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Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650.

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TrawrSpiel.
Doch/ bitten wir vmbsonst; so laß diß Haupt empfinden
Was dein gericht außspricht. Nimb vnß zum opffer an
Vor den/ ohn den das Land nicht ruhig leben kan.
Phron. Wo sorgen/ da sind träum'. Ein kummervol ge-
wissen
Entsetz't sich auch ob dem das wir nicht fürchten müssen.
Theod. Wo Zepter/ da ist furcht!
Phron. furcht ist nur spiel
vnd spott/
Wo nicht zu fürchten ist.
Theod. O wolte! wolte GOTT!
Wo ist der Fürst?
Phron. Voran in Tempel.
Theod. wir ver-
weilen
Vns warlich hier zu lang! auf Jungfern/ last vns eilen.
Obr. Priester. Mord! mord!
Theod. Hilf Gott! Was
ists?
Priest. Mord mord.
Phron. wo?
Priest. beym
Altar!
Theod. O Himmel! vnser traum ist leider viel zu war.
Phron. Princessin! sie bestürbt! schawt wang vnd Lipp' er-
bleichen/
Der Augenstern erstarrt/ als in entseelten Leichen:
Bringt Balsam/ Narden/ Wein: Princessin? sie vergeht.
Princessin!
Theod Ach sind wir zu diesem fall' erhöht!
Wo rührt das vnglück her?
Priest. Jch kan den grund nicht
wissen.
Theod. Wo ist der Fürst?
Priest. Er blieb noch alß ich auß-
gerissen.
Theod. Er blib/ ja wol er blib/ der nicht entkommen kan.
Phron. Jst jemand angetast.
Priest. schawt meine wun-
den an.
Theod. Erzehle wie sich denn diß Trawrspiel angefan-
gen:
Priester. Es war das dritte theil der Finsternis vergangen/
Alß sich der Priester Rey in Gottes Kirchen drang/
Man hub die Lieder an/ der süssen seitten klang
Ließ in der stillen zeit sich angenehmer hören.
Ein jeder wurd ermahnt die grosse Nacht zu ehren
Jn welcher der/ der GOTT an macht vnd wesen gleich
[A]uß seiner herrligkeit/ des höchsten Vaters Reich
Ankommen in diß Fleisch. Die Audacht ließ sich spüren
Mit
E ij
TrawrSpiel.
Doch/ bitten wir vmbſonſt; ſo laß diß Haupt empfinden
Was dein gericht außſpricht. Nimb vnß zum opffer an
Vor den/ ohn den das Land nicht ruhig leben kan.
Phron. Wo ſorgen/ da ſind traͤum’. Ein kummervol ge-
wiſſen
Entſetz’t ſich auch ob dem das wir nicht fuͤrchten muͤſſen.
Theod. Wo Zepter/ da iſt furcht!
Phron. furcht iſt nur ſpiel
vnd ſpott/
Wo nicht zu fuͤrchten iſt.
Theod. O wolte! wolte GOTT!
Wo iſt der Fuͤrſt?
Phron. Voran in Tempel.
Theod. wir ver-
weilen
Vns warlich hier zu lang! auf Jungfern/ laſt vns eilen.
Obr. Prieſter. Mord! mord!
Theod. Hilf Gott! Was
iſts?
Prieſt. Mord mord.
Phron. wo?
Prieſt. beym
Altar!
Theod. O Himmel! vnſer traum iſt leider viel zu war.
Phron. Princeſſin! ſie beſtuͤrbt! ſchawt wang vnd Lipp’ er-
bleichen/
Der Augenſtern erſtarꝛt/ als in entſeelten Leichen:
Bringt Balſam/ Narden/ Wein: Princeſſin? ſie vergeht.
Princeſſin!
Theod Ach ſind wir zu dieſem fall’ erhoͤht!
Wo ruͤhrt das vngluͤck her?
Prieſt. Jch kan den grund nicht
wiſſen.
Theod. Wo iſt der Fuͤrſt?
Prieſt. Er blieb noch alß ich auß-
geriſſen.
Theod. Er blib/ ja wol er blib/ der nicht entkommen kan.
Phron. Jſt jemand angetaſt.
Prieſt. ſchawt meine wun-
den an.
Theod. Erzehle wie ſich denn diß Trawrſpiel angefan-
gen:
Prieſter. Es war das dritte theil der Finſternis vergangen/
Alß ſich der Prieſter Rey in Gottes Kirchen drang/
Man hub die Lieder an/ der ſuͤſſen ſeitten klang
Ließ in der ſtillen zeit ſich angenehmer hoͤren.
Ein jeder wurd ermahnt die groſſe Nacht zu ehren
Jn welcher der/ der GOTT an macht vnd weſen gleich
[A]uß ſeiner herꝛligkeit/ des hoͤchſten Vaters Reich
Ankommen in diß Fleiſch. Die Audacht ließ ſich ſpuͤren
Mit
E ij
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[67/0079] TrawrSpiel. Doch/ bitten wir vmbſonſt; ſo laß diß Haupt empfinden Was dein gericht außſpricht. Nimb vnß zum opffer an Vor den/ ohn den das Land nicht ruhig leben kan. Phron. Wo ſorgen/ da ſind traͤum’. Ein kummervol ge- wiſſen Entſetz’t ſich auch ob dem das wir nicht fuͤrchten muͤſſen. Theod. Wo Zepter/ da iſt furcht! Phron. furcht iſt nur ſpiel vnd ſpott/ Wo nicht zu fuͤrchten iſt. Theod. O wolte! wolte GOTT! Wo iſt der Fuͤrſt? Phron. Voran in Tempel. Theod. wir ver- weilen Vns warlich hier zu lang! auf Jungfern/ laſt vns eilen. Obr. Prieſter. Mord! mord! Theod. Hilf Gott! Was iſts? Prieſt. Mord mord. Phron. wo? Prieſt. beym Altar! Theod. O Himmel! vnſer traum iſt leider viel zu war. Phron. Princeſſin! ſie beſtuͤrbt! ſchawt wang vnd Lipp’ er- bleichen/ Der Augenſtern erſtarꝛt/ als in entſeelten Leichen: Bringt Balſam/ Narden/ Wein: Princeſſin? ſie vergeht. Princeſſin! Theod Ach ſind wir zu dieſem fall’ erhoͤht! Wo ruͤhrt das vngluͤck her? Prieſt. Jch kan den grund nicht wiſſen. Theod. Wo iſt der Fuͤrſt? Prieſt. Er blieb noch alß ich auß- geriſſen. Theod. Er blib/ ja wol er blib/ der nicht entkommen kan. Phron. Jſt jemand angetaſt. Prieſt. ſchawt meine wun- den an. Theod. Erzehle wie ſich denn diß Trawrſpiel angefan- gen: Prieſter. Es war das dritte theil der Finſternis vergangen/ Alß ſich der Prieſter Rey in Gottes Kirchen drang/ Man hub die Lieder an/ der ſuͤſſen ſeitten klang Ließ in der ſtillen zeit ſich angenehmer hoͤren. Ein jeder wurd ermahnt die groſſe Nacht zu ehren Jn welcher der/ der GOTT an macht vnd weſen gleich Auß ſeiner herꝛligkeit/ des hoͤchſten Vaters Reich Ankommen in diß Fleiſch. Die Audacht ließ ſich ſpuͤren Mit E ij

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Teutsche Reim-Gedichte. Frankfurt (Main), 1650, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_leoarmenius_1650/79>, abgerufen am 25.11.2024.