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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
O! könt Jch Niobe!
Mich plötzlich und noch warm in rauen Marmel schlissen!
355.O könt ich Salmacis in Threnen-Ströme flissen!
Reyen. O Weh! O Weh!
Iulia. O Blume deiner Zeit!
Deß hohen Vaters Wonne!
Der weiten Länder Freud und deiner Mutter Sonne!
360.Du Bild der Freundlikeit!
Wirst du/ in dem Morgen-Taw so entblättert und zutreten
Ach gebährst du solches trauren deinem Rom und alle
Städten?
Kanst du angenehmes Licht/ nicht biß auff den Abend stehn
Must du eh der Tag sich theilet finster-bluttig untergehn?
365.
Reyen. O rauer Untergang! O Uhrsprung harter Nacht!
Iulia. O Nacht! die uns zu früh' auß jhrer Klufft erwacht
Die uns mit Finsternüß und schwartzem Dunckel decket!
Und mit Qual/ Angst/ und Furcht/ Gespenst und rase[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]
Was thu/ was fang ich an? (schrecke[n]
370.Was schreibt dein Blut mir vor/ ob dem die Erd' errötet!
Jch kan und bin behertzt zu tödten/ der getödtet/
Jch eil! Jch wil! Jch kan!
Durch deß Verräthers Tod den Bruder-Mord versöhnen/
Auff Läger! Läger auff! wer kan die That beschönen?
Die Bassian verübt? Auff Läger! steht mir bey!
Eur Fürst/ Eur Geta rufft! hört auff sein Mord-Geschrey
Auff! waffnet Euch/ die Jhr dem Fürsten theur verschworen
Dem Fürsten! den (Ach!) Jch zu herrschen nicht geboren!
Betrübtes Rom! der dich zu schützen dachte:
380.Verbluttet und erstarrt.
Bestürtztes Rom! komm schaw doch und betrachte;
Was dein Fürst' in dir erharrt.
O wer die Colcher! O! wer Haemus raue Wälder/
Wer Schyten! wer den Pont/ und der Cyrener Felder
385.Vor deine Pracht erwehlt!
Wer der Cimmerier uns nicht entdeckte Steine/
Wer Celten, wo es der geopfferten Gebeine
An Feur und Grabe fehlt
Für
Sterbender
O! koͤnt Jch Niobe!
Mich ploͤtzlich und noch warm in rauen Marmel ſchliſſen!
355.O koͤnt ich Salmacis in Threnen-Stroͤme fliſſen!
Reyen. O Weh! O Weh!
Iulia. O Blume deiner Zeit!
Deß hohen Vaters Wonne!
Der weiten Laͤnder Freud und deiner Mutter Sonne!
360.Du Bild der Freundlikeit!
Wirſt du/ in dem Morgen-Taw ſo entblaͤttert und zutreten
Ach gebaͤhrſt du ſolches trauren deinem Rom und alle
Staͤdten?
Kanſt du angenehmes Licht/ nicht biß auff den Abend ſtehn
Muſt du eh der Tag ſich theilet finſter-bluttig untergehn?
365.
Reyen. O rauer Untergang! O Uhrſprung harter Nacht!
Iulia. O Nacht! die uns zu fruͤh’ auß jhrer Klufft erwacht
Die uns mit Finſternuͤß und ſchwartzem Dunckel decket!
Und mit Qual/ Angſt/ und Furcht/ Geſpenſt und raſe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]
Was thu/ was fang ich an? (ſchrecke[n]
370.Was ſchreibt dein Blut mir vor/ ob dem die Erd’ erroͤtet!
Jch kan und bin behertzt zu toͤdten/ der getoͤdtet/
Jch eil! Jch wil! Jch kan!
Durch deß Verraͤthers Tod den Bruder-Mord verſoͤhnen/
Auff Laͤger! Laͤger auff! wer kan die That beſchoͤnen?
Die Basſian veruͤbt? Auff Laͤger! ſteht mir bey!
Eur Fuͤrſt/ Eur Geta rufft! hoͤrt auff ſein Mord-Geſchrey
Auff! waffnet Euch/ die Jhr dem Fuͤrſten theur verſchworen
Dem Fuͤrſten! den (Ach!) Jch zu herꝛſchen nicht geboren!
Betruͤbtes Rom! der dich zu ſchuͤtzen dachte:
380.Verbluttet und erſtarrt.
Beſtuͤrtztes Rom! kom̃ ſchaw doch und betrachte;
Was dein Fuͤrſt’ in dir erharrt.
O wer die Colcher! O! wer Hæmus raue Waͤlder/
Wer Schyten! wer den Pont/ und der Cyrener Felder
385.Vor deine Pracht erwehlt!
Wer der Cimmerier uns nicht entdeckte Steine/
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An Feur und Grabe fehlt
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[0056] Sterbender O! koͤnt Jch Niobe! Mich ploͤtzlich und noch warm in rauen Marmel ſchliſſen! O koͤnt ich Salmacis in Threnen-Stroͤme fliſſen! Reyen. O Weh! O Weh! Iulia. O Blume deiner Zeit! Deß hohen Vaters Wonne! Der weiten Laͤnder Freud und deiner Mutter Sonne! Du Bild der Freundlikeit! Wirſt du/ in dem Morgen-Taw ſo entblaͤttert und zutreten Ach gebaͤhrſt du ſolches trauren deinem Rom und alle Staͤdten? Kanſt du angenehmes Licht/ nicht biß auff den Abend ſtehn Muſt du eh der Tag ſich theilet finſter-bluttig untergehn? Reyen. O rauer Untergang! O Uhrſprung harter Nacht! Iulia. O Nacht! die uns zu fruͤh’ auß jhrer Klufft erwacht Die uns mit Finſternuͤß und ſchwartzem Dunckel decket! Und mit Qual/ Angſt/ und Furcht/ Geſpenſt und raſe_ Was thu/ was fang ich an? (ſchrecken Was ſchreibt dein Blut mir vor/ ob dem die Erd’ erroͤtet! Jch kan und bin behertzt zu toͤdten/ der getoͤdtet/ Jch eil! Jch wil! Jch kan! Durch deß Verraͤthers Tod den Bruder-Mord verſoͤhnen/ Auff Laͤger! Laͤger auff! wer kan die That beſchoͤnen? Die Basſian veruͤbt? Auff Laͤger! ſteht mir bey! Eur Fuͤrſt/ Eur Geta rufft! hoͤrt auff ſein Mord-Geſchrey Auff! waffnet Euch/ die Jhr dem Fuͤrſten theur verſchworen Dem Fuͤrſten! den (Ach!) Jch zu herꝛſchen nicht geboren! Betruͤbtes Rom! der dich zu ſchuͤtzen dachte: Verbluttet und erſtarrt. Beſtuͤrtztes Rom! kom̃ ſchaw doch und betrachte; Was dein Fuͤrſt’ in dir erharrt. O wer die Colcher! O! wer Hæmus raue Waͤlder/ Wer Schyten! wer den Pont/ und der Cyrener Felder Vor deine Pracht erwehlt! Wer der Cimmerier uns nicht entdeckte Steine/ Wer Celten, wo es der geopfferten Gebeine An Feur und Grabe fehlt Fuͤr

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/56>, abgerufen am 24.11.2024.