Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
Sterbender
Und strauchelt wenn Jhn Grimm und Lust und Schuld verleiten/
140.Wenn Jhn Verläumbdung stöst/ und Schmeichler an der
Seiten
Auff engem Wege gehn. Wer noch die Glider trägt:
Trägt was zu gleiten zwingt/ biß er sich schlaffen legt.
Doch wer sich etwan hir zu hitzig übereilet
Und durch getrotzten Zorn und plötzlich jrren feilet:
145.Steh auff so bald er kan. Wer andre mit sich reist
Verteufft sich mehr und mehr.
Bassian. Durchauß verwähn-
ter Geist!
Wehn suchst du durch den Dunst der Worte zu verblenden
Wir kennen dein Gemüt das fast an allen Enden
Nach Ruhm durch unsre Schmach und Schunpff und Abgunst
150.Doch glaub': Es ist von dir zu deinem Fall gewagt. (jagt.
Papinian. Könt Jch deß Käysers Ruhm durch meinen Tod
erwerben:
Könt Jch vor seinen Fall und disen Unfall sterben.
So wär es meine Lust. Ach! aber diser Tag
Nimmt was Papinian nicht wieder bringen mag!
155.
Bassian. Papinian der mehr der Syrer Abkunfft treue/
Als unserm Vorder-Recht.
Papinian. Der Vorruck ist nicht
neue!
Doch mein schon langer Dinst hat stärcker widerlegt
Was ein verläumbdend Mund ins Käysers Ohren trägt.
Bassian. Er hat Jhn/ nun Er hin/ zu schützen auch erkoren.
160.
Papinian. Hab ich nicht Antonin und Getae gleich ge-
schworen?
Bassian. Wie daß der Todte denn jtzt höher bey Jhm gilt?
Papinian. Sie gelten beyde vil/ doch mehr der Themis Bild.
Bassian. Hat Geta nichts versehn/ nie Sich auff Uns er-
kühnet?
Papinian. Sein jrren hat/ mein Fürst/ die Straffe nicht
verdinet.
165.
Bassian. Nicht da Er uns nach Stand und Cron und Leben
zilt?
(gespilt.
Papinian. Verleumbdung hat allein diß Traur-Stück ab-
Bassian.
Sterbender
Und ſtrauchelt weñ Jhn Grim̃ und Luſt und Schuld verleiten/
140.Wenn Jhn Verlaͤumbdung ſtoͤſt/ und Schmeichler an der
Seiten
Auff engem Wege gehn. Wer noch die Glider traͤgt:
Traͤgt was zu gleiten zwingt/ biß er ſich ſchlaffen legt.
Doch wer ſich etwan hir zu hitzig uͤbereilet
Und durch getrotzten Zorn und ploͤtzlich jrren feilet:
145.Steh auff ſo bald er kan. Wer andre mit ſich reiſt
Verteufft ſich mehr und mehr.
Basſian. Durchauß verwaͤhn-
ter Geiſt!
Wehn ſuchſt du durch den Dunſt der Worte zu verblenden
Wir kennen dein Gemuͤt das faſt an allen Enden
Nach Ruhm durch unſre Schmach und Schunpff und Abgunſt
150.Doch glaub’: Es iſt von dir zu deinem Fall gewagt. (jagt.
Papinian. Koͤnt Jch deß Kaͤyſers Ruhm durch meinen Tod
erwerben:
Koͤnt Jch vor ſeinen Fall und diſen Unfall ſterben.
So waͤr es meine Luſt. Ach! aber diſer Tag
Nim̃t was Papinian nicht wieder bringen mag!
155.
Basſian. Papinian der mehr der Syrer Abkunfft treue/
Als unſerm Vorder-Recht.
Papinian. Der Vorruck iſt nicht
neue!
Doch mein ſchon langer Dinſt hat ſtaͤrcker widerlegt
Was ein verlaͤumbdend Mund ins Kaͤyſers Ohren traͤgt.
Basſian. Er hat Jhn/ nun Er hin/ zu ſchuͤtzen auch erkoren.
160.
Papinian. Hab ich nicht Antonin und Getæ gleich ge-
ſchworen?
Basſian. Wie daß der Todte denn jtzt hoͤher bey Jhm gilt?
Papinian. Sie gelten beyde vil/ doch mehr der Themis Bild.
Basſian. Hat Geta nichts verſehn/ nie Sich auff Uns er-
kuͤhnet?
Papinian. Sein jrren hat/ mein Fuͤrſt/ die Straffe nicht
verdinet.
165.
Basſian. Nicht da Er uns nach Stand und Cron und Leben
zilt?
(geſpilt.
