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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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PAPINIANUS.
Der Römer Ehr erhöht/ der Fürsten Brust beschützet.
Der Dolch ist glaubt mir nie mit Bürger-Blutt besprützet;
325.Jch geb jhn willig hin! Jhr Läger gute Nacht!
Papinian wird loß! nun hat Er auß gewacht!
Macrin. Ach kan er sich denn selbst so tiff ernidrigt schauen?
Papinian. Jch sey auch wer Jch sey/ Mir wird von Mir
nicht grauen.
Macrin. Der Fürsten Bilder stehn Jhm denn nicht weiter zu.
330.
Papinian. Der Heilgen Themis Bild ist einig meine Ruh/
Nemt/ Nemt die Bilder hin! sie stehn mir in dem Hertzen.
Der den Jch jtzt noch ehr'/ und der den meine Schmertzen
Bejammern auff der Baar! was sind die Bilder noth/
Die nun zu ändern sind nach eines Fürsten Tod?
335.
Macrin. Das Käyserliche Buch der hohen Ambts-Gesetze/
Muß eingehändigt seyn.
Papinian. Umb das Jch nicht
Das allgemeine Recht daß der die grosse Welt (verletze
Hat in Jhr Wesen bracht und in dem Stand erhält/
Nicht jrgend auß Papir/ auff stetes Ertz getriben/
340.Nein/ sondern das er hat der Seelen eingeschriben/
Verlir Jch höchst erfreut mein Ambt/ Recht/ nemt es hin.
Schätzt jhr diß vor Verlust? Jch halt es vor Gewin.
Macrin. Lescht nun die Kertzen auß die auff dem Golde
brennen.
Papinian. Man kan die scheinend' Ehr auch sonder Kertz'
erkennen.
345.
Macrin. Raumt ab das weisse Tuch mit dem gestückten
Rand.
Papinian. Nichts das uns besser zir als eine reine Hand!
Was heischt Macrin noch mehr?
Plautia. Was kan Er fer-
ner wollen?
Papinian. Jst diß der Götter Schluß daß wir verschwinder
sollen/
Und schafft es Antonin, warumb denn vil gezilt/
350.Und mit dem Tocken-werck so kindisch hir gespilt.
Meynt Jhr daß dise Schmach wofern es Schmach zu nennen.
Die kräncke/ die/ was Ehr und wahre Hoheit kennen.
Nein
E jv
PAPINIANUS.
Der Roͤmer Ehr erhoͤht/ der Fuͤrſten Bruſt beſchuͤtzet.
Der Dolch iſt glaubt mir nie mit Buͤrger-Blutt beſpruͤtzet;
325.Jch geb jhn willig hin! Jhr Laͤger gute Nacht!
Papinian wird loß! nun hat Er auß gewacht!
Macrin. Ach kan er ſich denn ſelbſt ſo tiff ernidrigt ſchauen?
Papinian. Jch ſey auch wer Jch ſey/ Mir wird von Mir
nicht grauen.
Macrin. Der Fuͤrſten Bilder ſtehn Jhm denn nicht weiter zu.
330.
Papinian. Der Heilgen Themis Bild iſt einig meine Ruh/
Nemt/ Nemt die Bilder hin! ſie ſtehn mir in dem Hertzen.
Der den Jch jtzt noch ehr’/ und der den meine Schmertzen
Bejammern auff der Baar! was ſind die Bilder noth/
Die nun zu aͤndern ſind nach eines Fuͤrſten Tod?
335.
Macrin. Das Kaͤyſerliche Buch der hohen Ambts-Geſetze/
Muß eingehaͤndigt ſeyn.
Papinian. Umb das Jch nicht
Das allgemeine Recht daß der die groſſe Welt (verletze
Hat in Jhr Weſen bracht und in dem Stand erhaͤlt/
Nicht jrgend auß Papir/ auff ſtetes Ertz getriben/
340.Nein/ ſondern das er hat der Seelen eingeſchriben/
Verlir Jch hoͤchſt erfreut mein Ambt/ Recht/ nemt es hin.
Schaͤtzt jhr diß vor Verluſt? Jch halt es vor Gewin.
Macrin. Leſcht nun die Kertzen auß die auff dem Golde
brennen.
Papinian. Man kan die ſcheinend’ Ehr auch ſonder Kertz’
erkennen.
345.
Macrin. Raumt ab das weiſſe Tuch mit dem geſtuͤckten
Rand.
Papinian. Nichts das uns beſſer zir als eine reine Hand!
Was heiſcht Macrin noch mehr?
Plautia. Was kan Er fer-
ner wollen?
Papinian. Jſt diß der Goͤtter Schluß daß wir verſchwinder
ſollen/
Und ſchafft es Antonin, warumb denn vil gezilt/
350.Und mit dem Tocken-werck ſo kindiſch hir geſpilt.
Meynt Jhr daß diſe Schmach wofern es Schmach zu nennen.
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Nein
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[0099] PAPINIANUS. Der Roͤmer Ehr erhoͤht/ der Fuͤrſten Bruſt beſchuͤtzet. Der Dolch iſt glaubt mir nie mit Buͤrger-Blutt beſpruͤtzet; Jch geb jhn willig hin! Jhr Laͤger gute Nacht! Papinian wird loß! nun hat Er auß gewacht! Macrin. Ach kan er ſich denn ſelbſt ſo tiff ernidrigt ſchauen? Papinian. Jch ſey auch wer Jch ſey/ Mir wird von Mir nicht grauen. Macrin. Der Fuͤrſten Bilder ſtehn Jhm denn nicht weiter zu. Papinian. Der Heilgen Themis Bild iſt einig meine Ruh/ Nemt/ Nemt die Bilder hin! ſie ſtehn mir in dem Hertzen. Der den Jch jtzt noch ehr’/ und der den meine Schmertzen Bejammern auff der Baar! was ſind die Bilder noth/ Die nun zu aͤndern ſind nach eines Fuͤrſten Tod? Macrin. Das Kaͤyſerliche Buch der hohen Ambts-Geſetze/ Muß eingehaͤndigt ſeyn. Papinian. Umb das Jch nicht Das allgemeine Recht daß der die groſſe Welt (verletze Hat in Jhr Weſen bracht und in dem Stand erhaͤlt/ Nicht jrgend auß Papir/ auff ſtetes Ertz getriben/ Nein/ ſondern das er hat der Seelen eingeſchriben/ Verlir Jch hoͤchſt erfreut mein Ambt/ Recht/ nemt es hin. Schaͤtzt jhr diß vor Verluſt? Jch halt es vor Gewin. Macrin. Leſcht nun die Kertzen auß die auff dem Golde brennen. Papinian. Man kan die ſcheinend’ Ehr auch ſonder Kertz’ erkennen. Macrin. Raumt ab das weiſſe Tuch mit dem geſtuͤckten Rand. Papinian. Nichts das uns beſſer zir als eine reine Hand! Was heiſcht Macrin noch mehr? Plautia. Was kan Er fer- ner wollen? Papinian. Jſt diß der Goͤtter Schluß daß wir verſchwinder ſollen/ Und ſchafft es Antonin, warumb denn vil gezilt/ Und mit dem Tocken-werck ſo kindiſch hir geſpilt. Meynt Jhr daß diſe Schmach wofern es Schmach zu nennen. Die kraͤncke/ die/ was Ehr und wahre Hoheit kennen. Nein E jv

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/99>, abgerufen am 03.05.2024.