Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
PAPINIANUS.
Bassianus & Papinianus.
110.
Papinian. Der Käyser herrsch und leb!
Bassian. Es lebe wer
Jhm Heil/
Und Reich und Leben gonnt!
Papinian. Mir ist das Leben feil
Vor meines Fürsten Haubt/ und Reich und Ruh und Leben.
Bassian. Es blick auß seiner That. Wo Wercke Zeugnüß
geben
Sind Worte sonder Nutz. Was hat er sich erklärt
Auff diß was von Jhm ward zu unserm Nutz begehrt?
115.Jst diß Papinian der an der Seit uns gehet?
Der unserm Läger schafft? Der durch uns ward erhöhet?
Dem/ numehr Gott Sever, sein Reich und Blutt vertraut
Als ob der Zepter Last dem müden Alter graut?
Jst diß Papinian den so vil tausend ehren?
120.Von dem wir disen Tag so grimmen Undanck hören.
Jst diß Papinian dem nichts verborgen lag?
Und der jtzt nicht erkennt was jhn verletzen mag?
Was nützt die Weißheit die bey zweiffelhafften Fällen
Nicht Fürsten/ nicht sich selbst/ kan fest und sicher stellen?
125.
Papinian. Es geh nachs Fürsten Wort! und blick auß meinen
That/
Ob mir sein Leben werth/ wo ich mit treuem Rath
Wo ich mit Faust und Stahl stets vor den Thron bemühet'/
So ists nicht rühmens noth/ daß man mich höher sihet
Als je mein wüntschen stig/ daß mich Sever erwehlt
130.Zu sorgen/ als er ward von Sorgen loß gezehlt/
Das auff mein' Ansprach' offt das Reich und Läger gibet/
Ja/ was noch mehr/ der Fürst was mehr denn gnädig libet:
Gesteh ich freylich zu. Doch diser Glantz der Ehr
Die Staffel/ diser Stand/ zwingt mich je mehr und mehr
135.Zu sehn warumb ich sey auff disen Ort gesetzet.
Jst durch geschwinden Fall der Erden recht verletzet:
Wie kan Jch/ was die Welt vor raw vnd grausam hält/
Außstreichen/ zwar ein Mensch versiht sich offt und fällt
Und
PAPINIANUS.
Basſianus & Papinianus.
110.
Papinian. Der Kaͤyſer herꝛſch und leb!
Basſian. Es lebe wer
Jhm Heil/
Und Reich und Leben gonnt!
Papinian. Mir iſt das Leben feil
Vor meines Fuͤrſten Haubt/ und Reich und Ruh und Leben.
Basſian. Es blick auß ſeiner That. Wo Wercke Zeugnuͤß
geben
Sind Worte ſonder Nutz. Was hat er ſich erklaͤrt
Auff diß was von Jhm ward zu unſerm Nutz begehrt?
115.Jſt diß Papinian der an der Seit uns gehet?
Der unſerm Laͤger ſchafft? Der durch uns ward erhoͤhet?
Dem/ numehr Gott Sever, ſein Reich und Blutt vertraut
Als ob der Zepter Laſt dem muͤden Alter graut?
Jſt diß Papinian den ſo vil tauſend ehren?
120.Von dem wir diſen Tag ſo grimmen Undanck hoͤren.
Jſt diß Papinian dem nichts verborgen lag?
Und der jtzt nicht erkennt was jhn verletzen mag?
Was nuͤtzt die Weißheit die bey zweiffelhafften Faͤllen
Nicht Fuͤrſten/ nicht ſich ſelbſt/ kan feſt und ſicher ſtellen?
125.
Papinian. Es geh nachs Fuͤrſten Wort! und blick auß meinen
That/
Ob mir ſein Leben werth/ wo ich mit treuem Rath
Wo ich mit Fauſt und Stahl ſtets vor den Thron bemuͤhet’/
So iſts nicht ruͤhmens noth/ daß man mich hoͤher ſihet
Als je mein wuͤntſchen ſtig/ daß mich Sever erwehlt
130.Zu ſorgen/ als er ward von Sorgen loß gezehlt/
Das auff mein’ Anſprach’ offt das Reich und Laͤger gibet/
Ja/ was noch mehr/ der Fuͤrſt was mehr denn gnaͤdig libet:
Geſteh ich freylich zu. Doch diſer Glantz der Ehr
Die Staffel/ diſer Stand/ zwingt mich je mehr und mehr
135.Zu ſehn warumb ich ſey auff diſen Ort geſetzet.