Papinian. Verleumbdung hat allein diß Traur-Stuͤck ab-
Basſian.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MPP">
            <p><pb facs="#f0092"/><fw place="top" type="header">Sterbender</fw><lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd &#x017F;trauchelt wen&#x0303; Jhn Grim&#x0303; und Lu&#x017F;t und Schuld verleiten/<lb/><note place="left">140.</note>Wenn Jhn Verla&#x0364;umbdung &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t/ und Schmeichler an der<lb/><hi rendition="#et">Seiten</hi><lb/>
Auff engem Wege gehn. Wer noch die Glider tra&#x0364;gt:<lb/>
Tra&#x0364;gt was zu gleiten zwingt/ biß er &#x017F;ich &#x017F;chlaffen legt.<lb/>
Doch wer &#x017F;ich etwan hir zu hitzig u&#x0364;bereilet<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd durch getrotzten Zorn und plo&#x0364;tzlich jrren feilet:<lb/><note place="left">145.</note>Steh auff &#x017F;o bald er kan. Wer andre mit &#x017F;ich rei&#x017F;t<lb/>
Verteufft &#x017F;ich mehr und mehr.</p>
          </sp>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Durchauß verwa&#x0364;hn-<lb/><hi rendition="#et">ter Gei&#x017F;t!</hi><lb/>
Wehn &#x017F;uch&#x017F;t du durch den Dun&#x017F;t der Worte zu verblenden<lb/>
Wir kennen dein Gemu&#x0364;t das fa&#x017F;t an allen Enden<lb/>
Nach Ruhm durch un&#x017F;re Schmach und Schunpff und Abgun&#x017F;t<lb/><note place="left">150.</note>Doch glaub&#x2019;: Es i&#x017F;t von dir zu deinem Fall gewagt. <hi rendition="#et">(jagt.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Ko&#x0364;nt Jch deß Ka&#x0364;y&#x017F;ers Ruhm durch meinen Tod<lb/><hi rendition="#et">erwerben:</hi><lb/>
Ko&#x0364;nt Jch vor &#x017F;einen Fall und di&#x017F;en <hi rendition="#fr">U</hi>nfall &#x017F;terben.<lb/>
So wa&#x0364;r es meine Lu&#x017F;t. Ach! aber di&#x017F;er Tag<lb/>
Nim&#x0303;t was <hi rendition="#aq">Papinian</hi> nicht wieder bringen mag!</p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">155.</note>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p><hi rendition="#aq">Papinian</hi> der mehr der <hi rendition="#aq">Syrer</hi> Abkunfft treue/<lb/>
Als un&#x017F;erm Vorder-Recht.</p>
          </sp>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Der Vorruck i&#x017F;t nicht<lb/><hi rendition="#et">neue!</hi><lb/>
Doch mein &#x017F;chon langer Din&#x017F;t hat &#x017F;ta&#x0364;rcker widerlegt<lb/>
Was ein verla&#x0364;umbdend Mund ins Ka&#x0364;y&#x017F;ers Ohren tra&#x0364;gt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Er hat Jhn/ nun Er hin/ zu &#x017F;chu&#x0364;tzen auch erkoren.</p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">160.</note>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Hab ich nicht <hi rendition="#aq">Antonin</hi> und <hi rendition="#aq">Getæ</hi> gleich ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chworen?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Wie daß der Todte denn jtzt ho&#x0364;her bey Jhm gilt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Sie gelten beyde vil/ doch mehr der <hi rendition="#aq">Themis</hi> Bild.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Hat <hi rendition="#aq">Geta</hi> nichts ver&#x017F;ehn/ nie Sich auff <hi rendition="#fr">U</hi>ns er-<lb/><hi rendition="#et">ku&#x0364;hnet?</hi></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Sein jrren hat/ mein Fu&#x0364;r&#x017F;t/ die Straffe nicht<lb/><hi rendition="#et">verdinet.</hi></p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">165.</note>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Nicht da Er uns nach Stand und Cron und Leben<lb/><hi rendition="#et">zilt?</hi></p>
          </sp>
          <sp xml:id="spPapinian2" prev="spPapinian1">
            <p> <hi rendition="#et">(ge&#x017F;pilt.</hi> </p>
          </sp><lb/>
          <sp xml:id="spPapinian1" next="#spPapinian2">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Verleumbdung hat allein diß Traur-Stu&#x0364;ck ab-</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0092] Sterbender Und ſtrauchelt weñ Jhn Grim̃ und Luſt und Schuld verleiten/ Wenn Jhn Verlaͤumbdung ſtoͤſt/ und Schmeichler an der Seiten Auff engem Wege gehn. Wer noch die Glider traͤgt: Traͤgt was zu gleiten zwingt/ biß er ſich ſchlaffen legt. Doch wer ſich etwan hir zu hitzig uͤbereilet Und durch getrotzten Zorn und ploͤtzlich jrren feilet: Steh auff ſo bald er kan. Wer andre mit ſich reiſt Verteufft ſich mehr und mehr. Basſian. Durchauß verwaͤhn- ter Geiſt! Wehn ſuchſt du durch den Dunſt der Worte zu verblenden Wir kennen dein Gemuͤt das faſt an allen Enden Nach Ruhm durch unſre Schmach und Schunpff und Abgunſt Doch glaub’: Es iſt von dir zu deinem Fall gewagt. (jagt. Papinian. Koͤnt Jch deß Kaͤyſers Ruhm durch meinen Tod erwerben: Koͤnt Jch vor ſeinen Fall und diſen Unfall ſterben. So waͤr es meine Luſt. Ach! aber diſer Tag Nim̃t was Papinian nicht wieder bringen mag! Basſian. Papinian der mehr der Syrer Abkunfft treue/ Als unſerm Vorder-Recht. Papinian. Der Vorruck iſt nicht neue! Doch mein ſchon langer Dinſt hat ſtaͤrcker widerlegt Was ein verlaͤumbdend Mund ins Kaͤyſers Ohren traͤgt. Basſian. Er hat Jhn/ nun Er hin/ zu ſchuͤtzen auch erkoren. Papinian. Hab ich nicht Antonin und Getæ gleich ge- ſchworen? Basſian. Wie daß der Todte denn jtzt hoͤher bey Jhm gilt? Papinian. Sie gelten beyde vil/ doch mehr der Themis Bild. Basſian. Hat Geta nichts verſehn/ nie Sich auff Uns er- kuͤhnet? Papinian. Sein jrren hat/ mein Fuͤrſt/ die Straffe nicht verdinet. Basſian. Nicht da Er uns nach Stand und Cron und Leben zilt? (geſpilt. Papinian. Verleumbdung hat allein diß Traur-Stuͤck ab- Basſian.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/92
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/92>, abgerufen am 03.05.2024.