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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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PAPINIANUS.
Der Scheitel ist uns schir mit Silber-Haar bedecket.
Jn dem wir vor dem Feind' in Stahl und Ertz gestecket.
225.Rom kennt woher wir sind. Der Rath kennt den Verstand/
Das Läger unsern Mut/ das Volck die milde Hand.
Wir sind die ersten nicht die bloß durch Mut in Sigen/
Und durch der Völcker Hold deß Caesars Stul bestigen.
Mit kurtzem. Laetus ist der vor Severus war!
230.Ohn/ daß er zu dem Reich bringt mehr bequeme Jahr.
Sabinus. Bequemer als Sever; der/ als die Kräfft entgangen
Und Mut und Stärck' hinweg; zu herrschen angefangen.
Dem die bereiffte Zeit gab Spornen vor Gebiß/
Und murrisch' Ungeduld vor Jugend hinterliß.
235.Bequemer als sein Blut/ das in erhitztem rasen
Schir neuen Bürger-Krig durch zwytracht auffgeblasen/
Das nun mit Bruder-Mord den Fürsten-Hof befleckt/
Das mit so rauem Fall die grosse Welt erschreckt.
Laetus. Diß bleib an seinem Ort! man laß uns recht
erwegen;
240.Was noch am wege steh' und wie es hin zu legen.
Sabinus. Der Fürst kan nach der That deß Throns nicht
würdig seyn.
Laetus. Diß ist die minste Sorg' und gar nicht was Jch
meyn'.
Sabinus. Die Mutter ist vilmehr auff strenge Rach gesonnen.
Laetus. Wer Getam rächen kan: Hat Julien gewonnen.
245.
Sabinus. Jch sehe weiter nicht/ wer so vil hindern kan.
Laetus. Jch einen: der zu trew!
Sabinus. Wer ists?
Laetus. Papinian!
Ohn disen hätte nie der Glantz der Antoninen
Jn Purpur von dem Thron durch alle Welt geschinen.
Ohn disen hätte nicht biß auff die letzte Nacht/
250.Sever so lange Jahr in stoltzer Ruh verbracht.
Daß Bassian biß heut' in voller Macht gesessen;
Daß Geta nicht vorlängst mit Nam' und Leib vergessen:
Daß nicht das grosse Reich in heller zwytracht brennt:
Daß Rom noch einen Rath und eine Freundschafft kennt:
Daß
PAPINIANUS.
Der Scheitel iſt uns ſchir mit Silber-Haar bedecket.
Jn dem wir vor dem Feind’ in Stahl und Ertz geſtecket.
225.Rom kennt woher wir ſind. Der Rath kennt den Verſtand/
Das Laͤger unſern Mut/ das Volck die milde Hand.
Wir ſind die erſten nicht die bloß durch Mut in Sigen/
Und durch der Voͤlcker Hold deß Cæſars Stul beſtigen.
Mit kurtzem. Lætus iſt der vor Severus war!
230.Ohn/ daß er zu dem Reich bringt mehr bequeme Jahr.
Sabinus. Bequemer als Sever; der/ als die Kraͤfft entgangen
Und Mut und Staͤrck’ hinweg; zu herꝛſchen angefangen.
Dem die bereiffte Zeit gab Spornen vor Gebiß/
Und murriſch’ Ungeduld vor Jugend hinterliß.
235.Bequemer als ſein Blut/ das in erhitztem raſen
Schir neuen Buͤrger-Krig durch zwytracht auffgeblaſen/
Das nun mit Bruder-Mord den Fuͤrſten-Hof befleckt/
Das mit ſo rauem Fall die groſſe Welt erſchreckt.
Lætus. Diß bleib an ſeinem Ort! man laß uns recht
erwegen;
240.Was noch am wege ſteh’ und wie es hin zu legen.
Sabinus. Der Fuͤrſt kan nach der That deß Throns nicht
wuͤrdig ſeyn.
Lætus. Diß iſt die minſte Sorg’ und gar nicht was Jch
meyn’.
Sabinus. Die Mutter iſt vilmehr auff ſtrenge Rach geſonnen.
Lætus. Wer Getam raͤchen kan: Hat Julien gewonnen.
245.
Sabinus. Jch ſehe weiter nicht/ wer ſo vil hindern kan.
Lætus. Jch einen: der zu trew!
Sabinus. Wer iſts?
Lætus. Papinian!
Ohn diſen haͤtte nie der Glantz der Antoninen
Jn Purpur von dem Thron durch alle Welt geſchinen.
Ohn diſen haͤtte nicht biß auff die letzte Nacht/
250.Sever ſo lange Jahr in ſtoltzer Ruh verbracht.
Daß Basſian biß heut’ in voller Macht geſeſſen;
Daß Geta nicht vorlaͤngſt mit Nam’ und Leib vergeſſen:
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[0071] PAPINIANUS. Der Scheitel iſt uns ſchir mit Silber-Haar bedecket. Jn dem wir vor dem Feind’ in Stahl und Ertz geſtecket. Rom kennt woher wir ſind. Der Rath kennt den Verſtand/ Das Laͤger unſern Mut/ das Volck die milde Hand. Wir ſind die erſten nicht die bloß durch Mut in Sigen/ Und durch der Voͤlcker Hold deß Cæſars Stul beſtigen. Mit kurtzem. Lætus iſt der vor Severus war! Ohn/ daß er zu dem Reich bringt mehr bequeme Jahr. Sabinus. Bequemer als Sever; der/ als die Kraͤfft entgangen Und Mut und Staͤrck’ hinweg; zu herꝛſchen angefangen. Dem die bereiffte Zeit gab Spornen vor Gebiß/ Und murriſch’ Ungeduld vor Jugend hinterliß. Bequemer als ſein Blut/ das in erhitztem raſen Schir neuen Buͤrger-Krig durch zwytracht auffgeblaſen/ Das nun mit Bruder-Mord den Fuͤrſten-Hof befleckt/ Das mit ſo rauem Fall die groſſe Welt erſchreckt. Lætus. Diß bleib an ſeinem Ort! man laß uns recht erwegen; Was noch am wege ſteh’ und wie es hin zu legen. Sabinus. Der Fuͤrſt kan nach der That deß Throns nicht wuͤrdig ſeyn. Lætus. Diß iſt die minſte Sorg’ und gar nicht was Jch meyn’. Sabinus. Die Mutter iſt vilmehr auff ſtrenge Rach geſonnen. Lætus. Wer Getam raͤchen kan: Hat Julien gewonnen. Sabinus. Jch ſehe weiter nicht/ wer ſo vil hindern kan. Lætus. Jch einen: der zu trew! Sabinus. Wer iſts? Lætus. Papinian! Ohn diſen haͤtte nie der Glantz der Antoninen Jn Purpur von dem Thron durch alle Welt geſchinen. Ohn diſen haͤtte nicht biß auff die letzte Nacht/ Sever ſo lange Jahr in ſtoltzer Ruh verbracht. Daß Basſian biß heut’ in voller Macht geſeſſen; Daß Geta nicht vorlaͤngſt mit Nam’ und Leib vergeſſen: Daß nicht das groſſe Reich in heller zwytracht brennt: Daß Rom noch einen Rath und eine Freundſchafft kennt: Daß

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/71>, abgerufen am 26.11.2024.