indes ſind auch die europaͤiſchen Nazionen in ihren
Grundſaͤtzen hieruͤber nicht einig, und ſcheinen nicht
durchgaͤngig die bloſſe Verlaſſung eines Landes fuͤr eine
Aufgabe des Eigenthums anſehen zu wollen. Auſſer
dem ſchon obenangefuͤhrten hieß es 1782. das kaiſerliche
Schif Joſeph und Thereſia hat auf den Nicobar-Inſeln
Nancaveri, Souri, Iricutte und Cateſiout Beſitz genom-
men. Sie ſind aber ſchon 1756. von der daͤniſch-oſtindiſchen
Compagnie in Beſitz genommen und 1773 erſt, wegen des
ungeſunden Klima, verlaſſen worden. Doch hat die Krone
Daͤnemark ihr Recht daran noch behalten, woruͤber aber be-
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