Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.in Ans. der einzeln. Bürger u. Unterthanen. Versuch 6. Th. S. 38. Merkwürdig ist der Befehl,welcher 1740. in Neapel, wo viele Auswärtige Lehn- güter besitzen, erging, daß alle Lehnleute bey Verlust der Güter, sich persönlich im Königreiche aufhalten sol- ten. Mosers Versuch 6. Th. S. 75. e] Die Naturalisirten sind auch hierinn den Eingebohrnen gleich. Ihrenthalben entstand zwischen den Vereinigten Niederlanden und Frankreich, nach Wiederrufung des Edicts von Nautes, Streit, indem die erstern verlang- ten', daß auch den Naturalisirten die Erlaubnis auszu- wandern verstattet werden solte; aber der König in Frank- reich entgegnete: que S. M. ne pretendoit pas empe- cher, que les sujets des dits etats ne puissent sortir de son royaume et y revenir ainsi qu'ils le jugeroient a propos, pour le bien et l'avantage de leur com- merce, qu'ell etoit bien aise de faciliter; mais qu'a l'egard de ceux qui s'etoient fait naturaliser, elle me repetoit encore qu'ils etoient devenus par-la ses sujets etc. Negociations de Mr. le Comte d'Avaux en Hollande Tom. V. p. 172. M. vergl. de Mar- tens precis L. III. c. 3. §. 67. f] Der Bürger und Unterthan welcher heimlich und ohne Erlaubnis des Staats wegzieht, vergeht sich zwar gegen diesen, der andere Staat, wohin er sich wendet, ist aber nicht verbunden, ihn zurückzugeben, wohl aber ist ersterer berechtigt, bey diesem seine Ansprüche gegen sei- nen vormaligen Unterthanen anzubringen, daß er das gewönliche Abzugsgeld und andere Schuldigkeiten leiste. Beyer l. c. §. 33. [Moser in Grunds. in Fr. Zeit. 5. B. 1. K. §. 27. glaubt iedoch, daß der andere Staat, auf Verlangen, zur Auslieferung verbunden sey, es geschähe aber nicht]. Nur in Ansehung der Leibei- genen wird behauptet, daß sie zu allen Zeiten abgefodert werden können, wenn nicht besondere Verträge oder Herkommen vorhanden sind, vermöge welcher sie, wenn U 4
in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen. Verſuch 6. Th. S. 38. Merkwuͤrdig iſt der Befehl,welcher 1740. in Neapel, wo viele Auswaͤrtige Lehn- guͤter beſitzen, erging, daß alle Lehnleute bey Verluſt der Guͤter, ſich perſoͤnlich im Koͤnigreiche aufhalten ſol- ten. Moſers Verſuch 6. Th. S. 75. e] Die Naturaliſirten ſind auch hierinn den Eingebohrnen gleich. Ihrenthalben entſtand zwiſchen den Vereinigten Niederlanden und Frankreich, nach Wiederrufung des Edicts von Nautes, Streit, indem die erſtern verlang- ten’, daß auch den Naturaliſirten die Erlaubnis auszu- wandern verſtattet werden ſolte; aber der Koͤnig in Frank- reich entgegnete: que S. M. ne prétendoit pas empê- cher, que les ſujets des dits états ne puiſſent ſortir de ſon royaume et y revenir ainſi qu’ils le jugeroient à propos, pour le bien et l’avantage de leur com- merce, qu’ell étoit bien aiſe de faciliter; mais qu’à l’égard de ceux qui ſ’etoient fait naturaliſer, elle me repetoit encore qu’ils étoient devenus par-là ſes ſujets etc. Negociations de Mr. le Comte d’Avaux en Hollande Tom. V. p. 172. M. vergl. de Mar- tens précis L. III. c. 3. §. 67. f] Der Buͤrger und Unterthan welcher heimlich und ohne Erlaubnis des Staats wegzieht, vergeht ſich zwar gegen dieſen, der andere Staat, wohin er ſich wendet, iſt aber nicht verbunden, ihn zuruͤckzugeben, wohl aber iſt erſterer berechtigt, bey dieſem ſeine Anſpruͤche gegen ſei- nen vormaligen Unterthanen anzubringen, daß er das gewoͤnliche Abzugsgeld und andere Schuldigkeiten leiſte. Beyer l. c. §. 33. [Moſer in Grundſ. in Fr. Zeit. 5. B. 1. K. §. 27. glaubt iedoch, daß der andere Staat, auf Verlangen, zur Auslieferung verbunden ſey, es geſchaͤhe aber nicht]. Nur in Anſehung der Leibei- genen wird behauptet, daß ſie zu allen Zeiten abgefodert werden koͤnnen, wenn nicht beſondere Vertraͤge oder Herkommen vorhanden ſind, vermoͤge welcher ſie, wenn U 4
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in Anſ. der einzeln. Buͤrger u. Unterthanen.
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Verſuch 6. Th. S. 38. Merkwuͤrdig iſt der Befehl,
welcher 1740. in Neapel, wo viele Auswaͤrtige Lehn-
guͤter beſitzen, erging, daß alle Lehnleute bey Verluſt
der Guͤter, ſich perſoͤnlich im Koͤnigreiche aufhalten ſol-
ten. Moſers Verſuch 6. Th. S. 75.
e] Die Naturaliſirten ſind auch hierinn den Eingebohrnen
gleich. Ihrenthalben entſtand zwiſchen den Vereinigten
Niederlanden und Frankreich, nach Wiederrufung des
Edicts von Nautes, Streit, indem die erſtern verlang-
ten’, daß auch den Naturaliſirten die Erlaubnis auszu-
wandern verſtattet werden ſolte; aber der Koͤnig in Frank-
reich entgegnete: que S. M. ne prétendoit pas empê-
cher, que les ſujets des dits états ne puiſſent ſortir
de ſon royaume et y revenir ainſi qu’ils le jugeroient
à propos, pour le bien et l’avantage de leur com-
merce, qu’ell étoit bien aiſe de faciliter; mais qu’à
l’égard de ceux qui ſ’etoient fait naturaliſer, elle
me repetoit encore qu’ils étoient devenus par-là ſes
ſujets etc. Negociations de Mr. le Comte d’Avaux
en Hollande Tom. V. p. 172. M. vergl. de Mar-
tens précis L. III. c. 3. §. 67.
f] Der Buͤrger und Unterthan welcher heimlich und ohne
Erlaubnis des Staats wegzieht, vergeht ſich zwar gegen
dieſen, der andere Staat, wohin er ſich wendet, iſt
aber nicht verbunden, ihn zuruͤckzugeben, wohl aber iſt
erſterer berechtigt, bey dieſem ſeine Anſpruͤche gegen ſei-
nen vormaligen Unterthanen anzubringen, daß er das
gewoͤnliche Abzugsgeld und andere Schuldigkeiten leiſte.
Beyer l. c. §. 33. [Moſer in Grundſ. in Fr. Zeit.
5. B. 1. K. §. 27. glaubt iedoch, daß der andere
Staat, auf Verlangen, zur Auslieferung verbunden ſey,
es geſchaͤhe aber nicht]. Nur in Anſehung der Leibei-
genen wird behauptet, daß ſie zu allen Zeiten abgefodert
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