Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.Sterbender 255.Der hohen Eltern Blutt erhitzet mein GemütteUnd sucht ein ferner Zil/ den Sitz der höchsten Gütte Die über Menschen herrscht/ und disem Gräntzen setzt Der Völcker wider Volck und Städt auff Länder hetzt. Plautia. Wo werd Jch arme hin? Wie vil werd Jch 260.verliren! Papinian. Gewinnen durch Geduld/ was dich wird ewig ziren. Plautia. O Eh-Gemahl! O Sohn! mein ein und keusche Lust! Papinian. Behalt für Jhn und Mich ein unerschreckte Brust. Pap. Sohn. Sie rühme daß Jhr Sohn durch keine Noth zu zwingen. Papinian. Es kan dem Käyser doch nichts wider mich 265.gelingen. Plautia. Zu vil nur wider mich! Papinian. Nichts wider deinen Ruhm! Pap. Sohn. Je mehr der Himmel treufft/ je schöner wächst die Blum. Plautia. Du Blume deiner Zeit wirst in der Blüt ab- fallen! Pap. Sohn. Weit besser denn zu welck zu treten seyn von allen. Plautia. Er trit/ er trit uns ja der alle nider trat! 270. Papinian. Nicht Geister/ über die er nichts zu herrschen hat. Pap. Sohn. Nicht grosser Götter Recht das jhn noch wird zutreten. Plautia. Wofern der Götter Ohr jtzt hört auff Wuntsch und beten. Papinian. Jhm wüntsch' Jch ernste Rew und dir Bestän- digkeit. Plautia. Jch mir den schnellen Tod zu Trost in langem 275.Leid. Papinian. Ein langes Leiden dint vil schwache zu verstärcken. Plautia. Ein langes Leiden läst offt grosse Schwachheit mercken. Papinian.
Sterbender 255.Der hohen Eltern Blutt erhitzet mein GemuͤtteUnd ſucht ein ferner Zil/ den Sitz der hoͤchſten Guͤtte Die uͤber Menſchen herꝛſcht/ und diſem Graͤntzen ſetzt Der Voͤlcker wider Volck und Staͤdt auff Laͤnder hetzt. Plautia. Wo werd Jch arme hin? Wie vil werd Jch 260.verliren! Papinian. Gewinnen durch Geduld/ was dich wird ewig ziren. Plautia. O Eh-Gemahl! O Sohn! mein ein und keuſche Luſt! Papinian. Behalt fuͤr Jhn und Mich ein unerſchreckte Bruſt. Pap. Sohn. Sie ruͤhme daß Jhr Sohn durch keine Noth zu zwingen. Papinian. Es kan dem Kaͤyſer doch nichts wider mich 265.gelingen. Plautia. Zu vil nur wider mich! Papinian. Nichts wider deinen Ruhm! Pap. Sohn. Je mehr der Himmel treufft/ je ſchoͤner waͤchſt die Blum. Plautia. Du Blume deiner Zeit wirſt in der Bluͤt ab- fallen! Pap. Sohn. Weit beſſer deñ zu welck zu treten ſeyn von allen. Plautia. Er trit/ er trit uns ja der alle nider trat! 270. Papinian. Nicht Geiſter/ uͤber die er nichts zu herꝛſchen hat. Pap. Sohn. Nicht groſſer Goͤtter Recht das jhn noch wird zutreten. Plautia. Wofern der Goͤtter Ohr jtzt hoͤrt auff Wuntſch und beten. Papinian. Jhm wuͤntſch’ Jch ernſte Rew und dir Beſtaͤn- digkeit. Plautia. Jch mir den ſchnellen Tod zu Troſt in langem 275.Leid. Papinian. Ein langes Leiden dint vil ſchwache zu verſtaͤrckẽ. Plautia. Ein langes Leiden laͤſt offt groſſe Schwachheit mercken. Papinian.
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Der Voͤlcker wider Volck und Staͤdt auff Laͤnder hetzt.
Plautia. Wo werd Jch arme hin? Wie vil werd Jch
verliren!
Papinian. Gewinnen durch Geduld/ was dich wird ewig
ziren.
Plautia. O Eh-Gemahl! O Sohn! mein ein und keuſche
Luſt!
Papinian. Behalt fuͤr Jhn und Mich ein unerſchreckte
Bruſt.
Pap. Sohn. Sie ruͤhme daß Jhr Sohn durch keine Noth zu
zwingen.
Papinian. Es kan dem Kaͤyſer doch nichts wider mich
gelingen.
Plautia. Zu vil nur wider mich!
Papinian. Nichts wider
deinen Ruhm!
Pap. Sohn. Je mehr der Himmel treufft/ je ſchoͤner waͤchſt
die Blum.
Plautia. Du Blume deiner Zeit wirſt in der Bluͤt ab-
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Pap. Sohn. Weit beſſer deñ zu welck zu treten ſeyn von allen.
Plautia. Er trit/ er trit uns ja der alle nider trat!
Papinian. Nicht Geiſter/ uͤber die er nichts zu herꝛſchen hat.
Pap. Sohn. Nicht groſſer Goͤtter Recht das jhn noch wird
zutreten.
Plautia. Wofern der Goͤtter Ohr jtzt hoͤrt auff Wuntſch
und beten.
Papinian. Jhm wuͤntſch’ Jch ernſte Rew und dir Beſtaͤn-
digkeit.
Plautia. Jch mir den ſchnellen Tod zu Troſt in langem
Leid.
Papinian. Ein langes Leiden dint vil ſchwache zu verſtaͤrckẽ.
Plautia. Ein langes Leiden laͤſt offt groſſe Schwachheit
mercken.
Papinian.
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