Jſt durch geſchwinden Fall der Erden recht verletzet:
Wie kan Jch/ was die Welt vor raw vnd grauſam haͤlt/
Außſtreichen/ zwar ein Menſch verſiht ſich offt und faͤllt
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0091"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ianus &amp; Papinianus.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <note place="left">110.</note>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Der Ka&#x0364;y&#x017F;er her&#xA75B;&#x017F;ch und leb!</p>
          </sp>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Es lebe wer<lb/><hi rendition="#et">Jhm Heil/</hi><lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd Reich und Leben gonnt!</p>
          </sp>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Mir i&#x017F;t das Leben feil<lb/>
Vor meines Fu&#x0364;r&#x017F;ten Haubt/ und Reich und Ruh und Leben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Es blick auß &#x017F;einer That. Wo Wercke Zeugnu&#x0364;ß<lb/><hi rendition="#et">geben</hi><lb/>
Sind Worte &#x017F;onder Nutz. Was hat er &#x017F;ich erkla&#x0364;rt<lb/>
Auff diß was von Jhm ward zu un&#x017F;erm Nutz begehrt?<lb/><note place="left">115.</note>J&#x017F;t diß <hi rendition="#aq">Papinian</hi> der an der Seit uns gehet?<lb/>
Der un&#x017F;erm La&#x0364;ger &#x017F;chafft? Der durch uns ward erho&#x0364;het?<lb/>
Dem/ numehr Gott <hi rendition="#aq">Sever,</hi> &#x017F;ein Reich und Blutt vertraut<lb/>
Als ob der Zepter La&#x017F;t dem mu&#x0364;den Alter graut?<lb/>
J&#x017F;t diß <hi rendition="#aq">Papinian</hi> den &#x017F;o vil tau&#x017F;end ehren?<lb/><note place="left">120.</note>Von dem wir di&#x017F;en Tag &#x017F;o grimmen <hi rendition="#fr">U</hi>ndanck ho&#x0364;ren.<lb/>
J&#x017F;t diß <hi rendition="#aq">Papinian</hi> dem nichts verborgen lag?<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd der jtzt nicht erkennt was jhn verletzen mag?<lb/>
Was nu&#x0364;tzt die Weißheit die bey zweiffelhafften Fa&#x0364;llen<lb/>
Nicht Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ nicht &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ kan fe&#x017F;t und &#x017F;icher &#x017F;tellen?</p>
          </sp><lb/>
          <note place="left">125.</note>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Es geh nachs Fu&#x0364;r&#x017F;ten Wort! und blick auß meinen<lb/><hi rendition="#et">That/</hi><lb/>
Ob mir &#x017F;ein Leben werth/ wo ich mit treuem Rath<lb/>
Wo ich mit Fau&#x017F;t und Stahl &#x017F;tets vor den Thron bemu&#x0364;het&#x2019;/<lb/>
So i&#x017F;ts nicht ru&#x0364;hmens noth/ daß man mich ho&#x0364;her &#x017F;ihet<lb/>
Als je mein wu&#x0364;nt&#x017F;chen &#x017F;tig/ daß mich <hi rendition="#aq">Sever</hi> erwehlt<lb/><note place="left">130.</note>Zu &#x017F;orgen/ als er ward von Sorgen loß gezehlt/<lb/>
Das auff mein&#x2019; An&#x017F;prach&#x2019; offt das Reich und La&#x0364;ger gibet/<lb/>
Ja/ was noch mehr/ der Fu&#x0364;r&#x017F;t was mehr denn gna&#x0364;dig libet:<lb/>
Ge&#x017F;teh ich freylich zu. Doch di&#x017F;er Glantz der Ehr<lb/>
Die Staffel/ di&#x017F;er Stand/ zwingt mich je mehr und mehr<lb/><note place="left">135.</note>Zu &#x017F;ehn warumb ich &#x017F;ey auff di&#x017F;en Ort ge&#x017F;etzet.<lb/>
J&#x017F;t durch ge&#x017F;chwinden Fall der Erden recht verletzet:<lb/>
Wie kan Jch/ was die Welt vor raw vnd grau&#x017F;am ha&#x0364;lt/<lb/>
Auß&#x017F;treichen/ zwar ein Men&#x017F;ch ver&#x017F;iht &#x017F;ich offt und fa&#x0364;llt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">U</hi>nd</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0091] PAPINIANUS. Basſianus & Papinianus. Papinian. Der Kaͤyſer herꝛſch und leb! Basſian. Es lebe wer Jhm Heil/ Und Reich und Leben gonnt! Papinian. Mir iſt das Leben feil Vor meines Fuͤrſten Haubt/ und Reich und Ruh und Leben. Basſian. Es blick auß ſeiner That. Wo Wercke Zeugnuͤß geben Sind Worte ſonder Nutz. Was hat er ſich erklaͤrt Auff diß was von Jhm ward zu unſerm Nutz begehrt? Jſt diß Papinian der an der Seit uns gehet? Der unſerm Laͤger ſchafft? Der durch uns ward erhoͤhet? Dem/ numehr Gott Sever, ſein Reich und Blutt vertraut Als ob der Zepter Laſt dem muͤden Alter graut? Jſt diß Papinian den ſo vil tauſend ehren? Von dem wir diſen Tag ſo grimmen Undanck hoͤren. Jſt diß Papinian dem nichts verborgen lag? Und der jtzt nicht erkennt was jhn verletzen mag? Was nuͤtzt die Weißheit die bey zweiffelhafften Faͤllen Nicht Fuͤrſten/ nicht ſich ſelbſt/ kan feſt und ſicher ſtellen? Papinian. Es geh nachs Fuͤrſten Wort! und blick auß meinen That/ Ob mir ſein Leben werth/ wo ich mit treuem Rath Wo ich mit Fauſt und Stahl ſtets vor den Thron bemuͤhet’/ So iſts nicht ruͤhmens noth/ daß man mich hoͤher ſihet Als je mein wuͤntſchen ſtig/ daß mich Sever erwehlt Zu ſorgen/ als er ward von Sorgen loß gezehlt/ Das auff mein’ Anſprach’ offt das Reich und Laͤger gibet/ Ja/ was noch mehr/ der Fuͤrſt was mehr denn gnaͤdig libet: Geſteh ich freylich zu. Doch diſer Glantz der Ehr Die Staffel/ diſer Stand/ zwingt mich je mehr und mehr Zu ſehn warumb ich ſey auff diſen Ort geſetzet. Jſt durch geſchwinden Fall der Erden recht verletzet: Wie kan Jch/ was die Welt vor raw vnd grauſam haͤlt/ Außſtreichen/ zwar ein Menſch verſiht ſich offt und faͤllt Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/91
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/91>, abgerufen am 04.05.2024.