Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
PAPINIANUS.
285.Weil Mittel uns entgehn/
Dir deinen Rath und Dinste zu vergelten/
Und uns nicht an wil stehn/
Daß uns die Nach-Welt solt undanck bar schelten:
So zahle dich mit eignen Händen/
Durch dises was wir übersenden.
290.Wie? Was Geschenck ist diß! Mir? Dolchen? Strang?
und Gifft?
Bin Jchs den diser Blitz deß Bruder-Mörders trifft?
Wie? Mir! vor Rath und Dinst? Wie? Soll mein Blut-
vergissen
Beschönen deine Feil? entladen dein Gewissen?
295.Mir! Dolchen? Strang und Gifft! Wahr ists! ach Jch
verdin/
Gifft leider! Strang und Dolch! doch nicht an Antonin!
Nicht an dem Wunder-Thir/ dem tollen Ungeheuer/
Das würgend tobt und raast mit Hacken/ Rad und Feuer/
Wahr ists! ach ich verdin/ ach! Dolchen/ Gifft und Strang!
300.Ah todter Fürst an dir! nach dessen Grufft Jch rang!
Auff den die schlaue Zung den Bassian vergifftet!
Die Zunge/ die dir heut' hat jeden Stich gestifftet.
Wahr ists! ach Jch verdin'! ach! Dolchen/ Strang und
Gifft!
An niemand denn an mir/ den selbst das Ubel trifft
305.Das Jch/ doch nur zu spät' auff ander außgesonnen!
Du hast mir/ Bassian. du hast mir abgewonnen/
Weil du mich übereilt! Wer hat mich dir entdeckt?
Stirb Laetus! stirb! du hast die Glut selbst angesteckt;
Die dich zu Aschen brennt! du hast den Tod verschuldet!
310.Weil du diß Unthier hast so lang in Rom erduldet.
Stirb Laetus! weil du selbst hast deine Zeit verschertzt!
Weil du Gelegenheit nie unverzagt behertzt.
Mas red' Jch? Kont Jch heut den Mörder nicht erwischen?
Und mit deß Brudern Blut sein schuldig Blut vermischen?
315.Da bot das Glück sich dar; als in der Frauen meng'
Der Mörder kaum entkam dem heulenden Gedräng/
Wer
PAPINIANUS.
285.Weil Mittel uns entgehn/
Dir deinen Rath und Dinſte zu vergelten/
Und uns nicht an wil ſtehn/
Daß uns die Nach-Welt ſolt undanck bar ſchelten:
So zahle dich mit eignen Haͤnden/
Durch diſes was wir uͤberſenden.
290.Wie? Was Geſchenck iſt diß! Mir? Dolchen? Strang?
und Gifft?
Bin Jchs den diſer Blitz deß Bruder-Moͤrders trifft?
Wie? Mir! vor Rath und Dinſt? Wie? Soll mein Blut-
vergiſſen
Beſchoͤnen deine Feil? entladen dein Gewiſſen?
295.Mir! Dolchen? Strang und Gifft! Wahr iſts! ach Jch
verdin/
Gifft leider! Strang und Dolch! doch nicht an Antonin!
Nicht an dem Wunder-Thir/ dem tollen Ungeheuer/
Das wuͤrgend tobt und raaſt mit Hacken/ Rad und Feuer/
Wahr iſts! ach ich verdin/ ach! Dolchen/ Gifft und Strang!
300.Ah todter Fuͤrſt an dir! nach deſſen Grufft Jch rang!
Auff den die ſchlaue Zung den Basſian vergifftet!
Die Zunge/ die dir heut’ hat jeden Stich geſtifftet.
Wahr iſts! ach Jch verdin’! ach! Dolchen/ Strang und
Gifft!
An niemand denn an mir/ den ſelbſt das Ubel trifft
305.Das Jch/ doch nur zu ſpaͤt’ auff ander außgeſonnen!
Du haſt mir/ Basſian. du haſt mir abgewonnen/
Weil du mich uͤbereilt! Wer hat mich dir entdeckt?
Stirb Lætus! ſtirb! du haſt die Glut ſelbſt angeſteckt;
Die dich zu Aſchen brennt! du haſt den Tod verſchuldet!
310.Weil du diß Unthier haſt ſo lang in Rom erduldet.
Stirb Lætus! weil du ſelbſt haſt deine Zeit verſchertzt!
Weil du Gelegenheit nie unverzagt behertzt.
Mas red’ Jch? Kont Jch heut den Moͤrder nicht erwiſchen?
Und mit deß Brudern Blut ſein ſchuldig Blut vermiſchen?
315.Da bot das Gluͤck ſich dar; als in der Frauen meng’
Der Moͤrder kaum entkam dem heulenden Gedraͤng/
Wer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#LET">
            <p><pb facs="#f0073"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi></hi></fw><lb/><note place="left">285.</note>Weil Mittel uns entgehn/<lb/>
Dir deinen Rath und Din&#x017F;te zu vergelten/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd uns nicht an wil &#x017F;tehn/<lb/>
Daß uns die Nach-Welt &#x017F;olt undanck bar &#x017F;chelten:<lb/>
So zahle dich mit eignen Ha&#x0364;nden/<lb/>
Durch di&#x017F;es was wir u&#x0364;ber&#x017F;enden.<lb/><note place="left">290.</note>Wie? Was Ge&#x017F;chenck i&#x017F;t diß! Mir? Dolchen? Strang?<lb/><hi rendition="#et">und Gifft?</hi><lb/>
Bin Jchs den di&#x017F;er Blitz deß Bruder-Mo&#x0364;rders trifft?<lb/>
Wie? Mir! vor Rath und Din&#x017F;t? Wie? Soll mein Blut-<lb/><hi rendition="#et">vergi&#x017F;&#x017F;en</hi><lb/>
Be&#x017F;cho&#x0364;nen deine Feil? entladen dein Gewi&#x017F;&#x017F;en?<lb/><note place="left">295.</note>Mir! Dolchen? Strang und Gifft! Wahr i&#x017F;ts! ach Jch<lb/><hi rendition="#et">verdin/</hi><lb/>
Gifft leider! Strang und Dolch! doch nicht an <hi rendition="#aq">Antonin!</hi><lb/>
Nicht an dem Wunder-Thir/ dem tollen <hi rendition="#fr">U</hi>ngeheuer/<lb/>
Das wu&#x0364;rgend tobt und raa&#x017F;t mit Hacken/ Rad und Feuer/<lb/>
Wahr i&#x017F;ts! ach ich verdin/ ach! Dolchen/ Gifft und Strang!<lb/><note place="left">300.</note>Ah todter Fu&#x0364;r&#x017F;t an dir! nach de&#x017F;&#x017F;en Grufft Jch rang!<lb/>
Auff den die &#x017F;chlaue Zung den <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian</hi> vergifftet!<lb/>
Die Zunge/ die dir heut&#x2019; hat jeden Stich ge&#x017F;tifftet.<lb/>
Wahr i&#x017F;ts! ach Jch verdin&#x2019;! ach! Dolchen/ Strang und<lb/><hi rendition="#et">Gifft!</hi><lb/>
An niemand denn an mir/ den &#x017F;elb&#x017F;t das <hi rendition="#fr">U</hi>bel trifft<lb/><note place="left">305.</note>Das Jch/ doch nur zu &#x017F;pa&#x0364;t&#x2019; auff ander außge&#x017F;onnen!<lb/>
Du ha&#x017F;t mir/ <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> du ha&#x017F;t mir abgewonnen/<lb/>
Weil du mich u&#x0364;bereilt! Wer hat mich dir entdeckt?<lb/>
Stirb <hi rendition="#aq">Lætus!</hi> &#x017F;tirb! du ha&#x017F;t die Glut &#x017F;elb&#x017F;t ange&#x017F;teckt;<lb/>
Die dich zu A&#x017F;chen brennt! du ha&#x017F;t den Tod ver&#x017F;chuldet!<lb/><note place="left">310.</note>Weil du diß <hi rendition="#fr">U</hi>nthier ha&#x017F;t &#x017F;o lang in Rom erduldet.<lb/>
Stirb <hi rendition="#aq">Lætus!</hi> weil du &#x017F;elb&#x017F;t ha&#x017F;t deine Zeit ver&#x017F;chertzt!<lb/>
Weil du Gelegenheit nie unverzagt behertzt.<lb/>
Mas red&#x2019; Jch? Kont Jch heut den Mo&#x0364;rder nicht erwi&#x017F;chen?<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd mit deß Brudern Blut &#x017F;ein &#x017F;chuldig Blut vermi&#x017F;chen?<lb/><note place="left">315.</note>Da bot das Glu&#x0364;ck &#x017F;ich dar; als in der Frauen meng&#x2019;<lb/>
Der Mo&#x0364;rder kaum entkam dem heulenden Gedra&#x0364;ng/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0073] PAPINIANUS. Weil Mittel uns entgehn/ Dir deinen Rath und Dinſte zu vergelten/ Und uns nicht an wil ſtehn/ Daß uns die Nach-Welt ſolt undanck bar ſchelten: So zahle dich mit eignen Haͤnden/ Durch diſes was wir uͤberſenden. Wie? Was Geſchenck iſt diß! Mir? Dolchen? Strang? und Gifft? Bin Jchs den diſer Blitz deß Bruder-Moͤrders trifft? Wie? Mir! vor Rath und Dinſt? Wie? Soll mein Blut- vergiſſen Beſchoͤnen deine Feil? entladen dein Gewiſſen? Mir! Dolchen? Strang und Gifft! Wahr iſts! ach Jch verdin/ Gifft leider! Strang und Dolch! doch nicht an Antonin! Nicht an dem Wunder-Thir/ dem tollen Ungeheuer/ Das wuͤrgend tobt und raaſt mit Hacken/ Rad und Feuer/ Wahr iſts! ach ich verdin/ ach! Dolchen/ Gifft und Strang! Ah todter Fuͤrſt an dir! nach deſſen Grufft Jch rang! Auff den die ſchlaue Zung den Basſian vergifftet! Die Zunge/ die dir heut’ hat jeden Stich geſtifftet. Wahr iſts! ach Jch verdin’! ach! Dolchen/ Strang und Gifft! An niemand denn an mir/ den ſelbſt das Ubel trifft Das Jch/ doch nur zu ſpaͤt’ auff ander außgeſonnen! Du haſt mir/ Basſian. du haſt mir abgewonnen/ Weil du mich uͤbereilt! Wer hat mich dir entdeckt? Stirb Lætus! ſtirb! du haſt die Glut ſelbſt angeſteckt; Die dich zu Aſchen brennt! du haſt den Tod verſchuldet! Weil du diß Unthier haſt ſo lang in Rom erduldet. Stirb Lætus! weil du ſelbſt haſt deine Zeit verſchertzt! Weil du Gelegenheit nie unverzagt behertzt. Mas red’ Jch? Kont Jch heut den Moͤrder nicht erwiſchen? Und mit deß Brudern Blut ſein ſchuldig Blut vermiſchen? Da bot das Gluͤck ſich dar; als in der Frauen meng’ Der Moͤrder kaum entkam dem heulenden Gedraͤng/ Wer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/73
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/73>, abgerufen am 04.05.2024.